Und das der Mensch zu seiner Kleidung und Decken künst- lich webt und schlingt. Es bietet uns in Kälte, Frost und Schnee der wilden Thiere Schaar, Uns zu bedecken und zu wärmen, das allerschönste Pelz- werk dar; So hat der Schöpfer sie gekleidet, bedeckt, erwärmet und beschützt, Doch fühlen wir, daß uns ihr Balg, sowohl als ihnen selber, nützt. Verschiedne Thiere, die kein Haar bekommen, haben an der Stelle, Zum mannichfaltigen Gebrauch für uns, sehr stark und dicke Felle. Noch andre decken sich mit Schuppen, die sie verschren- ken und auch trennen, Die sich, wie Schindeln, künstlich passen, bald öffnen und bald fügen können. Wie viel sind, die ihr flüchtig Fleisch in weichen Federn nicht verstecken, Und die uns, wenn wir ruhig schlafen, zu Betten die- nen und zu Decken! So sieht man, daß in der Natur das Pflanzenreich nicht nur allein, Nein, sondern auch so viele Thiere, zu unserm Nutz er- schaffen seyn.
Noch muß man bey den vielen Wundern in unsers Schöpfers Wunderwerken, Als eine Probe seiner Weisheit und seiner Liebe, dieß be- merken: Daß von den Thieren, die uns schädlich, die Arten sich so stark nicht mehren,
Als
Betrachtungen
Und das der Menſch zu ſeiner Kleidung und Decken kuͤnſt- lich webt und ſchlingt. Es bietet uns in Kaͤlte, Froſt und Schnee der wilden Thiere Schaar, Uns zu bedecken und zu waͤrmen, das allerſchoͤnſte Pelz- werk dar; So hat der Schoͤpfer ſie gekleidet, bedeckt, erwaͤrmet und beſchuͤtzt, Doch fuͤhlen wir, daß uns ihr Balg, ſowohl als ihnen ſelber, nuͤtzt. Verſchiedne Thiere, die kein Haar bekommen, haben an der Stelle, Zum mannichfaltigen Gebrauch fuͤr uns, ſehr ſtark und dicke Felle. Noch andre decken ſich mit Schuppen, die ſie verſchren- ken und auch trennen, Die ſich, wie Schindeln, kuͤnſtlich paſſen, bald oͤffnen und bald fuͤgen koͤnnen. Wie viel ſind, die ihr fluͤchtig Fleiſch in weichen Federn nicht verſtecken, Und die uns, wenn wir ruhig ſchlafen, zu Betten die- nen und zu Decken! So ſieht man, daß in der Natur das Pflanzenreich nicht nur allein, Nein, ſondern auch ſo viele Thiere, zu unſerm Nutz er- ſchaffen ſeyn.
Noch muß man bey den vielen Wundern in unſers Schoͤpfers Wunderwerken, Als eine Probe ſeiner Weisheit und ſeiner Liebe, dieß be- merken: Daß von den Thieren, die uns ſchaͤdlich, die Arten ſich ſo ſtark nicht mehren,
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Betrachtungen
Und das der Menſch zu ſeiner Kleidung und Decken kuͤnſt-
lich webt und ſchlingt.
Es bietet uns in Kaͤlte, Froſt und Schnee der wilden
Thiere Schaar,
Uns zu bedecken und zu waͤrmen, das allerſchoͤnſte Pelz-
werk dar;
So hat der Schoͤpfer ſie gekleidet, bedeckt, erwaͤrmet
und beſchuͤtzt,
Doch fuͤhlen wir, daß uns ihr Balg, ſowohl als ihnen
ſelber, nuͤtzt.
Verſchiedne Thiere, die kein Haar bekommen, haben
an der Stelle,
Zum mannichfaltigen Gebrauch fuͤr uns, ſehr ſtark und
dicke Felle.
Noch andre decken ſich mit Schuppen, die ſie verſchren-
ken und auch trennen,
Die ſich, wie Schindeln, kuͤnſtlich paſſen, bald oͤffnen
und bald fuͤgen koͤnnen.
Wie viel ſind, die ihr fluͤchtig Fleiſch in weichen Federn
nicht verſtecken,
Und die uns, wenn wir ruhig ſchlafen, zu Betten die-
nen und zu Decken!
So ſieht man, daß in der Natur das Pflanzenreich nicht
nur allein,
Nein, ſondern auch ſo viele Thiere, zu unſerm Nutz er-
ſchaffen ſeyn.
Noch muß man bey den vielen Wundern in unſers
Schoͤpfers Wunderwerken,
Als eine Probe ſeiner Weisheit und ſeiner Liebe, dieß be-
merken:
Daß von den Thieren, die uns ſchaͤdlich, die Arten ſich
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/264>, abgerufen am 16.02.2025.
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