Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Verschiedene Arten der Abgötterey, Und bloß auf sich allein bedacht, des Tages und desNachts nicht ruht, Um ein, von ihm selbst nicht gebrauchtes, und ein bald zu verlassend, Gut. Der Stolzen Gott ist ein Monarch, der über alle Ding' erhöhet, Nur Loben, Ruhm und Preis verlangt, und bloß allein nach Ehren stehet, Dem das, was irdisch, zu geringe, der nur allein im Großen groß, Der das, was klein, verächtlich schätzet, und welcher nur den Hohen bloß Gewogen ist, und ihrer achtet. Dem aller Engel Schaa- ren dienen, Und die, aus Ehrfurcht seine Pracht nur anzusehn, sich nicht erkühnen; Der bloß nach seinem Willen herrscht, der nur gebiethe- risch befiehlt, Und dessen Herrschen nicht auf Liebe, nur bloß allein auf Hoheit, zielt. Die Gottheit einer weichen Wollust ist ein von red- lichem Gemüthe, Nachsichtlich und verzeihend Wesen, das minder Strenge liebt, als Güte; Der alles so genau nicht nimmt, dem unsre Schwäche wohl bewußt, Dem Gut- und Böses einerley. Ein Wesen, welches keine Lust An Plagen und an Strafen findet, das ihnen wird, nach diesem Leben, Es sey gewesen, wie es sey, ein ewigs fröhlichs Leben geben; Dieß
Verſchiedene Arten der Abgoͤtterey, Und bloß auf ſich allein bedacht, des Tages und desNachts nicht ruht, Um ein, von ihm ſelbſt nicht gebrauchtes, und ein bald zu verlaſſend, Gut. Der Stolzen Gott iſt ein Monarch, der uͤber alle Ding’ erhoͤhet, Nur Loben, Ruhm und Preis verlangt, und bloß allein nach Ehren ſtehet, Dem das, was irdiſch, zu geringe, der nur allein im Großen groß, Der das, was klein, veraͤchtlich ſchaͤtzet, und welcher nur den Hohen bloß Gewogen iſt, und ihrer achtet. Dem aller Engel Schaa- ren dienen, Und die, aus Ehrfurcht ſeine Pracht nur anzuſehn, ſich nicht erkuͤhnen; Der bloß nach ſeinem Willen herrſcht, der nur gebiethe- riſch befiehlt, Und deſſen Herrſchen nicht auf Liebe, nur bloß allein auf Hoheit, zielt. Die Gottheit einer weichen Wolluſt iſt ein von red- lichem Gemuͤthe, Nachſichtlich und verzeihend Weſen, das minder Strenge liebt, als Guͤte; Der alles ſo genau nicht nimmt, dem unſre Schwaͤche wohl bewußt, Dem Gut- und Boͤſes einerley. Ein Weſen, welches keine Luſt An Plagen und an Strafen findet, das ihnen wird, nach dieſem Leben, Es ſey geweſen, wie es ſey, ein ewigs froͤhlichs Leben geben; Dieß
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Verſchiedene Arten der Abgoͤtterey,
Und bloß auf ſich allein bedacht, des Tages und des
Nachts nicht ruht,
Um ein, von ihm ſelbſt nicht gebrauchtes, und ein bald
zu verlaſſend, Gut.
Der Stolzen Gott iſt ein Monarch, der uͤber alle
Ding’ erhoͤhet,
Nur Loben, Ruhm und Preis verlangt, und bloß allein
nach Ehren ſtehet,
Dem das, was irdiſch, zu geringe, der nur allein im
Großen groß,
Der das, was klein, veraͤchtlich ſchaͤtzet, und welcher nur
den Hohen bloß
Gewogen iſt, und ihrer achtet. Dem aller Engel Schaa-
ren dienen,
Und die, aus Ehrfurcht ſeine Pracht nur anzuſehn, ſich
nicht erkuͤhnen;
Der bloß nach ſeinem Willen herrſcht, der nur gebiethe-
riſch befiehlt,
Und deſſen Herrſchen nicht auf Liebe, nur bloß allein auf
Hoheit, zielt.
Die Gottheit einer weichen Wolluſt iſt ein von red-
lichem Gemuͤthe,
Nachſichtlich und verzeihend Weſen, das minder Strenge
liebt, als Guͤte;
Der alles ſo genau nicht nimmt, dem unſre Schwaͤche
wohl bewußt,
Dem Gut- und Boͤſes einerley. Ein Weſen, welches
keine Luſt
An Plagen und an Strafen findet, das ihnen wird, nach
dieſem Leben,
Es ſey geweſen, wie es ſey, ein ewigs froͤhlichs Leben geben;
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