Spräche man: ja, wer hienieden Wenig nöthig hat, ist reich: Sie sind arm zwar, doch zufrieden, Und, beym Golde, fehlt dieß euch. Sag ich: solche Ruh zu wählen, Die ein Grab der Kraft der Seelen, Und ihr bestes Theil ihr raubt; Jst uns Menschen nicht erlaubt.
Wer auf solche Weise lebet, Jst den Thieren völlig gleich. An dem, der sich nicht erhebet, Und erwägt, wie gnadenreich Gott in allen seinen Werken, Jst nichts Menschliches zu merken, Und zu solcher Frömmigkeit Fehlts dort an Gelegenheit.
Jeder, ders erwäget, findet, Daß, auf Erden, bloß das Geld Menschliche Gesellschaft bindet, Daß sie sich zusammenhält; Geld macht, daß sich Menschen nützen, Helfen, bessern, dienen, schützen, Daß man schreibet, druckt, und lehrt, Wie man seinen Schöpfer ehrt.
Wer will übers Gold denn klagen? Und wer kann mit Recht und Fug Noch nach mehrerm Nutzen fragen? Dieser Nutz ist groß genug. Wie durchs Feur die Luft sich reget, Wird, durch Geld, die Welt beweget; Gold und Geld treibt jedermann, Wie ein Sporn, zu wirken an.
Und
uͤber das Reich der Metalle.
Spraͤche man: ja, wer hienieden Wenig noͤthig hat, iſt reich: Sie ſind arm zwar, doch zufrieden, Und, beym Golde, fehlt dieß euch. Sag ich: ſolche Ruh zu waͤhlen, Die ein Grab der Kraft der Seelen, Und ihr beſtes Theil ihr raubt; Jſt uns Menſchen nicht erlaubt.
Wer auf ſolche Weiſe lebet, Jſt den Thieren voͤllig gleich. An dem, der ſich nicht erhebet, Und erwaͤgt, wie gnadenreich Gott in allen ſeinen Werken, Jſt nichts Menſchliches zu merken, Und zu ſolcher Froͤmmigkeit Fehlts dort an Gelegenheit.
Jeder, ders erwaͤget, findet, Daß, auf Erden, bloß das Geld Menſchliche Geſellſchaft bindet, Daß ſie ſich zuſammenhaͤlt; Geld macht, daß ſich Menſchen nuͤtzen, Helfen, beſſern, dienen, ſchuͤtzen, Daß man ſchreibet, druckt, und lehrt, Wie man ſeinen Schoͤpfer ehrt.
Wer will uͤbers Gold denn klagen? Und wer kann mit Recht und Fug Noch nach mehrerm Nutzen fragen? Dieſer Nutz iſt groß genug. Wie durchs Feur die Luft ſich reget, Wird, durch Geld, die Welt beweget; Gold und Geld treibt jedermann, Wie ein Sporn, zu wirken an.
Und
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uͤber das Reich der Metalle.
Spraͤche man: ja, wer hienieden
Wenig noͤthig hat, iſt reich:
Sie ſind arm zwar, doch zufrieden,
Und, beym Golde, fehlt dieß euch.
Sag ich: ſolche Ruh zu waͤhlen,
Die ein Grab der Kraft der Seelen,
Und ihr beſtes Theil ihr raubt;
Jſt uns Menſchen nicht erlaubt.
Wer auf ſolche Weiſe lebet,
Jſt den Thieren voͤllig gleich.
An dem, der ſich nicht erhebet,
Und erwaͤgt, wie gnadenreich
Gott in allen ſeinen Werken,
Jſt nichts Menſchliches zu merken,
Und zu ſolcher Froͤmmigkeit
Fehlts dort an Gelegenheit.
Jeder, ders erwaͤget, findet,
Daß, auf Erden, bloß das Geld
Menſchliche Geſellſchaft bindet,
Daß ſie ſich zuſammenhaͤlt;
Geld macht, daß ſich Menſchen nuͤtzen,
Helfen, beſſern, dienen, ſchuͤtzen,
Daß man ſchreibet, druckt, und lehrt,
Wie man ſeinen Schoͤpfer ehrt.
Wer will uͤbers Gold denn klagen?
Und wer kann mit Recht und Fug
Noch nach mehrerm Nutzen fragen?
Dieſer Nutz iſt groß genug.
Wie durchs Feur die Luft ſich reget,
Wird, durch Geld, die Welt beweget;
Gold und Geld treibt jedermann,
Wie ein Sporn, zu wirken an.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 11. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/31>, abgerufen am 16.02.2025.
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