"Gebrauche deiner Seelen Kräfte, zum Zweck, wozu sie dir gegeben. "Such', in Bewundrung Seiner Werke, den großen Schöpfer zu erheben. Hiebey wird aller Zank vermieden, den die bisherge Wissens-Sucht, Das Kind des Hochmuths, angerichtet: da jeder Gott allein zu kennen, Mit Ausschluß anderer, verlangt; woraus die unglück- selge Frucht Von Zank und Ketzereyen stammt. Die Wesen, die sich Menschen nennen, Und die von unserm Erd-Planeten den äussern runden Kreis bewohnen, Sind unter sich getheilt, und Feinde, durch mancherley Religionen. Von denen ist nun eine, keine; wie, oder sie sind alle, gut. Das letzte würd' ich etwa glauben, wenn sie sich nicht mit Schwerdt und Gluht Einander suchten aufzureiben. Dieß stimmet mit der Wahrheit Schein, Mit einer ewgen Liebe Willen, die unser Gott, nicht überein. Wie kann man, sonder Raserey, in Glaubens-Sachen, sich erkühnen, Der ewgen Liebe, durch Verfolgung, durch Zank, durch Haß und Mord, zu dienen? Daß keine gut sey; diese Meynung kommt, ich gesteh' es gerne, mir, Wenn ich es recht erwege, Gott und Menschen unan- ständig für.
Jst
Der vernuͤnftige Gottes-Dienſt.
“Gebrauche deiner Seelen Kraͤfte, zum Zweck, wozu ſie dir gegeben. “Such’, in Bewundrung Seiner Werke, den großen Schoͤpfer zu erheben. Hiebey wird aller Zank vermieden, den die bisherge Wiſſens-Sucht, Das Kind des Hochmuths, angerichtet: da jeder Gott allein zu kennen, Mit Ausſchluß anderer, verlangt; woraus die ungluͤck- ſelge Frucht Von Zank und Ketzereyen ſtammt. Die Weſen, die ſich Menſchen nennen, Und die von unſerm Erd-Planeten den aͤuſſern runden Kreis bewohnen, Sind unter ſich getheilt, und Feinde, durch mancherley Religionen. Von denen iſt nun eine, keine; wie, oder ſie ſind alle, gut. Das letzte wuͤrd’ ich etwa glauben, wenn ſie ſich nicht mit Schwerdt und Gluht Einander ſuchten aufzureiben. Dieß ſtimmet mit der Wahrheit Schein, Mit einer ewgen Liebe Willen, die unſer Gott, nicht uͤberein. Wie kann man, ſonder Raſerey, in Glaubens-Sachen, ſich erkuͤhnen, Der ewgen Liebe, durch Verfolgung, durch Zank, durch Haß und Mord, zu dienen? Daß keine gut ſey; dieſe Meynung kommt, ich geſteh’ es gerne, mir, Wenn ich es recht erwege, Gott und Menſchen unan- ſtaͤndig fuͤr.
Jſt
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Der vernuͤnftige Gottes-Dienſt.
“Gebrauche deiner Seelen Kraͤfte, zum Zweck, wozu
ſie dir gegeben.
“Such’, in Bewundrung Seiner Werke, den großen
Schoͤpfer zu erheben.
Hiebey wird aller Zank vermieden, den die bisherge
Wiſſens-Sucht,
Das Kind des Hochmuths, angerichtet: da jeder Gott
allein zu kennen,
Mit Ausſchluß anderer, verlangt; woraus die ungluͤck-
ſelge Frucht
Von Zank und Ketzereyen ſtammt. Die Weſen, die ſich
Menſchen nennen,
Und die von unſerm Erd-Planeten den aͤuſſern runden
Kreis bewohnen,
Sind unter ſich getheilt, und Feinde, durch mancherley
Religionen.
Von denen iſt nun eine, keine; wie, oder ſie ſind alle,
gut.
Das letzte wuͤrd’ ich etwa glauben, wenn ſie ſich nicht
mit Schwerdt und Gluht
Einander ſuchten aufzureiben. Dieß ſtimmet mit der
Wahrheit Schein,
Mit einer ewgen Liebe Willen, die unſer Gott, nicht
uͤberein.
Wie kann man, ſonder Raſerey, in Glaubens-Sachen,
ſich erkuͤhnen,
Der ewgen Liebe, durch Verfolgung, durch Zank, durch
Haß und Mord, zu dienen?
Daß keine gut ſey; dieſe Meynung kommt, ich geſteh’
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Wenn ich es recht erwege, Gott und Menſchen unan-
ſtaͤndig fuͤr.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/632>, abgerufen am 29.06.2024.
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