Nachdem wir in zwey Reichen nun (des Schöpfers All- macht zu erhöhn) Mit allem Ernst bemüht gewesen, die Stralen seiner Macht zu sehn, So laßt uns auch mit Ernst und Demuth dem Schöpfer noch ein Opfer bringen, Und, in dem dritten, in dem Thierreich, auch Gottes Wun- der zu besingen Mit Lust und Andacht uns bestreben! Herr! laß es dir zum Ruhm gelingen!
Wie alle nicht beseelte Körper von eines Schöpfers Macht nicht schweigen, Und ein' anbetungswerthe Weisheit in ihrer Maaß und Ordnung zeigen: So zeigt das Thierreich insbesondre, dem Herrn der Kreatur zum Preise, Desselben Allmacht, Weisheit, Lieb', auf eine so ge- wisse Weise, Der nicht zu widersprechen ist; so daß, wenn wir nicht anders wüßten, Und es die ganze Welt nicht zeigte, man, gegen einen Atheisten, Wohl nimmer einen stärkern Grund, um völlig ihn zu überwinden, Und seinen Jrrthum ihm zu zeigen, als seinen eignen Leib wird finden. Wenn ich mit einiger Betrachtung aufs Reich der Thiere Achtung gebe, Ja wenn wir bloß an einem Thier das unbegreifliche Gewebe Von Nerven, Knorpel, Fleisch und Haut, von klein- und großen Blutgefäßen,
Woraus
Betrachtungen
Nachdem wir in zwey Reichen nun (des Schoͤpfers All- macht zu erhoͤhn) Mit allem Ernſt bemuͤht geweſen, die Stralen ſeiner Macht zu ſehn, So laßt uns auch mit Ernſt und Demuth dem Schoͤpfer noch ein Opfer bringen, Und, in dem dritten, in dem Thierreich, auch Gottes Wun- der zu beſingen Mit Luſt und Andacht uns beſtreben! Herr! laß es dir zum Ruhm gelingen!
Wie alle nicht beſeelte Koͤrper von eines Schoͤpfers Macht nicht ſchweigen, Und ein’ anbetungswerthe Weisheit in ihrer Maaß und Ordnung zeigen: So zeigt das Thierreich insbeſondre, dem Herrn der Kreatur zum Preiſe, Deſſelben Allmacht, Weisheit, Lieb’, auf eine ſo ge- wiſſe Weiſe, Der nicht zu widerſprechen iſt; ſo daß, wenn wir nicht anders wuͤßten, Und es die ganze Welt nicht zeigte, man, gegen einen Atheiſten, Wohl nimmer einen ſtaͤrkern Grund, um voͤllig ihn zu uͤberwinden, Und ſeinen Jrrthum ihm zu zeigen, als ſeinen eignen Leib wird finden. Wenn ich mit einiger Betrachtung aufs Reich der Thiere Achtung gebe, Ja wenn wir bloß an einem Thier das unbegreifliche Gewebe Von Nerven, Knorpel, Fleiſch und Haut, von klein- und großen Blutgefaͤßen,
Woraus
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Betrachtungen
Nachdem wir in zwey Reichen nun (des Schoͤpfers All-
macht zu erhoͤhn)
Mit allem Ernſt bemuͤht geweſen, die Stralen ſeiner
Macht zu ſehn,
So laßt uns auch mit Ernſt und Demuth dem Schoͤpfer
noch ein Opfer bringen,
Und, in dem dritten, in dem Thierreich, auch Gottes Wun-
der zu beſingen
Mit Luſt und Andacht uns beſtreben! Herr! laß es dir
zum Ruhm gelingen!
Wie alle nicht beſeelte Koͤrper von eines Schoͤpfers
Macht nicht ſchweigen,
Und ein’ anbetungswerthe Weisheit in ihrer Maaß
und Ordnung zeigen:
So zeigt das Thierreich insbeſondre, dem Herrn der
Kreatur zum Preiſe,
Deſſelben Allmacht, Weisheit, Lieb’, auf eine ſo ge-
wiſſe Weiſe,
Der nicht zu widerſprechen iſt; ſo daß, wenn wir nicht
anders wuͤßten,
Und es die ganze Welt nicht zeigte, man, gegen einen
Atheiſten,
Wohl nimmer einen ſtaͤrkern Grund, um voͤllig ihn zu
uͤberwinden,
Und ſeinen Jrrthum ihm zu zeigen, als ſeinen eignen
Leib wird finden.
Wenn ich mit einiger Betrachtung aufs Reich der
Thiere Achtung gebe,
Ja wenn wir bloß an einem Thier das unbegreifliche
Gewebe
Von Nerven, Knorpel, Fleiſch und Haut, von klein-
und großen Blutgefaͤßen,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/218>, abgerufen am 16.07.2024.
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