Wenn wir der Erde stetes Drehn, Mit einiger Aufmerksamkeit, besehn, Und, was dadurch geschicht, erwegen; So findet sich, daß, immerfort, Zu einer Zeit es früh, am andern Ort Es späte sey: daß hier sich Menschen niederlegen; Die andern dort, zur selben Zeit, Mit schon erschlafner Munterkeit, Von ihren Lager-Stäten Auf ihre Beine treten.
Dieß unauf hörliche Gewühl auf dieser Welt, Das mir die Phantasey, im Geist, vor Augen stellt, Rührt meinen Geist auf eine fremde Weise: "So, daß ich Den, mit froher Ehrfurcht, preise, "Der das, was sonder Ordnung scheint, "Auf eine Art, die einfach ist, vereint, "Und eine Welt, worinn sich unser Geist verliert, "So wunderbar, so ordentlich, regiert; "Ja, welcher, die Verschiedenheit "So vieler Handlungen, zu einer Zeit, "Auf einmal übersieht, Geschöpfe schaffet, lenket, "Und ihnen ihre Daur, so wie ihr Wesen, schenket.
Die
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Zuſtand der Welt.
Wenn wir der Erde ſtetes Drehn, Mit einiger Aufmerkſamkeit, beſehn, Und, was dadurch geſchicht, erwegen; So findet ſich, daß, immerfort, Zu einer Zeit es fruͤh, am andern Ort Es ſpaͤte ſey: daß hier ſich Menſchen niederlegen; Die andern dort, zur ſelben Zeit, Mit ſchon erſchlafner Munterkeit, Von ihren Lager-Staͤten Auf ihre Beine treten.
Dieß unauf hoͤrliche Gewuͤhl auf dieſer Welt, Das mir die Phantaſey, im Geiſt, vor Augen ſtellt, Ruͤhrt meinen Geiſt auf eine fremde Weiſe: “So, daß ich Den, mit froher Ehrfurcht, preiſe, “Der das, was ſonder Ordnung ſcheint, “Auf eine Art, die einfach iſt, vereint, “Und eine Welt, worinn ſich unſer Geiſt verliert, “So wunderbar, ſo ordentlich, regiert; “Ja, welcher, die Verſchiedenheit “So vieler Handlungen, zu einer Zeit, “Auf einmal uͤberſieht, Geſchoͤpfe ſchaffet, lenket, “Und ihnen ihre Daur, ſo wie ihr Weſen, ſchenket.
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Zuſtand der Welt.
Wenn wir der Erde ſtetes Drehn,
Mit einiger Aufmerkſamkeit, beſehn,
Und, was dadurch geſchicht, erwegen;
So findet ſich, daß, immerfort,
Zu einer Zeit es fruͤh, am andern Ort
Es ſpaͤte ſey: daß hier ſich Menſchen niederlegen;
Die andern dort, zur ſelben Zeit,
Mit ſchon erſchlafner Munterkeit,
Von ihren Lager-Staͤten
Auf ihre Beine treten.
Dieß unauf hoͤrliche Gewuͤhl auf dieſer Welt,
Das mir die Phantaſey, im Geiſt, vor Augen ſtellt,
Ruͤhrt meinen Geiſt auf eine fremde Weiſe:
“So, daß ich Den, mit froher Ehrfurcht, preiſe,
“Der das, was ſonder Ordnung ſcheint,
“Auf eine Art, die einfach iſt, vereint,
“Und eine Welt, worinn ſich unſer Geiſt verliert,
“So wunderbar, ſo ordentlich, regiert;
“Ja, welcher, die Verſchiedenheit
“So vieler Handlungen, zu einer Zeit,
“Auf einmal uͤberſieht, Geſchoͤpfe ſchaffet, lenket,
“Und ihnen ihre Daur, ſo wie ihr Weſen, ſchenket.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 565. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/579>, abgerufen am 28.11.2024.
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