Er macht sich selbst zum Spanschenreuter; er pflanzet ei- nen Zaun von Dornen Jm Augenblick um sich herum; er ist von hinten und von vornen Jn seiner scharfen Schanze sicher, und er verlässet sich darauf. Droht ihm von außen wo ein Feind, Thier oder Mensch, ihn anzufallen, Verändert er gleich seine Form und wird zu einem runden Ballen. Das, so an ihm verletzbar ist, den Kopf, die Füße, zieht er ein, Und dadurch wird er unerkannt, ja, auch erkannt doch sicher seyn. Was fast noch stärker zu bewundern, so braucht er diese seine Waffen, Um, ohne Hände, doch zu sammeln und sich die Nah- rung zu verschaffen. Wo abgefallne Früchte liegen, da welzt er sich; ein' jede Spitz Jst dann, dieselben zu bekommen, so gut, als eine Hand, ihm nütz. Der Stachel dringet in die Frucht, Die Frucht bleibt auf derselben feste, Da wandert er, mit reicher Beute beladen, bald nach sei- nem Neste. Uns wird von diesem kleinen Thier auch mancher Vor- theil noch gewehrt, Jndem es Mäuse, Frösche, Kröten, und mancherley Ge- würm verzehrt. Sie wissen sich wohl zu verbergen, so daß man sie nicht leicht erkennet.
Man
uͤber das Reich der Thiere.
Er macht ſich ſelbſt zum Spanſchenreuter; er pflanzet ei- nen Zaun von Dornen Jm Augenblick um ſich herum; er iſt von hinten und von vornen Jn ſeiner ſcharfen Schanze ſicher, und er verlaͤſſet ſich darauf. Droht ihm von außen wo ein Feind, Thier oder Menſch, ihn anzufallen, Veraͤndert er gleich ſeine Form und wird zu einem runden Ballen. Das, ſo an ihm verletzbar iſt, den Kopf, die Fuͤße, zieht er ein, Und dadurch wird er unerkannt, ja, auch erkannt doch ſicher ſeyn. Was faſt noch ſtaͤrker zu bewundern, ſo braucht er dieſe ſeine Waffen, Um, ohne Haͤnde, doch zu ſammeln und ſich die Nah- rung zu verſchaffen. Wo abgefallne Fruͤchte liegen, da welzt er ſich; ein’ jede Spitz Jſt dann, dieſelben zu bekommen, ſo gut, als eine Hand, ihm nuͤtz. Der Stachel dringet in die Frucht, Die Frucht bleibt auf derſelben feſte, Da wandert er, mit reicher Beute beladen, bald nach ſei- nem Neſte. Uns wird von dieſem kleinen Thier auch mancher Vor- theil noch gewehrt, Jndem es Maͤuſe, Froͤſche, Kroͤten, und mancherley Ge- wuͤrm verzehrt. Sie wiſſen ſich wohl zu verbergen, ſo daß man ſie nicht leicht erkennet.
Man
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uͤber das Reich der Thiere.
Er macht ſich ſelbſt zum Spanſchenreuter; er pflanzet ei-
nen Zaun von Dornen
Jm Augenblick um ſich herum; er iſt von hinten und
von vornen
Jn ſeiner ſcharfen Schanze ſicher, und er verlaͤſſet ſich
darauf.
Droht ihm von außen wo ein Feind, Thier oder Menſch,
ihn anzufallen,
Veraͤndert er gleich ſeine Form und wird zu einem runden
Ballen.
Das, ſo an ihm verletzbar iſt, den Kopf, die Fuͤße, zieht
er ein,
Und dadurch wird er unerkannt, ja, auch erkannt doch
ſicher ſeyn.
Was faſt noch ſtaͤrker zu bewundern, ſo braucht er dieſe
ſeine Waffen,
Um, ohne Haͤnde, doch zu ſammeln und ſich die Nah-
rung zu verſchaffen.
Wo abgefallne Fruͤchte liegen, da welzt er ſich; ein’ jede
Spitz
Jſt dann, dieſelben zu bekommen, ſo gut, als eine Hand,
ihm nuͤtz.
Der Stachel dringet in die Frucht,
Die Frucht bleibt auf derſelben feſte,
Da wandert er, mit reicher Beute beladen, bald nach ſei-
nem Neſte.
Uns wird von dieſem kleinen Thier auch mancher Vor-
theil noch gewehrt,
Jndem es Maͤuſe, Froͤſche, Kroͤten, und mancherley Ge-
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Sie wiſſen ſich wohl zu verbergen, ſo daß man ſie nicht
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/323>, abgerufen am 16.07.2024.
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