Trocken sind sie gleicherweise Zu gebrauchen, und man macht Sie auf manche Art zur Speise. Würd' es doch mit Lust bedacht! Welche holde Lieblichkeiten Kann man nicht daraus bereiten! Wie beschäfftigen sie nicht Den Geschmack, Geruch, Gesicht!
Ja, die Kerne selbst sind nütze, Da sie den zu kühlen Saft Wärmen durch die innre Hitze. Deren feuerreichen Kraft Hat man auch in Arzeneyen Sich nicht weniger zu freuen. Wie ergetzt, zu unsrer Lust, Persico so Zung als Brust!
Jst die Frucht denn nicht betrachtens- Und aufs mind'ste so viel werth, Daß, statt schlüpfrigen Verachtens Man in ihr den Geber ehrt? Esset sie, schmeckt und erkennet, Daß der Schöpfer sie euch gönnet: Dankt ihm; so genießt ihr sie, Wie ein Mensch, nicht wie das Vieh.
Ferner werden wir in Nüssen N[]sse.Unsers Schöpfers Lieb und Macht Rühmen und bewundern müssen, Der auch sie hervorgebracht, Zwar zu unsrer Lust und Speise, Aber auch zu seinem Preise; Denn man findet in der Frucht, Mehr als man gedenkt und sucht.
Diese
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uͤber das Reich der Pflanzen.
Trocken ſind ſie gleicherweiſe Zu gebrauchen, und man macht Sie auf manche Art zur Speiſe. Wuͤrd’ es doch mit Luſt bedacht! Welche holde Lieblichkeiten Kann man nicht daraus bereiten! Wie beſchaͤfftigen ſie nicht Den Geſchmack, Geruch, Geſicht!
Ja, die Kerne ſelbſt ſind nuͤtze, Da ſie den zu kuͤhlen Saft Waͤrmen durch die innre Hitze. Deren feuerreichen Kraft Hat man auch in Arzeneyen Sich nicht weniger zu freuen. Wie ergetzt, zu unſrer Luſt, Perſico ſo Zung als Bruſt!
Jſt die Frucht denn nicht betrachtens- Und aufs mind’ſte ſo viel werth, Daß, ſtatt ſchluͤpfrigen Verachtens Man in ihr den Geber ehrt? Eſſet ſie, ſchmeckt und erkennet, Daß der Schoͤpfer ſie euch goͤnnet: Dankt ihm; ſo genießt ihr ſie, Wie ein Menſch, nicht wie das Vieh.
Ferner werden wir in Nuͤſſen N[]ſſe.Unſers Schoͤpfers Lieb und Macht Ruͤhmen und bewundern muͤſſen, Der auch ſie hervorgebracht, Zwar zu unſrer Luſt und Speiſe, Aber auch zu ſeinem Preiſe; Denn man findet in der Frucht, Mehr als man gedenkt und ſucht.
Dieſe
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uͤber das Reich der Pflanzen.
Trocken ſind ſie gleicherweiſe
Zu gebrauchen, und man macht
Sie auf manche Art zur Speiſe.
Wuͤrd’ es doch mit Luſt bedacht!
Welche holde Lieblichkeiten
Kann man nicht daraus bereiten!
Wie beſchaͤfftigen ſie nicht
Den Geſchmack, Geruch, Geſicht!
Ja, die Kerne ſelbſt ſind nuͤtze,
Da ſie den zu kuͤhlen Saft
Waͤrmen durch die innre Hitze.
Deren feuerreichen Kraft
Hat man auch in Arzeneyen
Sich nicht weniger zu freuen.
Wie ergetzt, zu unſrer Luſt,
Perſico ſo Zung als Bruſt!
Jſt die Frucht denn nicht betrachtens-
Und aufs mind’ſte ſo viel werth,
Daß, ſtatt ſchluͤpfrigen Verachtens
Man in ihr den Geber ehrt?
Eſſet ſie, ſchmeckt und erkennet,
Daß der Schoͤpfer ſie euch goͤnnet:
Dankt ihm; ſo genießt ihr ſie,
Wie ein Menſch, nicht wie das Vieh.
Ferner werden wir in Nuͤſſen
Unſers Schoͤpfers Lieb und Macht
Ruͤhmen und bewundern muͤſſen,
Der auch ſie hervorgebracht,
Zwar zu unſrer Luſt und Speiſe,
Aber auch zu ſeinem Preiſe;
Denn man findet in der Frucht,
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/199>, abgerufen am 16.02.2025.
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