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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Die Weisheit.
Weil, wo die Vorwürf' unsern Geist, von aussen schon
verstellt, berühren,

Sie ihn in seiner Urtheils-Kraft behindern und gewiß
verführen.

Man spanne denn zu diesem Endzweck die Kraft an,
wie es sich gehört.

Man lege die Physik zum Grunde, die uns der Körper
Wesen lehrt,

Und uns derselben Eigenschaften bloß durch Erfahrungen
erklährt.

Dann lerne man die Menschen kennen, und fange bey
sich selber an,

Weil Selbst-Erkenntniß uns am besten zur Kenntniß an-
drer leiten kann.
Wann wir bey dieser ersten Sprosse zur Wahr- und
Weisheit angefangen;

So werden wir zur andern Staffel der Geister sicherer
gelangen,

Zu welcher, ohne daß man jene zuerst bestieg und da nicht
irrt;

Ohn' Jrrthum, sonder Fehl und Zweifel, man nimmer-
mehr gelangen wird.


Verschie-

Die Weisheit.
Weil, wo die Vorwuͤrf’ unſern Geiſt, von auſſen ſchon
verſtellt, beruͤhren,

Sie ihn in ſeiner Urtheils-Kraft behindern und gewiß
verfuͤhren.

Man ſpanne denn zu dieſem Endzweck die Kraft an,
wie es ſich gehoͤrt.

Man lege die Phyſik zum Grunde, die uns der Koͤrper
Weſen lehrt,

Und uns derſelben Eigenſchaften bloß durch Erfahrungen
erklaͤhrt.

Dann lerne man die Menſchen kennen, und fange bey
ſich ſelber an,

Weil Selbſt-Erkenntniß uns am beſten zur Kenntniß an-
drer leiten kann.
Wann wir bey dieſer erſten Sproſſe zur Wahr- und
Weisheit angefangen;

So werden wir zur andern Staffel der Geiſter ſicherer
gelangen,

Zu welcher, ohne daß man jene zuerſt beſtieg und da nicht
irrt;

Ohn’ Jrrthum, ſonder Fehl und Zweifel, man nimmer-
mehr gelangen wird.


Verſchie-
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[576/0590] Die Weisheit. Weil, wo die Vorwuͤrf’ unſern Geiſt, von auſſen ſchon verſtellt, beruͤhren, Sie ihn in ſeiner Urtheils-Kraft behindern und gewiß verfuͤhren. Man ſpanne denn zu dieſem Endzweck die Kraft an, wie es ſich gehoͤrt. Man lege die Phyſik zum Grunde, die uns der Koͤrper Weſen lehrt, Und uns derſelben Eigenſchaften bloß durch Erfahrungen erklaͤhrt. Dann lerne man die Menſchen kennen, und fange bey ſich ſelber an, Weil Selbſt-Erkenntniß uns am beſten zur Kenntniß an- drer leiten kann. Wann wir bey dieſer erſten Sproſſe zur Wahr- und Weisheit angefangen; So werden wir zur andern Staffel der Geiſter ſicherer gelangen, Zu welcher, ohne daß man jene zuerſt beſtieg und da nicht irrt; Ohn’ Jrrthum, ſonder Fehl und Zweifel, man nimmer- mehr gelangen wird. Verſchie-

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 576. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/590>, abgerufen am 28.11.2024.