Daß die Menge solcher Dinge, Die so ordentlich, als schön, Ohn Verstand aus sich entspringe, Und von ungefähr entstehn, Jst ja lächerlich; Nicht minder, Daß die Wärme sie als Kinder Hab' erzeugt und fortgebracht, Jst ohn Witz und ohn Bedacht.
Da doch, wenn wir recht ergründen Jhrer Kraft Beschaffenheit, Jn der Wärme nichts zu finden, Als nur bloß die Schnelligkeit, Sonder Geist, Verstand und Wissen. Daß wir also schließen müssen: Sonder Geist sey keine Hitz, Etwas zu erschaffen, nütz.
Billig muß man denn, gerühret, Durch die Weisheit und die Macht Deß, der alles dieß formiret Und so weislich ausgedacht, Seine Macht und Herrlichkeiten Eifrig suchen auszubreiten: Billig, wenn wir dieses sehn, Muß man unsern Gott erhöhn!
Der so mancherley Gestalten Jn Gewächsen ausgedacht, Sie so lange Zeit erhalten, Jn so kleinen Raum gebracht, Wunderbarlich sie verbessert, Sie entwickelt, sie vergrößert, Und, so wie die ganze Welt, Auch derselben Art erhält.
Wer
Betrachtungen
Daß die Menge ſolcher Dinge, Die ſo ordentlich, als ſchoͤn, Ohn Verſtand aus ſich entſpringe, Und von ungefaͤhr entſtehn, Jſt ja laͤcherlich; Nicht minder, Daß die Waͤrme ſie als Kinder Hab’ erzeugt und fortgebracht, Jſt ohn Witz und ohn Bedacht.
Da doch, wenn wir recht ergruͤnden Jhrer Kraft Beſchaffenheit, Jn der Waͤrme nichts zu finden, Als nur bloß die Schnelligkeit, Sonder Geiſt, Verſtand und Wiſſen. Daß wir alſo ſchließen muͤſſen: Sonder Geiſt ſey keine Hitz, Etwas zu erſchaffen, nuͤtz.
Billig muß man denn, geruͤhret, Durch die Weisheit und die Macht Deß, der alles dieß formiret Und ſo weislich ausgedacht, Seine Macht und Herrlichkeiten Eifrig ſuchen auszubreiten: Billig, wenn wir dieſes ſehn, Muß man unſern Gott erhoͤhn!
Der ſo mancherley Geſtalten Jn Gewaͤchſen ausgedacht, Sie ſo lange Zeit erhalten, Jn ſo kleinen Raum gebracht, Wunderbarlich ſie verbeſſert, Sie entwickelt, ſie vergroͤßert, Und, ſo wie die ganze Welt, Auch derſelben Art erhaͤlt.
Wer
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0136"n="116"/><fwplace="top"type="header">Betrachtungen</fw><lb/><lgn="447"><l>Daß die Menge ſolcher Dinge,</l><lb/><l>Die ſo ordentlich, als ſchoͤn,</l><lb/><l>Ohn Verſtand aus ſich entſpringe,</l><lb/><l>Und von ungefaͤhr entſtehn,</l><lb/><l>Jſt ja laͤcherlich; Nicht minder,</l><lb/><l>Daß die Waͤrme ſie als Kinder</l><lb/><l>Hab’ erzeugt und fortgebracht,</l><lb/><l>Jſt ohn Witz und ohn Bedacht.</l></lg><lb/><lgn="448"><l>Da doch, wenn wir recht ergruͤnden</l><lb/><l>Jhrer Kraft Beſchaffenheit,</l><lb/><l>Jn der Waͤrme nichts zu finden,</l><lb/><l>Als nur bloß die Schnelligkeit,</l><lb/><l>Sonder Geiſt, Verſtand und Wiſſen.</l><lb/><l>Daß wir alſo ſchließen muͤſſen:</l><lb/><l>Sonder Geiſt ſey keine Hitz,</l><lb/><l>Etwas zu erſchaffen, nuͤtz.</l></lg><lb/><lgn="449"><l>Billig muß man denn, geruͤhret,</l><lb/><l>Durch die Weisheit und die Macht</l><lb/><l>Deß, der alles dieß formiret</l><lb/><l>Und ſo weislich ausgedacht,</l><lb/><l>Seine Macht und Herrlichkeiten</l><lb/><l>Eifrig ſuchen auszubreiten:</l><lb/><l>Billig, wenn wir dieſes ſehn,</l><lb/><l>Muß man unſern Gott erhoͤhn!</l></lg><lb/><lgn="450"><l>Der ſo mancherley Geſtalten</l><lb/><l>Jn Gewaͤchſen ausgedacht,</l><lb/><l>Sie ſo lange Zeit erhalten,</l><lb/><l>Jn ſo kleinen Raum gebracht,</l><lb/><l>Wunderbarlich ſie verbeſſert,</l><lb/><l>Sie entwickelt, ſie vergroͤßert,</l><lb/><l>Und, ſo wie die ganze Welt,</l><lb/><l>Auch derſelben Art erhaͤlt.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">Wer</fw><lb/></div></body></text></TEI>
[116/0136]
Betrachtungen
Daß die Menge ſolcher Dinge,
Die ſo ordentlich, als ſchoͤn,
Ohn Verſtand aus ſich entſpringe,
Und von ungefaͤhr entſtehn,
Jſt ja laͤcherlich; Nicht minder,
Daß die Waͤrme ſie als Kinder
Hab’ erzeugt und fortgebracht,
Jſt ohn Witz und ohn Bedacht.
Da doch, wenn wir recht ergruͤnden
Jhrer Kraft Beſchaffenheit,
Jn der Waͤrme nichts zu finden,
Als nur bloß die Schnelligkeit,
Sonder Geiſt, Verſtand und Wiſſen.
Daß wir alſo ſchließen muͤſſen:
Sonder Geiſt ſey keine Hitz,
Etwas zu erſchaffen, nuͤtz.
Billig muß man denn, geruͤhret,
Durch die Weisheit und die Macht
Deß, der alles dieß formiret
Und ſo weislich ausgedacht,
Seine Macht und Herrlichkeiten
Eifrig ſuchen auszubreiten:
Billig, wenn wir dieſes ſehn,
Muß man unſern Gott erhoͤhn!
Der ſo mancherley Geſtalten
Jn Gewaͤchſen ausgedacht,
Sie ſo lange Zeit erhalten,
Jn ſo kleinen Raum gebracht,
Wunderbarlich ſie verbeſſert,
Sie entwickelt, ſie vergroͤßert,
Und, ſo wie die ganze Welt,
Auch derſelben Art erhaͤlt.
Wer
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/136>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.