Lieget dein selbstständigs Glänzen, Das die Ewigkeit erfüllt, Gleich im Licht, das ohne Grenzen Undurchdringlich ist, verhüllt; Sieht man dennoch deine Spuren Jn der Welt der Kreaturen. Diese, da sie gar zu schön, Will ich, dir zum Ruhm, besehn.
Ohne die erschaffnen Werke, Die dein Allmachtswort verband, Wär uns Liebe, Weisheit, Stärke Einer Gottheit unbekannt. Sie allein, wenn sie uns rühren, Können uns zum Schöpfer führen; Sie sind Wege, worauf man Sich der Gottheit nähern kann.
Der, der allen Raum erfüllet, Hat, bloß uns zum Nutzen nur, Sein unendlich Licht verhüllet Jn dem Flor der Kreatur. Sonnen, Welten, Körper, Geister Offenbaren ihren Meister; Sie erklären beyderley, Daß, ja gleichsam was, er sey.
Herr, erleuchte mein Gemüthe! Zünd in mir dein Feuer an, Daß ich deine Macht und Güte Sehn, verstehn und preisen kann, Tilge der Gewohnheit Stärke! Weil die größten Wunderwerke Jhr verdickter Nebel deckt, Und vor unserm Blick versteckt.
König-
Betrachtungen
Lieget dein ſelbſtſtaͤndigs Glaͤnzen, Das die Ewigkeit erfuͤllt, Gleich im Licht, das ohne Grenzen Undurchdringlich iſt, verhuͤllt; Sieht man dennoch deine Spuren Jn der Welt der Kreaturen. Dieſe, da ſie gar zu ſchoͤn, Will ich, dir zum Ruhm, beſehn.
Ohne die erſchaffnen Werke, Die dein Allmachtswort verband, Waͤr uns Liebe, Weisheit, Staͤrke Einer Gottheit unbekannt. Sie allein, wenn ſie uns ruͤhren, Koͤnnen uns zum Schoͤpfer fuͤhren; Sie ſind Wege, worauf man Sich der Gottheit naͤhern kann.
Der, der allen Raum erfuͤllet, Hat, bloß uns zum Nutzen nur, Sein unendlich Licht verhuͤllet Jn dem Flor der Kreatur. Sonnen, Welten, Koͤrper, Geiſter Offenbaren ihren Meiſter; Sie erklaͤren beyderley, Daß, ja gleichſam was, er ſey.
Herr, erleuchte mein Gemuͤthe! Zuͤnd in mir dein Feuer an, Daß ich deine Macht und Guͤte Sehn, verſtehn und preiſen kann, Tilge der Gewohnheit Staͤrke! Weil die groͤßten Wunderwerke Jhr verdickter Nebel deckt, Und vor unſerm Blick verſteckt.
Koͤnig-
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[2/0022]
Betrachtungen
Lieget dein ſelbſtſtaͤndigs Glaͤnzen,
Das die Ewigkeit erfuͤllt,
Gleich im Licht, das ohne Grenzen
Undurchdringlich iſt, verhuͤllt;
Sieht man dennoch deine Spuren
Jn der Welt der Kreaturen.
Dieſe, da ſie gar zu ſchoͤn,
Will ich, dir zum Ruhm, beſehn.
Ohne die erſchaffnen Werke,
Die dein Allmachtswort verband,
Waͤr uns Liebe, Weisheit, Staͤrke
Einer Gottheit unbekannt.
Sie allein, wenn ſie uns ruͤhren,
Koͤnnen uns zum Schoͤpfer fuͤhren;
Sie ſind Wege, worauf man
Sich der Gottheit naͤhern kann.
Der, der allen Raum erfuͤllet,
Hat, bloß uns zum Nutzen nur,
Sein unendlich Licht verhuͤllet
Jn dem Flor der Kreatur.
Sonnen, Welten, Koͤrper, Geiſter
Offenbaren ihren Meiſter;
Sie erklaͤren beyderley,
Daß, ja gleichſam was, er ſey.
Herr, erleuchte mein Gemuͤthe!
Zuͤnd in mir dein Feuer an,
Daß ich deine Macht und Guͤte
Sehn, verſtehn und preiſen kann,
Tilge der Gewohnheit Staͤrke!
Weil die groͤßten Wunderwerke
Jhr verdickter Nebel deckt,
Und vor unſerm Blick verſteckt.
Koͤnig-
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 2. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/22>, abgerufen am 22.11.2024.
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