Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

Bild:
<< vorherige Seite
über das Reich der Pflanzen.
Großer Schöpfer! ach verzeihe,
Wenn wir etwan, wie das Vieh,
Sie bisher genutzt. Verleihe,
Daß dir künftig, wenn wir sie
Mit vergnügtem Geist genießen,
Mög' ein Dank daraus entsprießen,
Der, o Vater aller Welt,
Dir, aus Lieb' allein, gefällt!
Quit-
ten.
Auch die rauhen Quitten hegen,
Zum Vergnügen uns'rer Brust,
Wenn wir ihr Gewächs erwägen,
Nahrung, Kühlung, Nutz und Lust.
Jhre Kräfte sind verschiedlich,
Jhre Säfte säurlich, niedlich,
Zur Erfrischung sehr bequem,
Heilsam und auch angenehm.
Diese Frucht läßt abermalen
Uns was sonderbares sehn,
Da wir sie an Form und Schalen
Jn zwey Sorten, beyde schön,
Nutzbar eingetheilet finden,
Davon einige sich ründen,
Andre länglich sind und spitz[.]
Beyde Sorten sind uns nütz.
Bey der Frucht ist zu ermessen
Etwas sonderlichs, da man
Solche roh durchaus nicht essen,
Und gekocht nur brauchen kann.
Dieß, so ihr besonders eigen,
Taugt, uns abermal zu zeigen,
Wie so viel und mancherley
Des Naturgeists Wirkung sey.
Die
L 4
uͤber das Reich der Pflanzen.
Großer Schoͤpfer! ach verzeihe,
Wenn wir etwan, wie das Vieh,
Sie bisher genutzt. Verleihe,
Daß dir kuͤnftig, wenn wir ſie
Mit vergnuͤgtem Geiſt genießen,
Moͤg’ ein Dank daraus entſprießen,
Der, o Vater aller Welt,
Dir, aus Lieb’ allein, gefaͤllt!
Quit-
ten.
Auch die rauhen Quitten hegen,
Zum Vergnuͤgen unſ’rer Bruſt,
Wenn wir ihr Gewaͤchs erwaͤgen,
Nahrung, Kuͤhlung, Nutz und Luſt.
Jhre Kraͤfte ſind verſchiedlich,
Jhre Saͤfte ſaͤurlich, niedlich,
Zur Erfriſchung ſehr bequem,
Heilſam und auch angenehm.
Dieſe Frucht laͤßt abermalen
Uns was ſonderbares ſehn,
Da wir ſie an Form und Schalen
Jn zwey Sorten, beyde ſchoͤn,
Nutzbar eingetheilet finden,
Davon einige ſich ruͤnden,
Andre laͤnglich ſind und ſpitz[.]
Beyde Sorten ſind uns nuͤtz.
Bey der Frucht iſt zu ermeſſen
Etwas ſonderlichs, da man
Solche roh durchaus nicht eſſen,
Und gekocht nur brauchen kann.
Dieß, ſo ihr beſonders eigen,
Taugt, uns abermal zu zeigen,
Wie ſo viel und mancherley
Des Naturgeiſts Wirkung ſey.
