Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.über das Reich der Thiere. Die sind nunmehr vereiniget, und werden nun ein Fleisch allein. Die Speisen, welche nicht beseelt, erhalten einem Thier das Leben, Ja werden selbst ein wirklich Thier. Die Theile, wor- aus sie bestunden, Sind, durch ein stet-unfühlbar Dünsten, zertheilt. Was noch vor einem Jahr Ein solches Pferd, ein solcher Hund, und eine solche Kuhe war, Jst Mist entweder oder Luft, von ihm wird anders nichts gefunden; Was damals Heu und Haber war, ist itzt der Hengst voll Feu'r und Stärke; Aufs wenigste kann man mit Recht, so viel als ich da- von bemerke, Es für ein ander Pferd nicht halten, fass't, wie es ei- gentlich geschicht Durch die nicht fühlbare Verändrung, gleich des Ver- standes Aug' es nicht, Wenn wir des Schöpfers Macht und Weisheit in Thie- ren mit Vernunft ergründen, Was kann man nicht für klare Proben von ungezählten Wundern finden! Wir wollen hier nur überhaupt, und erst von allen et- was sehn, Um, als in einem kurzen Abriß, des Schöpfers Weis- heit zu verstehn. Wir sehn an allen wilden Thieren, als Löwen, Tiger, Wolf und Bären, Daß sie an ihren Schultern, Lenden und ihren Beinen insgemein Die
uͤber das Reich der Thiere. Die ſind nunmehr vereiniget, und werden nun ein Fleiſch allein. Die Speiſen, welche nicht beſeelt, erhalten einem Thier das Leben, Ja werden ſelbſt ein wirklich Thier. Die Theile, wor- aus ſie beſtunden, Sind, durch ein ſtet-unfuͤhlbar Duͤnſten, zertheilt. Was noch vor einem Jahr Ein ſolches Pferd, ein ſolcher Hund, und eine ſolche Kuhe war, Jſt Miſt entweder oder Luft, von ihm wird anders nichts gefunden; Was damals Heu und Haber war, iſt itzt der Hengſt voll Feu’r und Staͤrke; Aufs wenigſte kann man mit Recht, ſo viel als ich da- von bemerke, Es fuͤr ein ander Pferd nicht halten, faſſ’t, wie es ei- gentlich geſchicht Durch die nicht fuͤhlbare Veraͤndrung, gleich des Ver- ſtandes Aug’ es nicht, Wenn wir des Schoͤpfers Macht und Weisheit in Thie- ren mit Vernunft ergruͤnden, Was kann man nicht fuͤr klare Proben von ungezaͤhlten Wundern finden! Wir wollen hier nur uͤberhaupt, und erſt von allen et- was ſehn, Um, als in einem kurzen Abriß, des Schoͤpfers Weis- heit zu verſtehn. Wir ſehn an allen wilden Thieren, als Loͤwen, Tiger, Wolf und Baͤren, Daß ſie an ihren Schultern, Lenden und ihren Beinen insgemein Die
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uͤber das Reich der Thiere.
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das Leben,
Ja werden ſelbſt ein wirklich Thier. Die Theile, wor-
aus ſie beſtunden,
Sind, durch ein ſtet-unfuͤhlbar Duͤnſten, zertheilt. Was
noch vor einem Jahr
Ein ſolches Pferd, ein ſolcher Hund, und eine ſolche
Kuhe war,
Jſt Miſt entweder oder Luft, von ihm wird anders
nichts gefunden;
Was damals Heu und Haber war, iſt itzt der Hengſt
voll Feu’r und Staͤrke;
Aufs wenigſte kann man mit Recht, ſo viel als ich da-
von bemerke,
Es fuͤr ein ander Pferd nicht halten, faſſ’t, wie es ei-
gentlich geſchicht
Durch die nicht fuͤhlbare Veraͤndrung, gleich des Ver-
ſtandes Aug’ es nicht,
Wenn wir des Schoͤpfers Macht und Weisheit in Thie-
ren mit Vernunft ergruͤnden,
Was kann man nicht fuͤr klare Proben von ungezaͤhlten
Wundern finden!
Wir wollen hier nur uͤberhaupt, und erſt von allen et-
was ſehn,
Um, als in einem kurzen Abriß, des Schoͤpfers Weis-
heit zu verſtehn.
Wir ſehn an allen wilden Thieren, als Loͤwen,
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Daß ſie an ihren Schultern, Lenden und ihren Beinen
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