Und untersuchen, wie sie sich auf so verschiedne Weise nähren, Worinn wir abermal ein Meer, das nie zu fassen, zu ergründen, Von wunderbaren Wunderwerken mit Andacht zu be- wundern finden. Wobey wir wohl mit David rufen: Herr, auf wie wun- derbare Weise Gewährest du, zu ihrer Zeit, doch allen Thieren ihre Speise! Es warten auf dich aller Augen, du öffnest ihnen deine Hand, Und du erfüllest, was da lebt, mit Wohlgefallen. Du allein Willst, wie ja Christus selber spricht, ihr großer Speise- meister seyn. Seht an die Vögel unterm Himmel, spricht sein erleuch- teter Verstand, Sie säen nicht, sie erndten nicht, sie sammeln in die Scheuren nicht, Und euer Vater nährt sie doch, wovon noch David fer- ner spricht: Daß Gott dem Vieh sein Futter giebt, und daß auch gar die jungen Raben, Die auch zu ihm um Speise flehn, ihr Futter von dem Schöpfer haben. Gereichet nun der Thiere Bildung und Zeugung unserm Gott zum Preise, So stralt nicht minder seine Weisheit und Lieb' und All- macht aus der Weise, Wodurch er sie ernährt, hervor. Sobald ein weiblich Thier empfangen,
Ver-
uͤber das Reich der Thiere.
Und unterſuchen, wie ſie ſich auf ſo verſchiedne Weiſe naͤhren, Worinn wir abermal ein Meer, das nie zu faſſen, zu ergruͤnden, Von wunderbaren Wunderwerken mit Andacht zu be- wundern finden. Wobey wir wohl mit David rufen: Herr, auf wie wun- derbare Weiſe Gewaͤhreſt du, zu ihrer Zeit, doch allen Thieren ihre Speiſe! Es warten auf dich aller Augen, du oͤffneſt ihnen deine Hand, Und du erfuͤlleſt, was da lebt, mit Wohlgefallen. Du allein Willſt, wie ja Chriſtus ſelber ſpricht, ihr großer Speiſe- meiſter ſeyn. Seht an die Voͤgel unterm Himmel, ſpricht ſein erleuch- teter Verſtand, Sie ſaͤen nicht, ſie erndten nicht, ſie ſammeln in die Scheuren nicht, Und euer Vater naͤhrt ſie doch, wovon noch David fer- ner ſpricht: Daß Gott dem Vieh ſein Futter giebt, und daß auch gar die jungen Raben, Die auch zu ihm um Speiſe flehn, ihr Futter von dem Schoͤpfer haben. Gereichet nun der Thiere Bildung und Zeugung unſerm Gott zum Preiſe, So ſtralt nicht minder ſeine Weisheit und Lieb’ und All- macht aus der Weiſe, Wodurch er ſie ernaͤhrt, hervor. Sobald ein weiblich Thier empfangen,
Ver-
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uͤber das Reich der Thiere.
Und unterſuchen, wie ſie ſich auf ſo verſchiedne Weiſe
naͤhren,
Worinn wir abermal ein Meer, das nie zu faſſen, zu
ergruͤnden,
Von wunderbaren Wunderwerken mit Andacht zu be-
wundern finden.
Wobey wir wohl mit David rufen: Herr, auf wie wun-
derbare Weiſe
Gewaͤhreſt du, zu ihrer Zeit, doch allen Thieren ihre
Speiſe!
Es warten auf dich aller Augen, du oͤffneſt ihnen deine
Hand,
Und du erfuͤlleſt, was da lebt, mit Wohlgefallen. Du
allein
Willſt, wie ja Chriſtus ſelber ſpricht, ihr großer Speiſe-
meiſter ſeyn.
Seht an die Voͤgel unterm Himmel, ſpricht ſein erleuch-
teter Verſtand,
Sie ſaͤen nicht, ſie erndten nicht, ſie ſammeln in die
Scheuren nicht,
Und euer Vater naͤhrt ſie doch, wovon noch David fer-
ner ſpricht:
Daß Gott dem Vieh ſein Futter giebt, und daß auch gar
die jungen Raben,
Die auch zu ihm um Speiſe flehn, ihr Futter von dem
Schoͤpfer haben.
Gereichet nun der Thiere Bildung und Zeugung unſerm
Gott zum Preiſe,
So ſtralt nicht minder ſeine Weisheit und Lieb’ und All-
macht aus der Weiſe,
Wodurch er ſie ernaͤhrt, hervor. Sobald ein weiblich
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 235. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/255>, abgerufen am 16.02.2025.
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