Noch zeigt uns die Natur ein Thier, das einem Jgel ziemlich gleich, Und das nicht weniger als jener an spitzen Stacheln wunderreich, Ja fast annoch beträchtlicher, indem es mit den längern Spitzen Nicht nur noch mehr geschickt und fähig, sich selbst zu decken und zu schützen, Nein, sich so gar von weitem wehren und seinem Gegner schaden kann. Es fällt mit selben seinen Feind, recht als mit spitzen Pfeilen, an, Und sucht von weitem ihm zu schaden. Die Art, wie er aus seinem Fleisch Sie so geschwinde schnellen kann, ist wunderlich. Ein stark Geräusch Erreget es, wenn es erzürnt. Die Stacheln selbst sind glatt und schön, Wie Ebenholz und Elfenbein, ja noch fast schöner, an- zusehn. Sie sind oft einer Ellen lang, mit schwarzen und mit weißen Flecken, Die wir in Ordnung, eins ums andre, nicht ohne Lust darauf entdecken. Man braucht sie bey den Schildern viel, zu auserlesnen Pinselstöcken. Man ißt ihr Fleisch, man hat auch ihrer zu heilen und in Arzeneyen Sich eben auf dieselbe Weise, als wie des Jgels, zu er- freuen.
Die
U
uͤber das Reich der Thiere.
Das Stachelſchwein.
Noch zeigt uns die Natur ein Thier, das einem Jgel ziemlich gleich, Und das nicht weniger als jener an ſpitzen Stacheln wunderreich, Ja faſt annoch betraͤchtlicher, indem es mit den laͤngern Spitzen Nicht nur noch mehr geſchickt und faͤhig, ſich ſelbſt zu decken und zu ſchuͤtzen, Nein, ſich ſo gar von weitem wehren und ſeinem Gegner ſchaden kann. Es faͤllt mit ſelben ſeinen Feind, recht als mit ſpitzen Pfeilen, an, Und ſucht von weitem ihm zu ſchaden. Die Art, wie er aus ſeinem Fleiſch Sie ſo geſchwinde ſchnellen kann, iſt wunderlich. Ein ſtark Geraͤuſch Erreget es, wenn es erzuͤrnt. Die Stacheln ſelbſt ſind glatt und ſchoͤn, Wie Ebenholz und Elfenbein, ja noch faſt ſchoͤner, an- zuſehn. Sie ſind oft einer Ellen lang, mit ſchwarzen und mit weißen Flecken, Die wir in Ordnung, eins ums andre, nicht ohne Luſt darauf entdecken. Man braucht ſie bey den Schildern viel, zu auserleſnen Pinſelſtoͤcken. Man ißt ihr Fleiſch, man hat auch ihrer zu heilen und in Arzeneyen Sich eben auf dieſelbe Weiſe, als wie des Jgels, zu er- freuen.
Die
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uͤber das Reich der Thiere.
Das Stachelſchwein.
Noch zeigt uns die Natur ein Thier, das einem Jgel
ziemlich gleich,
Und das nicht weniger als jener an ſpitzen Stacheln
wunderreich,
Ja faſt annoch betraͤchtlicher, indem es mit den laͤngern
Spitzen
Nicht nur noch mehr geſchickt und faͤhig, ſich ſelbſt zu
decken und zu ſchuͤtzen,
Nein, ſich ſo gar von weitem wehren und ſeinem Gegner
ſchaden kann.
Es faͤllt mit ſelben ſeinen Feind, recht als mit ſpitzen
Pfeilen, an,
Und ſucht von weitem ihm zu ſchaden. Die Art, wie
er aus ſeinem Fleiſch
Sie ſo geſchwinde ſchnellen kann, iſt wunderlich. Ein
ſtark Geraͤuſch
Erreget es, wenn es erzuͤrnt. Die Stacheln ſelbſt ſind
glatt und ſchoͤn,
Wie Ebenholz und Elfenbein, ja noch faſt ſchoͤner, an-
zuſehn.
Sie ſind oft einer Ellen lang, mit ſchwarzen und mit
weißen Flecken,
Die wir in Ordnung, eins ums andre, nicht ohne Luſt
darauf entdecken.
Man braucht ſie bey den Schildern viel, zu auserleſnen
Pinſelſtoͤcken.
Man ißt ihr Fleiſch, man hat auch ihrer zu heilen und
in Arzeneyen
Sich eben auf dieſelbe Weiſe, als wie des Jgels, zu er-
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/325>, abgerufen am 16.02.2025.
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