Nun betrachtet und erkennet, Welch ein unsichtbare Glut Jn dem Schooß der Erde brennet, Die so große Wunder thut! Rühmt mit frölichem Gemüthe Jhres Schöpfers Macht und Güte, Der der Erden, die uns trägt, Solche Wirkung eingeprägt.
Ehe wir nun weiter gehen, Und davon insonderheit Stückweis jede Schönheit sehen, Laßt uns mit Aufmerksamkeit Erst betrachten, Gott zum Preise, Wie, auf solche milde Weise, Alle Pflanzen insgemein, Ueberhaupt gebildet seyn.
Bil- dung der Pflan- zen über- haupt.
Wie die Thiere Seelen haben, Die jedoch nur körperlich, Ob sie gleich von größern Gaben: Also zeigt in Pflanzen sich Eine Seele, die sie nähret, Zeugt, vergrößert und vermehret; Eine sehr subtile Glut Jst die Seele, die dieß thut.
Wie viel weiter, als vor Zeiten, Unser Aug' in Pflanzen geh, Wie viel Zart- und Kleinigkeiten Man in ihren Theilen seh, Wußten uns gar schön zu zeigen Zween, von denen man nicht schweigen, Sondern sie bewundern muß, Grew und auch Malpighius.
Die
G 2
uͤber das Reich der Pflanzen.
Nun betrachtet und erkennet, Welch ein unſichtbare Glut Jn dem Schooß der Erde brennet, Die ſo große Wunder thut! Ruͤhmt mit froͤlichem Gemuͤthe Jhres Schoͤpfers Macht und Guͤte, Der der Erden, die uns traͤgt, Solche Wirkung eingepraͤgt.
Ehe wir nun weiter gehen, Und davon inſonderheit Stuͤckweis jede Schoͤnheit ſehen, Laßt uns mit Aufmerkſamkeit Erſt betrachten, Gott zum Preiſe, Wie, auf ſolche milde Weiſe, Alle Pflanzen insgemein, Ueberhaupt gebildet ſeyn.
Bil- dung der Pflan- zen über- haupt.
Wie die Thiere Seelen haben, Die jedoch nur koͤrperlich, Ob ſie gleich von groͤßern Gaben: Alſo zeigt in Pflanzen ſich Eine Seele, die ſie naͤhret, Zeugt, vergroͤßert und vermehret; Eine ſehr ſubtile Glut Jſt die Seele, die dieß thut.
Wie viel weiter, als vor Zeiten, Unſer Aug’ in Pflanzen geh, Wie viel Zart- und Kleinigkeiten Man in ihren Theilen ſeh, Wußten uns gar ſchoͤn zu zeigen Zween, von denen man nicht ſchweigen, Sondern ſie bewundern muß, Grew und auch Malpighius.
Die
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uͤber das Reich der Pflanzen.
Nun betrachtet und erkennet,
Welch ein unſichtbare Glut
Jn dem Schooß der Erde brennet,
Die ſo große Wunder thut!
Ruͤhmt mit froͤlichem Gemuͤthe
Jhres Schoͤpfers Macht und Guͤte,
Der der Erden, die uns traͤgt,
Solche Wirkung eingepraͤgt.
Ehe wir nun weiter gehen,
Und davon inſonderheit
Stuͤckweis jede Schoͤnheit ſehen,
Laßt uns mit Aufmerkſamkeit
Erſt betrachten, Gott zum Preiſe,
Wie, auf ſolche milde Weiſe,
Alle Pflanzen insgemein,
Ueberhaupt gebildet ſeyn.
Wie die Thiere Seelen haben,
Die jedoch nur koͤrperlich,
Ob ſie gleich von groͤßern Gaben:
Alſo zeigt in Pflanzen ſich
Eine Seele, die ſie naͤhret,
Zeugt, vergroͤßert und vermehret;
Eine ſehr ſubtile Glut
Jſt die Seele, die dieß thut.
Wie viel weiter, als vor Zeiten,
Unſer Aug’ in Pflanzen geh,
Wie viel Zart- und Kleinigkeiten
Man in ihren Theilen ſeh,
Wußten uns gar ſchoͤn zu zeigen
Zween, von denen man nicht ſchweigen,
Sondern ſie bewundern muß,
Grew und auch Malpighius.
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Brockes, Barthold Heinrich: Physikalische und moralische Gedanken über die drey Reiche der Natur. Bd. 9. Hamburg u. a., 1748, S. 99. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen09_1748/119>, abgerufen am 16.02.2025.
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