Von allem, was da lebt, Magnet, der allgemein, O süße Wollust, ohne dich Würd' uns, zu sterben, und zu leben Auf dieser Welt, gleichgültig seyn. Es regt sich, was sich regt, nur bloß durch dich allein. Es lebt kein Fürst, kein Baur, kein Kaufmann, kein Soldat, Der, auf der Welt, nicht dich zum Endzweck hat.
Wie? rechnet man die Lust der Sinnen gar für nichts? Für wen ist doch der Wein? für wen die Pracht des Lichts? Für wen ist die Musik? für wen die schöne Blühte? Für wen ein schöner Leib? Ein fröhliches Gemühte Gebraucht sich aller Ding', und nimmt nur dieß in Acht, Daß er der Ordnung folgt, zumal im Lieben, Die Der in Brust und Schrift ihm vorgeschrieben, Der, bloß aus Lieb' allein, ihn und die Welt gemacht.
Verab-
Die Wolluſt.
Von allem, was da lebt, Magnet, der allgemein, O ſuͤße Wolluſt, ohne dich Wuͤrd’ uns, zu ſterben, und zu leben Auf dieſer Welt, gleichguͤltig ſeyn. Es regt ſich, was ſich regt, nur bloß durch dich allein. Es lebt kein Fuͤrſt, kein Baur, kein Kaufmann, kein Soldat, Der, auf der Welt, nicht dich zum Endzweck hat.
Wie? rechnet man die Luſt der Sinnen gar fuͤr nichts? Fuͤr wen iſt doch der Wein? fuͤr wen die Pracht des Lichts? Fuͤr wen iſt die Muſik? fuͤr wen die ſchoͤne Bluͤhte? Fuͤr wen ein ſchoͤner Leib? Ein froͤhliches Gemuͤhte Gebraucht ſich aller Ding’, und nimmt nur dieß in Acht, Daß er der Ordnung folgt, zumal im Lieben, Die Der in Bruſt und Schrift ihm vorgeſchrieben, Der, bloß aus Lieb’ allein, ihn und die Welt gemacht.
Verab-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><pbfacs="#f0584"n="570"/><divn="3"><head><hirendition="#b">Die Wolluſt.</hi></head><lb/><lgtype="poem"><lgn="1"><l><hirendition="#in">V</hi>on allem, was da lebt, Magnet, der allgemein,</l><lb/><l>O ſuͤße Wolluſt, ohne dich</l><lb/><l>Wuͤrd’ uns, zu ſterben, und zu leben</l><lb/><l>Auf dieſer Welt, gleichguͤltig ſeyn.</l><lb/><l>Es regt ſich, was ſich regt, nur bloß durch dich allein.</l><lb/><l>Es lebt kein Fuͤrſt, kein Baur, kein Kaufmann, kein Soldat,</l><lb/><l>Der, auf der Welt, nicht dich zum Endzweck hat.</l></lg><lb/><lgn="2"><l>Wie? rechnet man die Luſt der Sinnen gar fuͤr nichts?</l><lb/><l>Fuͤr wen iſt doch der Wein? fuͤr wen die Pracht des Lichts?</l><lb/><l>Fuͤr wen iſt die Muſik? fuͤr wen die ſchoͤne Bluͤhte?</l><lb/><l>Fuͤr wen ein ſchoͤner Leib? Ein froͤhliches Gemuͤhte</l><lb/><l>Gebraucht ſich aller Ding’, und nimmt nur dieß in Acht,</l><lb/><l>Daß er der Ordnung folgt, zumal im Lieben,</l><lb/><l>Die Der in Bruſt und Schrift ihm vorgeſchrieben,</l><lb/><l>Der, bloß aus Lieb’ allein, ihn und die Welt gemacht.</l></lg></lg></div><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><fwplace="bottom"type="catch"><hirendition="#fr">Verab-</hi></fw><lb/></div></div></body></text></TEI>
[570/0584]
Die Wolluſt.
Von allem, was da lebt, Magnet, der allgemein,
O ſuͤße Wolluſt, ohne dich
Wuͤrd’ uns, zu ſterben, und zu leben
Auf dieſer Welt, gleichguͤltig ſeyn.
Es regt ſich, was ſich regt, nur bloß durch dich allein.
Es lebt kein Fuͤrſt, kein Baur, kein Kaufmann, kein Soldat,
Der, auf der Welt, nicht dich zum Endzweck hat.
Wie? rechnet man die Luſt der Sinnen gar fuͤr nichts?
Fuͤr wen iſt doch der Wein? fuͤr wen die Pracht des Lichts?
Fuͤr wen iſt die Muſik? fuͤr wen die ſchoͤne Bluͤhte?
Fuͤr wen ein ſchoͤner Leib? Ein froͤhliches Gemuͤhte
Gebraucht ſich aller Ding’, und nimmt nur dieß in Acht,
Daß er der Ordnung folgt, zumal im Lieben,
Die Der in Bruſt und Schrift ihm vorgeſchrieben,
Der, bloß aus Lieb’ allein, ihn und die Welt gemacht.
Verab-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 570. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/584>, abgerufen am 22.12.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.