Jmgleichen, daß die großen Thiere, absonderlich das zahme Vieh, Das wir so unentbehrlich brauchen, als Ochsen, Esel, Pferd und Küh', Sich mit so schlechter Kost und Futter, im Sommer und im Winter, nähren, Und überdas, nach ihrer Größe, desselben wenig nur ver- zehren; Da wir am Seidenwurm und Raupen befunden haben, daß sie mehr Jn einem Tag an Laub verzehren, als wie der ganze Körper schwer, Wie würden wir zu rechte kommen, wenn wir, nach ih- rer Größe, ihnen Mit einer solchen Menge Futter, an Heu und Habern müßten dienen?
Man könnte hier von vielen Arten, auf welche Weise Thiere käuen, Wie sie auf so verschiedne Weise die eingenommne Kost verdäuen, Wie ihrer einige versehen, mit mehr als einer Art von Magen, Und noch viel wunderwürd'ge Sachen, die wenige be- merken, sagen. Die Thiere theilen sich in Arten, die Fleisch, die Gras und Kräuter essen, Jn andre, welche Fische nur, und die, so Ungeziefer fressen. Der Mensch allein, worüder jeder sich nicht genug ver- wundern kann, Nimmt alles fast, was die Natur hervorgebracht, zur Nahrung an,
Wo-
uͤber das Reich der Thiere.
Jmgleichen, daß die großen Thiere, abſonderlich das zahme Vieh, Das wir ſo unentbehrlich brauchen, als Ochſen, Eſel, Pferd und Kuͤh’, Sich mit ſo ſchlechter Koſt und Futter, im Sommer und im Winter, naͤhren, Und uͤberdas, nach ihrer Groͤße, deſſelben wenig nur ver- zehren; Da wir am Seidenwurm und Raupen befunden haben, daß ſie mehr Jn einem Tag an Laub verzehren, als wie der ganze Koͤrper ſchwer, Wie wuͤrden wir zu rechte kommen, wenn wir, nach ih- rer Groͤße, ihnen Mit einer ſolchen Menge Futter, an Heu und Habern muͤßten dienen?
Man koͤnnte hier von vielen Arten, auf welche Weiſe Thiere kaͤuen, Wie ſie auf ſo verſchiedne Weiſe die eingenommne Koſt verdaͤuen, Wie ihrer einige verſehen, mit mehr als einer Art von Magen, Und noch viel wunderwuͤrd’ge Sachen, die wenige be- merken, ſagen. Die Thiere theilen ſich in Arten, die Fleiſch, die Gras und Kraͤuter eſſen, Jn andre, welche Fiſche nur, und die, ſo Ungeziefer freſſen. Der Menſch allein, woruͤder jeder ſich nicht genug ver- wundern kann, Nimmt alles faſt, was die Natur hervorgebracht, zur Nahrung an,
Wo-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0257"n="237"/><fwplace="top"type="header">uͤber das Reich der Thiere.</fw><lb/><lgn="72"><l>Jmgleichen, daß die großen Thiere, abſonderlich das<lb/><hirendition="#et">zahme Vieh,</hi></l><lb/><l>Das wir ſo unentbehrlich brauchen, als Ochſen, Eſel,<lb/><hirendition="#et">Pferd und Kuͤh’,</hi></l><lb/><l>Sich mit ſo ſchlechter Koſt und Futter, im Sommer und<lb/><hirendition="#et">im Winter, naͤhren,</hi></l><lb/><l>Und uͤberdas, nach ihrer Groͤße, deſſelben wenig nur ver-<lb/><hirendition="#et">zehren;</hi></l><lb/><l>Da wir am Seidenwurm und Raupen befunden haben,<lb/><hirendition="#et">daß ſie mehr</hi></l><lb/><l>Jn einem Tag an Laub verzehren, als wie der ganze<lb/><hirendition="#et">Koͤrper ſchwer,</hi></l><lb/><l>Wie wuͤrden wir zu rechte kommen, wenn wir, nach ih-<lb/><hirendition="#et">rer Groͤße, ihnen</hi></l><lb/><l>Mit einer ſolchen Menge Futter, an Heu und Habern<lb/><hirendition="#et">muͤßten dienen?</hi></l></lg><lb/><lgn="73"><l>Man koͤnnte hier von vielen Arten, auf welche Weiſe<lb/><hirendition="#et">Thiere kaͤuen,</hi></l><lb/><l>Wie ſie auf ſo verſchiedne Weiſe die eingenommne Koſt<lb/><hirendition="#et">verdaͤuen,</hi></l><lb/><l>Wie ihrer einige verſehen, mit mehr als einer Art von<lb/><hirendition="#et">Magen,</hi></l><lb/><l>Und noch viel wunderwuͤrd’ge Sachen, die wenige be-<lb/><hirendition="#et">merken, ſagen.</hi></l><lb/><l>Die Thiere theilen ſich in Arten, die Fleiſch, die Gras<lb/><hirendition="#et">und Kraͤuter eſſen,</hi></l><lb/><l>Jn andre, welche Fiſche nur, und die, ſo Ungeziefer<lb/><hirendition="#et">freſſen.</hi></l><lb/><l>Der Menſch allein, woruͤder jeder ſich nicht genug ver-<lb/><hirendition="#et">wundern kann,</hi></l><lb/><l>Nimmt alles faſt, was die Natur hervorgebracht, zur<lb/><hirendition="#et">Nahrung an,</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wo-</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[237/0257]
uͤber das Reich der Thiere.
Jmgleichen, daß die großen Thiere, abſonderlich das
zahme Vieh,
Das wir ſo unentbehrlich brauchen, als Ochſen, Eſel,
Pferd und Kuͤh’,
Sich mit ſo ſchlechter Koſt und Futter, im Sommer und
im Winter, naͤhren,
Und uͤberdas, nach ihrer Groͤße, deſſelben wenig nur ver-
zehren;
Da wir am Seidenwurm und Raupen befunden haben,
daß ſie mehr
Jn einem Tag an Laub verzehren, als wie der ganze
Koͤrper ſchwer,
Wie wuͤrden wir zu rechte kommen, wenn wir, nach ih-
rer Groͤße, ihnen
Mit einer ſolchen Menge Futter, an Heu und Habern
muͤßten dienen?
Man koͤnnte hier von vielen Arten, auf welche Weiſe
Thiere kaͤuen,
Wie ſie auf ſo verſchiedne Weiſe die eingenommne Koſt
verdaͤuen,
Wie ihrer einige verſehen, mit mehr als einer Art von
Magen,
Und noch viel wunderwuͤrd’ge Sachen, die wenige be-
merken, ſagen.
Die Thiere theilen ſich in Arten, die Fleiſch, die Gras
und Kraͤuter eſſen,
Jn andre, welche Fiſche nur, und die, ſo Ungeziefer
freſſen.
Der Menſch allein, woruͤder jeder ſich nicht genug ver-
wundern kann,
Nimmt alles faſt, was die Natur hervorgebracht, zur
Nahrung an,
Wo-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 237. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/257>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.