Sich unter sich befruchten können, da Mann mit Männ- chen sich verbunden, Wie, oder daß sie mit sich selbst, so wir Hermaphrodi- ten nennen, Jhr eigenes Vergnügen haben, und sich aus sich selbst schwängern können. Jn einer noch geringern Staffel sind viele Thierchen in dem Meer, Die von sich selber Eyer haben, und aus dem Nestchen, das sie bauen, Sie, wenn sie zeitig, von sich werfen, und sie dem Was- ser anvertrauen. Noch trifft man eine Mittelgattung von Thieren und von Pflanzen an, Worinn man, wenn man sie nicht rührt, fast gar kein Leben spüren kann, Die doch, wenn man sie rührt, sich regen. Und end- lich kömmt die letzte Art Lebend'ger Wesen, in den Pflanzen, die, da sich keine jemals paart, Durch eignen Samen sich vermehren, doch darf man darum nicht vermeynen, Als ob bey der Verminderung, an einiger Vollkommenheit, Es einer Sorte fehlen sollte. Dieß können wir mit Recht verneinen, Und wird dadurch zu gleicher Zeit des großen Schöpfers Herrlichkeit Und Macht und Weisheit in der Aendrung um desto vol- lenkommner scheinen. Nachdem wir also von den Thieren die Art, wie selbe sich vermehren, Zum Ruhm des Schöpfers, angesehn, so wollen wir nunmehr uns kehren
Und
Betrachtungen
Sich unter ſich befruchten koͤnnen, da Mann mit Maͤnn- chen ſich verbunden, Wie, oder daß ſie mit ſich ſelbſt, ſo wir Hermaphrodi- ten nennen, Jhr eigenes Vergnuͤgen haben, und ſich aus ſich ſelbſt ſchwaͤngern koͤnnen. Jn einer noch geringern Staffel ſind viele Thierchen in dem Meer, Die von ſich ſelber Eyer haben, und aus dem Neſtchen, das ſie bauen, Sie, wenn ſie zeitig, von ſich werfen, und ſie dem Waſ- ſer anvertrauen. Noch trifft man eine Mittelgattung von Thieren und von Pflanzen an, Worinn man, wenn man ſie nicht ruͤhrt, faſt gar kein Leben ſpuͤren kann, Die doch, wenn man ſie ruͤhrt, ſich regen. Und end- lich koͤmmt die letzte Art Lebend’ger Weſen, in den Pflanzen, die, da ſich keine jemals paart, Durch eignen Samen ſich vermehren, doch darf man darum nicht vermeynen, Als ob bey der Verminderung, an einiger Vollkommenheit, Es einer Sorte fehlen ſollte. Dieß koͤnnen wir mit Recht verneinen, Und wird dadurch zu gleicher Zeit des großen Schoͤpfers Herrlichkeit Und Macht und Weisheit in der Aendrung um deſto vol- lenkommner ſcheinen. Nachdem wir alſo von den Thieren die Art, wie ſelbe ſich vermehren, Zum Ruhm des Schoͤpfers, angeſehn, ſo wollen wir nunmehr uns kehren
Und
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0254"n="234"/><fwplace="top"type="header">Betrachtungen</fw><lb/><lgn="69"><l>Sich unter ſich befruchten koͤnnen, da Mann mit Maͤnn-<lb/><hirendition="#et">chen ſich verbunden,</hi></l><lb/><l>Wie, oder daß ſie mit ſich ſelbſt, ſo wir Hermaphrodi-<lb/><hirendition="#et">ten nennen,</hi></l><lb/><l>Jhr eigenes Vergnuͤgen haben, und ſich aus ſich ſelbſt<lb/><hirendition="#et">ſchwaͤngern koͤnnen.</hi></l><lb/><l>Jn einer noch geringern Staffel ſind viele Thierchen in<lb/><hirendition="#et">dem Meer,</hi></l><lb/><l>Die von ſich ſelber Eyer haben, und aus dem Neſtchen,<lb/><hirendition="#et">das ſie bauen,</hi></l><lb/><l>Sie, wenn ſie zeitig, von ſich werfen, und ſie dem Waſ-<lb/><hirendition="#et">ſer anvertrauen.</hi></l><lb/><l>Noch trifft man eine Mittelgattung von Thieren und<lb/><hirendition="#et">von Pflanzen an,</hi></l><lb/><l>Worinn man, wenn man ſie nicht ruͤhrt, faſt gar kein<lb/><hirendition="#et">Leben ſpuͤren kann,</hi></l><lb/><l>Die doch, wenn man ſie ruͤhrt, ſich regen. Und end-<lb/><hirendition="#et">lich koͤmmt die letzte Art</hi></l><lb/><l>Lebend’ger Weſen, in den Pflanzen, die, da ſich keine<lb/><hirendition="#et">jemals paart,</hi></l><lb/><l>Durch eignen Samen ſich vermehren, doch darf man<lb/><hirendition="#et">darum nicht vermeynen,</hi></l><lb/><l>Als ob bey der Verminderung, an einiger Vollkommenheit,</l><lb/><l>Es einer Sorte fehlen ſollte. Dieß koͤnnen wir mit<lb/><hirendition="#et">Recht verneinen,</hi></l><lb/><l>Und wird dadurch zu gleicher Zeit des großen Schoͤpfers<lb/><hirendition="#et">Herrlichkeit</hi></l><lb/><l>Und Macht und Weisheit in der Aendrung um deſto vol-<lb/><hirendition="#et">lenkommner ſcheinen.</hi></l><lb/><l>Nachdem wir alſo von den Thieren die Art, wie ſelbe<lb/><hirendition="#et">ſich vermehren,</hi></l><lb/><l>Zum Ruhm des Schoͤpfers, angeſehn, ſo wollen wir<lb/><hirendition="#et">nunmehr uns kehren</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Und</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[234/0254]
Betrachtungen
Sich unter ſich befruchten koͤnnen, da Mann mit Maͤnn-
chen ſich verbunden,
Wie, oder daß ſie mit ſich ſelbſt, ſo wir Hermaphrodi-
ten nennen,
Jhr eigenes Vergnuͤgen haben, und ſich aus ſich ſelbſt
ſchwaͤngern koͤnnen.
Jn einer noch geringern Staffel ſind viele Thierchen in
dem Meer,
Die von ſich ſelber Eyer haben, und aus dem Neſtchen,
das ſie bauen,
Sie, wenn ſie zeitig, von ſich werfen, und ſie dem Waſ-
ſer anvertrauen.
Noch trifft man eine Mittelgattung von Thieren und
von Pflanzen an,
Worinn man, wenn man ſie nicht ruͤhrt, faſt gar kein
Leben ſpuͤren kann,
Die doch, wenn man ſie ruͤhrt, ſich regen. Und end-
lich koͤmmt die letzte Art
Lebend’ger Weſen, in den Pflanzen, die, da ſich keine
jemals paart,
Durch eignen Samen ſich vermehren, doch darf man
darum nicht vermeynen,
Als ob bey der Verminderung, an einiger Vollkommenheit,
Es einer Sorte fehlen ſollte. Dieß koͤnnen wir mit
Recht verneinen,
Und wird dadurch zu gleicher Zeit des großen Schoͤpfers
Herrlichkeit
Und Macht und Weisheit in der Aendrung um deſto vol-
lenkommner ſcheinen.
Nachdem wir alſo von den Thieren die Art, wie ſelbe
ſich vermehren,
Zum Ruhm des Schoͤpfers, angeſehn, ſo wollen wir
nunmehr uns kehren
Und
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 234. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/254>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.