Unvermeidliche Strafe der Unaufmerksamkeit auf Göttl. Werke.
Wenn etwa dir von einem Großen, was Künstliches geschenket wär, Das er mit eigner Hand gemacht; so würd' es ja, zu seiner Ehr, Von dir, vermuthlich, oft betrachtet. Wär das Geschenk von einem Fürsten, geschähe solches noch wohl mehr. Von einem Kayser würd' es ja von dir weit mehr annoch geachtet. Wenn aber aller Kayser Kayser euch wunderschöne Bluh- men schenket; So würdigt ihr sie kaum so viel, daß ihr so schöner Ga- ben Pracht, Noch in denselben Seiner Weisheit, und Seiner Lieb' und Wunder-Macht, Wodurch Er sie für euch erschuff, und sie euch schenkete, gedenket.
Sonst schätzt ihr, wenn wir sündigen, die Sünden darum bloß allein, Weil gegen ein unendlichs Wesen sie freventlich began- gen seyn, Auch einer ewgen Strafe wehrt. Sollt' eine sträfliche Verachtung Der Gaben dieses ewgen Wesens, in einer rohen Nicht- Betrachtung,
Nicht
Unvermeidliche Strafe der Unaufmerkſamkeit auf Goͤttl. Werke.
Wenn etwa dir von einem Großen, was Kuͤnſtliches geſchenket waͤr, Das er mit eigner Hand gemacht; ſo wuͤrd’ es ja, zu ſeiner Ehr, Von dir, vermuthlich, oft betrachtet. Waͤr das Geſchenk von einem Fuͤrſten, geſchaͤhe ſolches noch wohl mehr. Von einem Kayſer wuͤrd’ es ja von dir weit mehr annoch geachtet. Wenn aber aller Kayſer Kayſer euch wunderſchoͤne Bluh- men ſchenket; So wuͤrdigt ihr ſie kaum ſo viel, daß ihr ſo ſchoͤner Ga- ben Pracht, Noch in denſelben Seiner Weisheit, und Seiner Lieb’ und Wunder-Macht, Wodurch Er ſie fuͤr euch erſchuff, und ſie euch ſchenkete, gedenket.
Sonſt ſchaͤtzt ihr, wenn wir ſuͤndigen, die Suͤnden darum bloß allein, Weil gegen ein unendlichs Weſen ſie freventlich began- gen ſeyn, Auch einer ewgen Strafe wehrt. Sollt’ eine ſtraͤfliche Verachtung Der Gaben dieſes ewgen Weſens, in einer rohen Nicht- Betrachtung,
Nicht
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Unvermeidliche Strafe
der
Unaufmerkſamkeit auf Goͤttl. Werke.
Wenn etwa dir von einem Großen, was Kuͤnſtliches
geſchenket waͤr,
Das er mit eigner Hand gemacht; ſo wuͤrd’ es ja, zu
ſeiner Ehr,
Von dir, vermuthlich, oft betrachtet.
Waͤr das Geſchenk von einem Fuͤrſten, geſchaͤhe ſolches
noch wohl mehr.
Von einem Kayſer wuͤrd’ es ja von dir weit mehr annoch
geachtet.
Wenn aber aller Kayſer Kayſer euch wunderſchoͤne Bluh-
men ſchenket;
So wuͤrdigt ihr ſie kaum ſo viel, daß ihr ſo ſchoͤner Ga-
ben Pracht,
Noch in denſelben Seiner Weisheit, und Seiner Lieb’
und Wunder-Macht,
Wodurch Er ſie fuͤr euch erſchuff, und ſie euch ſchenkete,
gedenket.
Sonſt ſchaͤtzt ihr, wenn wir ſuͤndigen, die Suͤnden
darum bloß allein,
Weil gegen ein unendlichs Weſen ſie freventlich began-
gen ſeyn,
Auch einer ewgen Strafe wehrt. Sollt’ eine ſtraͤfliche
Verachtung
Der Gaben dieſes ewgen Weſens, in einer rohen Nicht-
Betrachtung,
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 605. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/619>, abgerufen am 22.12.2024.
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