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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748.

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Betrachtungen
Jhr klein Kelchlein, das sie stützet,
Und, so lang die Blume klein,
Sie für manchen Unfall schützet,
Auch ihr sonst muß nützlich seyn,
Jst ein Fortsatz von der Rinde,
Wie ich es gar deutlich finde,
Daß, wo sie zu Ende geht,
Eben dieser Kelch entsteht.
Jn der Blätter Pracht hingegen,
Daran uns die Farb' ergetzt,
So sie uns vor Augen legen,
Wird verlängt und fortgesetzt
Die Substanz voll kleiner Röhren,
Die, wie uns die Augen lehren,
Voller luft'ge Bläselein,
Drum sie auch so flüchtig seyn.
Diese schöne Blumentheile,
So man nennet Petala,
Zeugen Spitzen, fast wie Pfeile,
Diese heißt man Stamina:
Und wir können deutlich sehen,
Daß die Spitzen da entstehen,
Wo der zarten Blätter Rest
Unten an dem Stengel fest.
Oben auf denselben Spitzen,
Welches wunderbarlich läßt,
Sieht man gelbe Körner sitzen,
Welche weder los, noch fest,
Die, wenn sich die Lüfte regen,
Auf- und abwerts sich bewegen,
Auch sich in die Ründe drehn,
Und doch fest auf ihnen stehn.
Solch
Betrachtungen
Jhr klein Kelchlein, das ſie ſtuͤtzet,
Und, ſo lang die Blume klein,
Sie fuͤr manchen Unfall ſchuͤtzet,
Auch ihr ſonſt muß nuͤtzlich ſeyn,
Jſt ein Fortſatz von der Rinde,
Wie ich es gar deutlich finde,
Daß, wo ſie zu Ende geht,
Eben dieſer Kelch entſteht.
Jn der Blaͤtter Pracht hingegen,
Daran uns die Farb’ ergetzt,
So ſie uns vor Augen legen,
Wird verlaͤngt und fortgeſetzt
Die Subſtanz voll kleiner Roͤhren,
Die, wie uns die Augen lehren,
Voller luft’ge Blaͤſelein,
Drum ſie auch ſo fluͤchtig ſeyn.
Dieſe ſchoͤne Blumentheile,
So man nennet Petala,
Zeugen Spitzen, faſt wie Pfeile,
Dieſe heißt man Stamina:
Und wir koͤnnen deutlich ſehen,
Daß die Spitzen da entſtehen,
Wo der zarten Blaͤtter Reſt
Unten an dem Stengel feſt.
Oben auf denſelben Spitzen,
Welches wunderbarlich laͤßt,
Sieht man gelbe Koͤrner ſitzen,
Welche weder los, noch feſt,
Die, wenn ſich die Luͤfte regen,
Auf- und abwerts ſich bewegen,
Auch ſich in die Ruͤnde drehn,
Und doch feſt auf ihnen ſtehn.
Solch
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[110/0130] Betrachtungen Jhr klein Kelchlein, das ſie ſtuͤtzet, Und, ſo lang die Blume klein, Sie fuͤr manchen Unfall ſchuͤtzet, Auch ihr ſonſt muß nuͤtzlich ſeyn, Jſt ein Fortſatz von der Rinde, Wie ich es gar deutlich finde, Daß, wo ſie zu Ende geht, Eben dieſer Kelch entſteht. Jn der Blaͤtter Pracht hingegen, Daran uns die Farb’ ergetzt, So ſie uns vor Augen legen, Wird verlaͤngt und fortgeſetzt Die Subſtanz voll kleiner Roͤhren, Die, wie uns die Augen lehren, Voller luft’ge Blaͤſelein, Drum ſie auch ſo fluͤchtig ſeyn. Dieſe ſchoͤne Blumentheile, So man nennet Petala, Zeugen Spitzen, faſt wie Pfeile, Dieſe heißt man Stamina: Und wir koͤnnen deutlich ſehen, Daß die Spitzen da entſtehen, Wo der zarten Blaͤtter Reſt Unten an dem Stengel feſt. Oben auf denſelben Spitzen, Welches wunderbarlich laͤßt, Sieht man gelbe Koͤrner ſitzen, Welche weder los, noch feſt, Die, wenn ſich die Luͤfte regen, Auf- und abwerts ſich bewegen, Auch ſich in die Ruͤnde drehn, Und doch feſt auf ihnen ſtehn. Solch

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/130>, abgerufen am 25.11.2024.