Großer Schöpfer, ihre Menge Zeigt aufs neu, wie reich du bist; Jhrer Farb und Form Gepränge, Das so unterschiedlich ist, Die Verschiedenheit der Säfte Zeigt den Reichthum deiner Kräfte. Da ja nichts, ohn dich allein, Kann aus nichts entstanden seyn.
Ebenmäßig wird im Garten, So an Meng', als Unterscheid, Von fast ungezählten Arten, Form und süßer Säurlichkeit Bey den Birnen auch gefunden. Welche Lust wird nicht empfunden, Welche Lieblichkeit verspürt, Wenn ihr Saft den Gaum berührt!
Ferner trifft man auch bey Kirschen So verschiedne Gattung an, Wie imgleichen auch bey Pfirschen, Daß man es kaum glauben kann. Von den ersten haben viele Kurze theils, theils lange Stiele, Viele färbt Natur mit Fleiß, Dunkel-, hellroth, schwarz und weiß.
Auch der Kirschen Menge zeiget Deutlich das, was alles weist, Und wovon kein Wesen schweiget, Nämlich einen weisen Geist, Der, ohn Absicht, nichts verrichtet. Haltet euch denn doch verpflichtet, Wenn ihr Kirschen schmeckt und seht, Daß ihr seinen Ruhm erhöht!
Von
uͤber das Reich der Pflanzen.
Großer Schoͤpfer, ihre Menge Zeigt aufs neu, wie reich du biſt; Jhrer Farb und Form Gepraͤnge, Das ſo unterſchiedlich iſt, Die Verſchiedenheit der Saͤfte Zeigt den Reichthum deiner Kraͤfte. Da ja nichts, ohn dich allein, Kann aus nichts entſtanden ſeyn.
Ebenmaͤßig wird im Garten, So an Meng’, als Unterſcheid, Von faſt ungezaͤhlten Arten, Form und ſuͤßer Saͤurlichkeit Bey den Birnen auch gefunden. Welche Luſt wird nicht empfunden, Welche Lieblichkeit verſpuͤrt, Wenn ihr Saft den Gaum beruͤhrt!
Ferner trifft man auch bey Kirſchen So verſchiedne Gattung an, Wie imgleichen auch bey Pfirſchen, Daß man es kaum glauben kann. Von den erſten haben viele Kurze theils, theils lange Stiele, Viele faͤrbt Natur mit Fleiß, Dunkel-, hellroth, ſchwarz und weiß.
Auch der Kirſchen Menge zeiget Deutlich das, was alles weiſt, Und wovon kein Weſen ſchweiget, Naͤmlich einen weiſen Geiſt, Der, ohn Abſicht, nichts verrichtet. Haltet euch denn doch verpflichtet, Wenn ihr Kirſchen ſchmeckt und ſeht, Daß ihr ſeinen Ruhm erhoͤht!
Von
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uͤber das Reich der Pflanzen.
Großer Schoͤpfer, ihre Menge
Zeigt aufs neu, wie reich du biſt;
Jhrer Farb und Form Gepraͤnge,
Das ſo unterſchiedlich iſt,
Die Verſchiedenheit der Saͤfte
Zeigt den Reichthum deiner Kraͤfte.
Da ja nichts, ohn dich allein,
Kann aus nichts entſtanden ſeyn.
Ebenmaͤßig wird im Garten,
So an Meng’, als Unterſcheid,
Von faſt ungezaͤhlten Arten,
Form und ſuͤßer Saͤurlichkeit
Bey den Birnen auch gefunden.
Welche Luſt wird nicht empfunden,
Welche Lieblichkeit verſpuͤrt,
Wenn ihr Saft den Gaum beruͤhrt!
Ferner trifft man auch bey Kirſchen
So verſchiedne Gattung an,
Wie imgleichen auch bey Pfirſchen,
Daß man es kaum glauben kann.
Von den erſten haben viele
Kurze theils, theils lange Stiele,
Viele faͤrbt Natur mit Fleiß,
Dunkel-, hellroth, ſchwarz und weiß.
Auch der Kirſchen Menge zeiget
Deutlich das, was alles weiſt,
Und wovon kein Weſen ſchweiget,
Naͤmlich einen weiſen Geiſt,
Der, ohn Abſicht, nichts verrichtet.
Haltet euch denn doch verpflichtet,
Wenn ihr Kirſchen ſchmeckt und ſeht,
Daß ihr ſeinen Ruhm erhoͤht!
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 155. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/175>, abgerufen am 16.02.2025.
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