Die auf vier Beinen sich bewegen, in Thiere, welche fliegen, schwimmen, Und endlich in noch eine Art, in Thiere, welche blut- los, ein; Von welchen viele groß vom Körper, und viele ganz un- glaublich klein.
Wir wollen nun von diesen erstlich die, so vier Füße haben, sehn; Weil ihre Körper mehrentheils mit denen körperlichen Gaben, Die wir, doch mit besonderm Vorzug, an unserm Leib empfangen haben, Die den Verstand weit übersteigen, in einer Art von Gleichheit stehn. Demnach besteht das große Kunstwerk, der Leib vom Menschen und vom Thier, Das unvergleichlich, wunderbar, ja gleichsam göttlich ist, allein Aus lauter Theilen, welche fest, und Theilen, welche flüßig seyn. Die stellen, in sich selbst verbunden, ein Luft- und Was- serwerk uns für, Ja eine Werkstatt der Chymie von Kolben, Vorlag- Siebungen, Jmgleichen manches Heb- und Werkzeug von vielen überkünstlichen (Fast lebendigen Chorden gleich,) verschiedlich angezog'- nen Seilen. Von denen in der Thiere Leibern vorhandnen flüßig- feuchten Theilen, Jst nun vor andern das Geblüt ein so verwunderlicher Saft,
Von
Betrachtungen
Die auf vier Beinen ſich bewegen, in Thiere, welche fliegen, ſchwimmen, Und endlich in noch eine Art, in Thiere, welche blut- los, ein; Von welchen viele groß vom Koͤrper, und viele ganz un- glaublich klein.
Wir wollen nun von dieſen erſtlich die, ſo vier Fuͤße haben, ſehn; Weil ihre Koͤrper mehrentheils mit denen koͤrperlichen Gaben, Die wir, doch mit beſonderm Vorzug, an unſerm Leib empfangen haben, Die den Verſtand weit uͤberſteigen, in einer Art von Gleichheit ſtehn. Demnach beſteht das große Kunſtwerk, der Leib vom Menſchen und vom Thier, Das unvergleichlich, wunderbar, ja gleichſam goͤttlich iſt, allein Aus lauter Theilen, welche feſt, und Theilen, welche fluͤßig ſeyn. Die ſtellen, in ſich ſelbſt verbunden, ein Luft- und Waſ- ſerwerk uns fuͤr, Ja eine Werkſtatt der Chymie von Kolben, Vorlag- Siebungen, Jmgleichen manches Heb- und Werkzeug von vielen uͤberkuͤnſtlichen (Faſt lebendigen Chorden gleich,) verſchiedlich angezog’- nen Seilen. Von denen in der Thiere Leibern vorhandnen fluͤßig- feuchten Theilen, Jſt nun vor andern das Gebluͤt ein ſo verwunderlicher Saft,
Von
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0220"n="200"/><fwplace="top"type="header">Betrachtungen</fw><lb/><lgn="2"><l>Die auf vier Beinen ſich bewegen, in Thiere, welche<lb/><hirendition="#et">fliegen, ſchwimmen,</hi></l><lb/><l>Und endlich in noch eine Art, in Thiere, welche blut-<lb/><hirendition="#et">los, ein;</hi></l><lb/><l>Von welchen viele groß vom Koͤrper, und viele ganz un-<lb/><hirendition="#et">glaublich klein.</hi></l></lg><lb/><lgn="3"><l>Wir wollen nun von dieſen erſtlich die, ſo vier Fuͤße<lb/><hirendition="#et">haben, ſehn;</hi></l><lb/><l>Weil ihre Koͤrper mehrentheils mit denen koͤrperlichen<lb/><hirendition="#et">Gaben,</hi></l><lb/><l>Die wir, doch mit beſonderm Vorzug, an unſerm Leib<lb/><hirendition="#et">empfangen haben,</hi></l><lb/><l>Die den Verſtand weit uͤberſteigen, in einer Art von<lb/><hirendition="#et">Gleichheit ſtehn.</hi></l><lb/><l>Demnach beſteht das große Kunſtwerk, der Leib vom<lb/><hirendition="#et">Menſchen und vom Thier,</hi></l><lb/><l>Das unvergleichlich, wunderbar, ja gleichſam goͤttlich<lb/><hirendition="#et">iſt, allein</hi></l><lb/><l>Aus lauter Theilen, welche feſt, und Theilen, welche<lb/><hirendition="#et">fluͤßig ſeyn.</hi></l><lb/><l>Die ſtellen, in ſich ſelbſt verbunden, ein Luft- und Waſ-<lb/><hirendition="#et">ſerwerk uns fuͤr,</hi></l><lb/><l>Ja eine Werkſtatt der Chymie von Kolben, Vorlag-<lb/><hirendition="#et">Siebungen,</hi></l><lb/><l>Jmgleichen manches Heb- und Werkzeug von vielen<lb/><hirendition="#et">uͤberkuͤnſtlichen</hi><lb/>
(Faſt lebendigen Chorden gleich,) verſchiedlich angezog’-<lb/><hirendition="#et">nen Seilen.</hi></l><lb/><l>Von denen in der Thiere Leibern vorhandnen fluͤßig-<lb/><hirendition="#et">feuchten Theilen,</hi></l><lb/><l>Jſt nun vor andern das Gebluͤt ein ſo verwunderlicher<lb/><hirendition="#et">Saft,</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Von</fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[200/0220]
Betrachtungen
Die auf vier Beinen ſich bewegen, in Thiere, welche
fliegen, ſchwimmen,
Und endlich in noch eine Art, in Thiere, welche blut-
los, ein;
Von welchen viele groß vom Koͤrper, und viele ganz un-
glaublich klein.
Wir wollen nun von dieſen erſtlich die, ſo vier Fuͤße
haben, ſehn;
Weil ihre Koͤrper mehrentheils mit denen koͤrperlichen
Gaben,
Die wir, doch mit beſonderm Vorzug, an unſerm Leib
empfangen haben,
Die den Verſtand weit uͤberſteigen, in einer Art von
Gleichheit ſtehn.
Demnach beſteht das große Kunſtwerk, der Leib vom
Menſchen und vom Thier,
Das unvergleichlich, wunderbar, ja gleichſam goͤttlich
iſt, allein
Aus lauter Theilen, welche feſt, und Theilen, welche
fluͤßig ſeyn.
Die ſtellen, in ſich ſelbſt verbunden, ein Luft- und Waſ-
ſerwerk uns fuͤr,
Ja eine Werkſtatt der Chymie von Kolben, Vorlag-
Siebungen,
Jmgleichen manches Heb- und Werkzeug von vielen
uͤberkuͤnſtlichen
(Faſt lebendigen Chorden gleich,) verſchiedlich angezog’-
nen Seilen.
Von denen in der Thiere Leibern vorhandnen fluͤßig-
feuchten Theilen,
Jſt nun vor andern das Gebluͤt ein ſo verwunderlicher
Saft,
Von
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 200. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/220>, abgerufen am 16.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.