Wo von allen andern Thieren wir mit Rechte sagen können, Daß der Schöpfer uns in ihnen Lust und Nutzen wollen gönnen, So erfodert es der Hund, daß des Schöpfers Huld hie- bey Jmmer mit Vernunft betrachtet und mit Dank geprie- sen sey. Alle Vortheil von den Hunden sind so groß, so ungemein, Daß sie nie recht zu beschreiben und fast nicht zu zählen seyn. Selbst entfernte Nationen, welche nicht dergleichen ha- ben, Wenn man von den Hunden spricht und von allen ihren Gaben, Können es unmöglich glauben, daß ein Thier das Haus bewacht, Andre Güter schützt und hütet, so des Tages als bey Nacht; Daß es unsere Personen gegen Dieb und Räuber schützt; Was verlohren, wieder sucht; uns zum Bratenwenden nützt; Daß es wilde Thiere fället, Schafe hütet, Blinde füh- ret, Jn den allerdicksten Wäldern das versteckte Wild aufspü- ret, Jn die Netze treibet, fänget, zu uns bringet, rettet, wehrt, Daß, wenn es erleget ist, es kein andrer Hund versehrt; Füchse würget, Hasen greift, aus der Erde Dächse treibt; Ja mit seinem Dienst und Nutzen nicht nur auf der Er- de bleibt,
Son-
uͤber das Reich der Thiere.
Der Hund.
Wo von allen andern Thieren wir mit Rechte ſagen koͤnnen, Daß der Schoͤpfer uns in ihnen Luſt und Nutzen wollen goͤnnen, So erfodert es der Hund, daß des Schoͤpfers Huld hie- bey Jmmer mit Vernunft betrachtet und mit Dank geprie- ſen ſey. Alle Vortheil von den Hunden ſind ſo groß, ſo ungemein, Daß ſie nie recht zu beſchreiben und faſt nicht zu zaͤhlen ſeyn. Selbſt entfernte Nationen, welche nicht dergleichen ha- ben, Wenn man von den Hunden ſpricht und von allen ihren Gaben, Koͤnnen es unmoͤglich glauben, daß ein Thier das Haus bewacht, Andre Guͤter ſchuͤtzt und huͤtet, ſo des Tages als bey Nacht; Daß es unſere Perſonen gegen Dieb und Raͤuber ſchuͤtzt; Was verlohren, wieder ſucht; uns zum Bratenwenden nuͤtzt; Daß es wilde Thiere faͤllet, Schafe huͤtet, Blinde fuͤh- ret, Jn den allerdickſten Waͤldern das verſteckte Wild aufſpuͤ- ret, Jn die Netze treibet, faͤnget, zu uns bringet, rettet, wehrt, Daß, wenn es erleget iſt, es kein andrer Hund verſehrt; Fuͤchſe wuͤrget, Haſen greift, aus der Erde Daͤchſe treibt; Ja mit ſeinem Dienſt und Nutzen nicht nur auf der Er- de bleibt,
Son-
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uͤber das Reich der Thiere.
Der Hund.
Wo von allen andern Thieren wir mit Rechte ſagen
koͤnnen,
Daß der Schoͤpfer uns in ihnen Luſt und Nutzen wollen
goͤnnen,
So erfodert es der Hund, daß des Schoͤpfers Huld hie-
bey
Jmmer mit Vernunft betrachtet und mit Dank geprie-
ſen ſey.
Alle Vortheil von den Hunden ſind ſo groß, ſo ungemein,
Daß ſie nie recht zu beſchreiben und faſt nicht zu zaͤhlen ſeyn.
Selbſt entfernte Nationen, welche nicht dergleichen ha-
ben,
Wenn man von den Hunden ſpricht und von allen ihren
Gaben,
Koͤnnen es unmoͤglich glauben, daß ein Thier das Haus
bewacht,
Andre Guͤter ſchuͤtzt und huͤtet, ſo des Tages als bey Nacht;
Daß es unſere Perſonen gegen Dieb und Raͤuber ſchuͤtzt;
Was verlohren, wieder ſucht; uns zum Bratenwenden
nuͤtzt;
Daß es wilde Thiere faͤllet, Schafe huͤtet, Blinde fuͤh-
ret,
Jn den allerdickſten Waͤldern das verſteckte Wild aufſpuͤ-
ret,
Jn die Netze treibet, faͤnget, zu uns bringet, rettet,
wehrt,
Daß, wenn es erleget iſt, es kein andrer Hund verſehrt;
Fuͤchſe wuͤrget, Haſen greift, aus der Erde Daͤchſe
treibt;
Ja mit ſeinem Dienſt und Nutzen nicht nur auf der Er-
de bleibt,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 269. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/289>, abgerufen am 16.02.2025.
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