"Vergnügt seyn, ist ein großes Gut; in Gott ver- gnügt seyn, noch vielmehr: "Es sind zwo ungemeine Schätze, der Menschen Lust und Gottes Ehr. Allein, auch alle beyde hat Cornari Lehr nicht ausge- schlossen; Da sie vielmehr, als schöne Früchte, aus seiner Lehre Saamen sprossen: Und sie verspricht annoch daneben Ein lang-gesundes, fröhlichs Leben; Jn welchem wir, um desto länger, die Gott und uns geweihten Pflichten, Auch die zu unsers Nächsten Besten, geschickt und fähig zu verrichten.
Jch muß es wenigstens gestehn, ich bin, dieß schöne Buch zu lesen, Doch minder um des Lebens Läng' und Dauer ange- flammt gewesen, Als daß ich, in demselbigen, zugleich den Nutzen eingesehn, Auf welche Weise wir zugleich, der Leidenschaft zu wider- stehn, Von selbst, geschickt und fähig werden. Steckt hier der Menschen höchstes Gut, Die Kraft des Körpers und der Seelen, in einem wohl- gemischten Blut; So sollt', ein solches zu erzeugen, von klugen Bürgern dieser Erden Der allerehrste Zweck ja seyn, und ihres Denkens Vor- wurf werden.
Das
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Cornaro.
“Vergnuͤgt ſeyn, iſt ein großes Gut; in Gott ver- gnuͤgt ſeyn, noch vielmehr: “Es ſind zwo ungemeine Schaͤtze, der Menſchen Luſt und Gottes Ehr. Allein, auch alle beyde hat Cornari Lehr nicht ausge- ſchloſſen; Da ſie vielmehr, als ſchoͤne Fruͤchte, aus ſeiner Lehre Saamen ſproſſen: Und ſie verſpricht annoch daneben Ein lang-geſundes, froͤhlichs Leben; Jn welchem wir, um deſto laͤnger, die Gott und uns geweihten Pflichten, Auch die zu unſers Naͤchſten Beſten, geſchickt und faͤhig zu verrichten.
Jch muß es wenigſtens geſtehn, ich bin, dieß ſchoͤne Buch zu leſen, Doch minder um des Lebens Laͤng’ und Dauer ange- flammt geweſen, Als daß ich, in demſelbigen, zugleich den Nutzen eingeſehn, Auf welche Weiſe wir zugleich, der Leidenſchaft zu wider- ſtehn, Von ſelbſt, geſchickt und faͤhig werden. Steckt hier der Menſchen hoͤchſtes Gut, Die Kraft des Koͤrpers und der Seelen, in einem wohl- gemiſchten Blut; So ſollt’, ein ſolches zu erzeugen, von klugen Buͤrgern dieſer Erden Der allerehrſte Zweck ja ſeyn, und ihres Denkens Vor- wurf werden.
Das
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Cornaro.
“Vergnuͤgt ſeyn, iſt ein großes Gut; in Gott ver-
gnuͤgt ſeyn, noch vielmehr:
“Es ſind zwo ungemeine Schaͤtze, der Menſchen Luſt
und Gottes Ehr.
Allein, auch alle beyde hat Cornari Lehr nicht ausge-
ſchloſſen;
Da ſie vielmehr, als ſchoͤne Fruͤchte, aus ſeiner Lehre
Saamen ſproſſen:
Und ſie verſpricht annoch daneben
Ein lang-geſundes, froͤhlichs Leben;
Jn welchem wir, um deſto laͤnger, die Gott und uns
geweihten Pflichten,
Auch die zu unſers Naͤchſten Beſten, geſchickt und faͤhig
zu verrichten.
Jch muß es wenigſtens geſtehn, ich bin, dieß ſchoͤne
Buch zu leſen,
Doch minder um des Lebens Laͤng’ und Dauer ange-
flammt geweſen,
Als daß ich, in demſelbigen, zugleich den Nutzen eingeſehn,
Auf welche Weiſe wir zugleich, der Leidenſchaft zu wider-
ſtehn,
Von ſelbſt, geſchickt und faͤhig werden. Steckt hier
der Menſchen hoͤchſtes Gut,
Die Kraft des Koͤrpers und der Seelen, in einem wohl-
gemiſchten Blut;
So ſollt’, ein ſolches zu erzeugen, von klugen Buͤrgern
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 517. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/531>, abgerufen am 24.02.2025.
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