Die
L 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0187" n="167"/>
        <fw place="top" type="header">u&#x0364;ber das Reich der Pflanzen.</fw><lb/>
        <lg n="650">
          <l>Großer Scho&#x0364;pfer! ach verzeihe,</l><lb/>
          <l>Wenn wir etwan, wie das Vieh,</l><lb/>
          <l>Sie bisher genutzt. Verleihe,</l><lb/>
          <l>Daß dir ku&#x0364;nftig, wenn wir &#x017F;ie</l><lb/>
          <l>Mit vergnu&#x0364;gtem Gei&#x017F;t genießen,</l><lb/>
          <l>Mo&#x0364;g&#x2019; ein Dank daraus ent&#x017F;prießen,</l><lb/>
          <l>Der, o Vater aller Welt,</l><lb/>
          <l>Dir, aus Lieb&#x2019; allein, gefa&#x0364;llt!</l>
        </lg><lb/>
        <note place="left">Quit-<lb/>
ten.</note>
        <lg n="651">
          <l>Auch die rauhen Quitten hegen,</l><lb/>
          <l>Zum Vergnu&#x0364;gen un&#x017F;&#x2019;rer Bru&#x017F;t,</l><lb/>
          <l>Wenn wir ihr Gewa&#x0364;chs erwa&#x0364;gen,</l><lb/>
          <l>Nahrung, Ku&#x0364;hlung, Nutz und Lu&#x017F;t.</l><lb/>
          <l>Jhre Kra&#x0364;fte &#x017F;ind ver&#x017F;chiedlich,</l><lb/>
          <l>Jhre Sa&#x0364;fte &#x017F;a&#x0364;urlich, niedlich,</l><lb/>
          <l>Zur Erfri&#x017F;chung &#x017F;ehr bequem,</l><lb/>
          <l>Heil&#x017F;am und auch angenehm.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="652">
          <l>Die&#x017F;e Frucht la&#x0364;ßt abermalen</l><lb/>
          <l>Uns was &#x017F;onderbares &#x017F;ehn,</l><lb/>
          <l>Da wir &#x017F;ie an Form und Schalen</l><lb/>
          <l>Jn zwey Sorten, beyde &#x017F;cho&#x0364;n,</l><lb/>
          <l>Nutzbar eingetheilet finden,</l><lb/>
          <l>Davon einige &#x017F;ich ru&#x0364;nden,</l><lb/>
          <l>Andre la&#x0364;nglich &#x017F;ind und &#x017F;pitz<supplied>.</supplied></l><lb/>
          <l>Beyde Sorten &#x017F;ind uns nu&#x0364;tz.</l>
        </lg><lb/>
        <lg n="653">
          <l>Bey der Frucht i&#x017F;t zu erme&#x017F;&#x017F;en</l><lb/>
          <l>Etwas &#x017F;onderlichs, da man</l><lb/>
          <l>Solche roh durchaus nicht e&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
          <l>Und gekocht nur brauchen kann.</l><lb/>
          <l>Dieß, &#x017F;o ihr be&#x017F;onders eigen,</l><lb/>
          <l>Taugt, uns abermal zu zeigen,</l><lb/>
          <l>Wie &#x017F;o viel und mancherley</l><lb/>
          <l>Des Naturgei&#x017F;ts Wirkung &#x017F;ey.</l>
        </lg><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">L 4</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">Die</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[167/0187] uͤber das Reich der Pflanzen. Großer Schoͤpfer! ach verzeihe, Wenn wir etwan, wie das Vieh, Sie bisher genutzt. Verleihe, Daß dir kuͤnftig, wenn wir ſie Mit vergnuͤgtem Geiſt genießen, Moͤg’ ein Dank daraus entſprießen, Der, o Vater aller Welt, Dir, aus Lieb’ allein, gefaͤllt! Auch die rauhen Quitten hegen, Zum Vergnuͤgen unſ’rer Bruſt, Wenn wir ihr Gewaͤchs erwaͤgen, Nahrung, Kuͤhlung, Nutz und Luſt. Jhre Kraͤfte ſind verſchiedlich, Jhre Saͤfte ſaͤurlich, niedlich, Zur Erfriſchung ſehr bequem, Heilſam und auch angenehm. Dieſe Frucht laͤßt abermalen Uns was ſonderbares ſehn, Da wir ſie an Form und Schalen Jn zwey Sorten, beyde ſchoͤn, Nutzbar eingetheilet finden, Davon einige ſich ruͤnden, Andre laͤnglich ſind und ſpitz. Beyde Sorten ſind uns nuͤtz. Bey der Frucht iſt zu ermeſſen Etwas ſonderlichs, da man Solche roh durchaus nicht eſſen, Und gekocht nur brauchen kann. Dieß, ſo ihr beſonders eigen, Taugt, uns abermal zu zeigen, Wie ſo viel und mancherley Des Naturgeiſts Wirkung ſey. Die L 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/187
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/187>, abgerufen am 22.11.2024.