Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
über das Reich der Pflanzen.
Jhre Haut ist schwärzlichdunkel,
Aber ihr verschloßner Saft
Gleicht dem glühenden Carfunkel,
Und hat diese Eigenschaft:
Daß, wenn man die Frucht zerdrücket,
Man daran ein Roth erblicket,
Welches recht wie Schneckenblut
Unsern Augen sanfte thut.
Laßt uns auch zur Form uns kehren!
Länglichrund ist die Figur.
Aus viel kleinen saft'gen Beeren
Setzt die spielende Natur
Sie recht wunderbar zusammen,
Die aus einem Stengel stammen,
Und ein jedes Beerchen hat
Fast die Bildung vom Granat.
Es ist in der Maulbeer' Säften
Süß und Sauer so gemischt,
Daß es mit besondern Kräften
Zunge, Gaum und Blut erfrischt.
Ja, da sie gelinde kühlen,
Dürfen auch die Kranken fühlen,
Wie darinn die Arzeney
Mit der Lust verbunden sey.
Wie schmeckt Maulbeersaft so niedlich,
Wenn man ihn zu Zucker sprengt;
Und sein Nutz ist unterschiedlich,
Wenn man ihn mit Eßig mengt,
Wodurch Mund- und Halsbeschwerden
Rein und leicht geheilet werden;
Er erfrischt nicht nur das Blut,
Er ist auch zur Oeffnung gut.
Die
uͤber das Reich der Pflanzen.
Jhre Haut iſt ſchwaͤrzlichdunkel,
Aber ihr verſchloßner Saft
Gleicht dem gluͤhenden Carfunkel,
Und hat dieſe Eigenſchaft:
Daß, wenn man die Frucht zerdruͤcket,
Man daran ein Roth erblicket,
Welches recht wie Schneckenblut
Unſern Augen ſanfte thut.
Laßt uns auch zur Form uns kehren!
Laͤnglichrund iſt die Figur.
Aus viel kleinen ſaft’gen Beeren
Setzt die ſpielende Natur
Sie recht wunderbar zuſammen,
Die aus einem Stengel ſtammen,
Und ein jedes Beerchen hat
Faſt die Bildung vom Granat.
Es iſt in der Maulbeer’ Saͤften
Suͤß und Sauer ſo gemiſcht,
Daß es mit beſondern Kraͤften
Zunge, Gaum und Blut erfriſcht.
Ja, da ſie gelinde kuͤhlen,
Duͤrfen auch die Kranken fuͤhlen,
Wie darinn die Arzeney
Mit der Luſt verbunden ſey.
Wie ſchmeckt Maulbeerſaft ſo niedlich,
Wenn man ihn zu Zucker ſprengt;
Und ſein Nutz iſt unterſchiedlich,
Wenn man ihn mit Eßig mengt,
Wodurch Mund- und Halsbeſchwerden
Rein und leicht geheilet werden;
Er erfriſcht nicht nur das Blut,
Er iſt auch zur Oeffnung gut.
Die
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0193" n="173"/>
        <fw place="top" type="header">u&#x0364;ber das Reich der Pflanzen.</fw><lb/>
        <lg n="674">
          <l>Jhre Haut i&#x017F;t &#x017F;chwa&#x0364;rzlichdunkel,</l><lb/>
          <l>Aber ihr ver&#x017F;chloßner Saft</l><lb/>
          <l>Gleicht dem glu&#x0364;henden Carfunkel,</l><lb/>
          <l>Und hat die&#x017F;e Eigen&#x017F;chaft:</l><lb/>
          <l>Daß, wenn man die Frucht zerdru&#x0364;cket,</l><lb/>
          <l>Man daran ein Roth erblicket,</l><lb/>
          <l>Welches recht wie Schneckenblut</l><lb/>
          <l>Un&#x017F;ern Augen &#x017F;anfte thut.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="675">
          <l>Laßt uns auch zur Form uns kehren!</l><lb/>
          <l>La&#x0364;nglichrund i&#x017F;t die Figur.</l><lb/>
          <l>Aus viel kleinen &#x017F;aft&#x2019;gen Beeren</l><lb/>
          <l>Setzt die &#x017F;pielende Natur</l><lb/>
          <l>Sie recht wunderbar zu&#x017F;ammen,</l><lb/>
          <l>Die aus einem Stengel &#x017F;tammen,</l><lb/>
          <l>Und ein jedes Beerchen hat</l><lb/>
          <l>Fa&#x017F;t die Bildung vom Granat.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="676">
          <l>Es i&#x017F;t in der Maulbeer&#x2019; Sa&#x0364;ften</l><lb/>
          <l>Su&#x0364;ß und Sauer &#x017F;o gemi&#x017F;cht,</l><lb/>
          <l>Daß es mit be&#x017F;ondern Kra&#x0364;ften</l><lb/>
          <l>Zunge, Gaum und Blut erfri&#x017F;cht.</l><lb/>
          <l>Ja, da &#x017F;ie gelinde ku&#x0364;hlen,</l><lb/>
          <l>Du&#x0364;rfen auch die Kranken fu&#x0364;hlen,</l><lb/>
          <l>Wie darinn die Arzeney</l><lb/>
          <l>Mit der Lu&#x017F;t verbunden &#x017F;ey.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="677">
          <l>Wie &#x017F;chmeckt Maulbeer&#x017F;aft &#x017F;o niedlich,</l><lb/>
          <l>Wenn man ihn zu Zucker &#x017F;prengt;</l><lb/>
          <l>Und &#x017F;ein Nutz i&#x017F;t unter&#x017F;chiedlich,</l><lb/>
          <l>Wenn man ihn mit Eßig mengt,</l><lb/>
          <l>Wodurch Mund- und Halsbe&#x017F;chwerden</l><lb/>
          <l>Rein und leicht geheilet werden;</l><lb/>
          <l>Er erfri&#x017F;cht nicht nur das Blut,</l><lb/>
          <l>Er i&#x017F;t auch zur Oeffnung gut.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[173/0193] uͤber das Reich der Pflanzen. Jhre Haut iſt ſchwaͤrzlichdunkel, Aber ihr verſchloßner Saft Gleicht dem gluͤhenden Carfunkel, Und hat dieſe Eigenſchaft: Daß, wenn man die Frucht zerdruͤcket, Man daran ein Roth erblicket, Welches recht wie Schneckenblut Unſern Augen ſanfte thut. Laßt uns auch zur Form uns kehren! Laͤnglichrund iſt die Figur. Aus viel kleinen ſaft’gen Beeren Setzt die ſpielende Natur Sie recht wunderbar zuſammen, Die aus einem Stengel ſtammen, Und ein jedes Beerchen hat Faſt die Bildung vom Granat. Es iſt in der Maulbeer’ Saͤften Suͤß und Sauer ſo gemiſcht, Daß es mit beſondern Kraͤften Zunge, Gaum und Blut erfriſcht. Ja, da ſie gelinde kuͤhlen, Duͤrfen auch die Kranken fuͤhlen, Wie darinn die Arzeney Mit der Luſt verbunden ſey. Wie ſchmeckt Maulbeerſaft ſo niedlich, Wenn man ihn zu Zucker ſprengt; Und ſein Nutz iſt unterſchiedlich, Wenn man ihn mit Eßig mengt, Wodurch Mund- und Halsbeſchwerden Rein und leicht geheilet werden; Er erfriſcht nicht nur das Blut, Er iſt auch zur Oeffnung gut. Die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/193
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/193>, abgerufen am 22.11.2024.