Gleich aber fing der kurze Regen, Eh mans gedacht, an, sich zu legen; Es brach der hellen Sonne Schein, Von neuem, überall herein. Da hätte man ein Blitzen, Glimmern, Ein Funkeln, Spielen, Glänzen, Schimmern, Jm ganzen Walde, sollen sehn Jn einem Augenblick entstehn! Ein jedes Kraut, ein jedes Blatt, Das, von dem Regen, naß und glatt, Bedeckt ein heller Silber-Schein. Ja, wie ein glattes Spiegel-Glas, Sah man die Stellen, welche naß, Viel Blätter-Bilderchen formieren, Von andern Blättern, die man nah, Und sich in ihnen bilden, sah.
Wohin man seine Blicke schickte, Sah man, in dem begrünten Dunkeln, Fast nichts, als Diamanten, funkeln, Und an verschiedner Blätter Spitzen, Dem Schein nach, helle Lichter blitzen; Zumal, wo große Tropfen hingen, Worinn der Sonne bunte Strahlen, Die sie mit vielen Farben mahlen, Sich dringen, und zurücke springen.
Jch stutzt', und liesse diese Pracht, Die über Wunder Wunder schön, Mir, durch das Aug', ans Herze gehn.
E[s]
Der durch den Regen
Gleich aber fing der kurze Regen, Eh mans gedacht, an, ſich zu legen; Es brach der hellen Sonne Schein, Von neuem, uͤberall herein. Da haͤtte man ein Blitzen, Glimmern, Ein Funkeln, Spielen, Glaͤnzen, Schimmern, Jm ganzen Walde, ſollen ſehn Jn einem Augenblick entſtehn! Ein jedes Kraut, ein jedes Blatt, Das, von dem Regen, naß und glatt, Bedeckt ein heller Silber-Schein. Ja, wie ein glattes Spiegel-Glas, Sah man die Stellen, welche naß, Viel Blaͤtter-Bilderchen formieren, Von andern Blaͤttern, die man nah, Und ſich in ihnen bilden, ſah.
Wohin man ſeine Blicke ſchickte, Sah man, in dem begruͤnten Dunkeln, Faſt nichts, als Diamanten, funkeln, Und an verſchiedner Blaͤtter Spitzen, Dem Schein nach, helle Lichter blitzen; Zumal, wo große Tropfen hingen, Worinn der Sonne bunte Strahlen, Die ſie mit vielen Farben mahlen, Sich dringen, und zuruͤcke ſpringen.
Jch ſtutzt’, und lieſſe dieſe Pracht, Die uͤber Wunder Wunder ſchoͤn, Mir, durch das Aug’, ans Herze gehn.
E[s]
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0052"n="38"/><fwplace="top"type="header"><hirendition="#b">Der durch den Regen</hi></fw><lb/><lgn="4"><l>Gleich aber fing der kurze Regen,</l><lb/><l>Eh mans gedacht, an, ſich zu legen;</l><lb/><l>Es brach der hellen Sonne Schein,</l><lb/><l>Von neuem, uͤberall herein.</l><lb/><l>Da haͤtte man ein Blitzen, Glimmern,</l><lb/><l>Ein Funkeln, Spielen, Glaͤnzen, Schimmern,</l><lb/><l>Jm ganzen Walde, ſollen ſehn</l><lb/><l>Jn einem Augenblick entſtehn!</l><lb/><l>Ein jedes Kraut, ein jedes Blatt,</l><lb/><l>Das, von dem Regen, naß und glatt,</l><lb/><l>Bedeckt ein heller Silber-Schein.</l><lb/><l>Ja, wie ein glattes Spiegel-Glas,</l><lb/><l>Sah man die Stellen, welche naß,</l><lb/><l>Viel Blaͤtter-Bilderchen formieren,</l><lb/><l>Von andern Blaͤttern, die man nah,</l><lb/><l>Und ſich in ihnen bilden, ſah.</l></lg><lb/><lgn="5"><l>Wohin man ſeine Blicke ſchickte,</l><lb/><l>Sah man, in dem begruͤnten Dunkeln,</l><lb/><l>Faſt nichts, als Diamanten, funkeln,</l><lb/><l>Und an verſchiedner Blaͤtter Spitzen,</l><lb/><l>Dem Schein nach, helle Lichter blitzen;</l><lb/><l>Zumal, wo große Tropfen hingen,</l><lb/><l>Worinn der Sonne bunte Strahlen,</l><lb/><l>Die ſie mit vielen Farben mahlen,</l><lb/><l>Sich dringen, und zuruͤcke ſpringen.</l></lg><lb/><lgn="6"><l>Jch ſtutzt’, und lieſſe dieſe Pracht,</l><lb/><l>Die uͤber Wunder Wunder ſchoͤn,</l><lb/><l>Mir, durch das Aug’, ans Herze gehn.</l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="catch">E<supplied>s</supplied></fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[38/0052]
Der durch den Regen
Gleich aber fing der kurze Regen,
Eh mans gedacht, an, ſich zu legen;
Es brach der hellen Sonne Schein,
Von neuem, uͤberall herein.
Da haͤtte man ein Blitzen, Glimmern,
Ein Funkeln, Spielen, Glaͤnzen, Schimmern,
Jm ganzen Walde, ſollen ſehn
Jn einem Augenblick entſtehn!
Ein jedes Kraut, ein jedes Blatt,
Das, von dem Regen, naß und glatt,
Bedeckt ein heller Silber-Schein.
Ja, wie ein glattes Spiegel-Glas,
Sah man die Stellen, welche naß,
Viel Blaͤtter-Bilderchen formieren,
Von andern Blaͤttern, die man nah,
Und ſich in ihnen bilden, ſah.
Wohin man ſeine Blicke ſchickte,
Sah man, in dem begruͤnten Dunkeln,
Faſt nichts, als Diamanten, funkeln,
Und an verſchiedner Blaͤtter Spitzen,
Dem Schein nach, helle Lichter blitzen;
Zumal, wo große Tropfen hingen,
Worinn der Sonne bunte Strahlen,
Die ſie mit vielen Farben mahlen,
Sich dringen, und zuruͤcke ſpringen.
Jch ſtutzt’, und lieſſe dieſe Pracht,
Die uͤber Wunder Wunder ſchoͤn,
Mir, durch das Aug’, ans Herze gehn.
Es
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 38. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/52>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.