Die bey der allgemeinen Scheidung im Körper mit sich rückwerts führen Viel zarte wässerichte Theile, die wieder nach dem Herzen gehn, Damit des Blutes Flüßigkeit dadurch von aller Sto- ckung frey, Und in dem so nothwend'gen Kreislauf beständig unter- halten sey.
Nachdem wir nun den Zirkellauf des Bluts in etwas angesehn, So laßt uns, wie der Nahrungssaft formirt, die Schei- dungen geschehn, Jm Körper ebenfalls betrachten, worinn sich neue Wun- der weisen.
Sobald durch unsre vordre Zähne, als wie durch Messer, unsre Speisen Zerschnitten, durch die Backenzähn, als wie durch so viel Mühlenstein', Zermalmet, mit des Speichels Saft befeuchtet, und ge- käuet seyn, So werden sie, durch die Bewegung der Mäuslein, von dem Schlund der Zungen Durch den Canal, die Speiseröhre genennet, schnell hin- abgeschlungen, Und in dem Magen recht gekocht, als wie auf einem Küchenherd, Daselbst auf ganz besondre Weis' in einen weißen Saft verkehrt, Der, unter Mischung andrer Theile, sich durch den un- tern Magenmund Hinabsenket, und allgemach in das Gedärme sich er- gießet,
Wo-
Betrachtungen
Die bey der allgemeinen Scheidung im Koͤrper mit ſich ruͤckwerts fuͤhren Viel zarte waͤſſerichte Theile, die wieder nach dem Herzen gehn, Damit des Blutes Fluͤßigkeit dadurch von aller Sto- ckung frey, Und in dem ſo nothwend’gen Kreislauf beſtaͤndig unter- halten ſey.
Nachdem wir nun den Zirkellauf des Bluts in etwas angeſehn, So laßt uns, wie der Nahrungsſaft formirt, die Schei- dungen geſchehn, Jm Koͤrper ebenfalls betrachten, worinn ſich neue Wun- der weiſen.
Sobald durch unſre vordre Zaͤhne, als wie durch Meſſer, unſre Speiſen Zerſchnitten, durch die Backenzaͤhn, als wie durch ſo viel Muͤhlenſtein’, Zermalmet, mit des Speichels Saft befeuchtet, und ge- kaͤuet ſeyn, So werden ſie, durch die Bewegung der Maͤuslein, von dem Schlund der Zungen Durch den Canal, die Speiſeroͤhre genennet, ſchnell hin- abgeſchlungen, Und in dem Magen recht gekocht, als wie auf einem Kuͤchenherd, Daſelbſt auf ganz beſondre Weiſ’ in einen weißen Saft verkehrt, Der, unter Miſchung andrer Theile, ſich durch den un- tern Magenmund Hinabſenket, und allgemach in das Gedaͤrme ſich er- gießet,
Wo-
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[206/0226]
Betrachtungen
Die bey der allgemeinen Scheidung im Koͤrper mit ſich
ruͤckwerts fuͤhren
Viel zarte waͤſſerichte Theile, die wieder nach dem Herzen
gehn,
Damit des Blutes Fluͤßigkeit dadurch von aller Sto-
ckung frey,
Und in dem ſo nothwend’gen Kreislauf beſtaͤndig unter-
halten ſey.
Nachdem wir nun den Zirkellauf des Bluts in etwas
angeſehn,
So laßt uns, wie der Nahrungsſaft formirt, die Schei-
dungen geſchehn,
Jm Koͤrper ebenfalls betrachten, worinn ſich neue Wun-
der weiſen.
Sobald durch unſre vordre Zaͤhne, als wie durch
Meſſer, unſre Speiſen
Zerſchnitten, durch die Backenzaͤhn, als wie durch ſo
viel Muͤhlenſtein’,
Zermalmet, mit des Speichels Saft befeuchtet, und ge-
kaͤuet ſeyn,
So werden ſie, durch die Bewegung der Maͤuslein, von
dem Schlund der Zungen
Durch den Canal, die Speiſeroͤhre genennet, ſchnell hin-
abgeſchlungen,
Und in dem Magen recht gekocht, als wie auf einem
Kuͤchenherd,
Daſelbſt auf ganz beſondre Weiſ’ in einen weißen Saft
verkehrt,
Der, unter Miſchung andrer Theile, ſich durch den un-
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Hinabſenket, und allgemach in das Gedaͤrme ſich er-
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 206. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/226>, abgerufen am 16.07.2024.
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