Jst es nur eine; muß dieselbe, da sie von Gott stammt, deutlich, klar, So unveränderlich, so rein, so überzeuglich, offenbar, Ohn' alle Fehler, Zweifel, Zwist, unwidersprechlich, all- gemein, Und auf Verträglichkeit und Liebe, zu Dessen Ruhm, gegründet seyn, Aus welchem sie, und alles, stammt. Dieß scheint nun die: Jn Gottes Werken, Voll stets bewundernden Vergnügens, Sein' All- macht, Lieb' und Weisheit merken; Nach den Gesetzen der Natur vergönnte Freud', erlaubte Lust, Zum Ruhm Des, Der sie schenkt, geniessen, be- freyt von aller Laster Wust; Den Nächsten, unser Mitgeschöpf, wie uns, zu lie- ben, uns bestreben, Und, in gelaßner Zuversicht auf Seine Liebe, Gott erheben: Dieß scheint ein wahrer Gottes-Dienst, und Gott, was Gottes ist, gegeben. Das Christenthum hat selber nicht, Was dieser Wahrheit widerspricht: Es ist auf diesen Grund gegründet. Je mehr man, ihren wahren Sätzen recht nachzusinnen, sich bestrebt; Je mehr es ihren großen Ursprung, im Beyfall, und sich selbst, erhebt; Je mehr man Seine Größe findet.
Worinn
Der vernuͤnftige Gottes-Dienſt.
Jſt es nur eine; muß dieſelbe, da ſie von Gott ſtammt, deutlich, klar, So unveraͤnderlich, ſo rein, ſo uͤberzeuglich, offenbar, Ohn’ alle Fehler, Zweifel, Zwiſt, unwiderſprechlich, all- gemein, Und auf Vertraͤglichkeit und Liebe, zu Deſſen Ruhm, gegruͤndet ſeyn, Aus welchem ſie, und alles, ſtammt. Dieß ſcheint nun die: Jn Gottes Werken, Voll ſtets bewundernden Vergnuͤgens, Sein’ All- macht, Lieb’ und Weisheit merken; Nach den Geſetzen der Natur vergoͤnnte Freud’, erlaubte Luſt, Zum Ruhm Des, Der ſie ſchenkt, genieſſen, be- freyt von aller Laſter Wuſt; Den Naͤchſten, unſer Mitgeſchoͤpf, wie uns, zu lie- ben, uns beſtreben, Und, in gelaßner Zuverſicht auf Seine Liebe, Gott erheben: Dieß ſcheint ein wahrer Gottes-Dienſt, und Gott, was Gottes iſt, gegeben. Das Chriſtenthum hat ſelber nicht, Was dieſer Wahrheit widerſpricht: Es iſt auf dieſen Grund gegruͤndet. Je mehr man, ihren wahren Saͤtzen recht nachzuſinnen, ſich beſtrebt; Je mehr es ihren großen Urſprung, im Beyfall, und ſich ſelbſt, erhebt; Je mehr man Seine Groͤße findet.
Worinn
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Der vernuͤnftige Gottes-Dienſt.
Jſt es nur eine; muß dieſelbe, da ſie von Gott ſtammt,
deutlich, klar,
So unveraͤnderlich, ſo rein, ſo uͤberzeuglich, offenbar,
Ohn’ alle Fehler, Zweifel, Zwiſt, unwiderſprechlich, all-
gemein,
Und auf Vertraͤglichkeit und Liebe, zu Deſſen Ruhm,
gegruͤndet ſeyn,
Aus welchem ſie, und alles, ſtammt. Dieß ſcheint nun
die: Jn Gottes Werken,
Voll ſtets bewundernden Vergnuͤgens, Sein’ All-
macht, Lieb’ und Weisheit merken;
Nach den Geſetzen der Natur vergoͤnnte Freud’,
erlaubte Luſt,
Zum Ruhm Des, Der ſie ſchenkt, genieſſen, be-
freyt von aller Laſter Wuſt;
Den Naͤchſten, unſer Mitgeſchoͤpf, wie uns, zu lie-
ben, uns beſtreben,
Und, in gelaßner Zuverſicht auf Seine Liebe, Gott
erheben:
Dieß ſcheint ein wahrer Gottes-Dienſt, und Gott,
was Gottes iſt, gegeben.
Das Chriſtenthum hat ſelber nicht,
Was dieſer Wahrheit widerſpricht:
Es iſt auf dieſen Grund gegruͤndet.
Je mehr man, ihren wahren Saͤtzen recht nachzuſinnen,
ſich beſtrebt;
Je mehr es ihren großen Urſprung, im Beyfall, und
ſich ſelbſt, erhebt;
Je mehr man Seine Groͤße findet.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 619. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/633>, abgerufen am 29.06.2024.
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