Schon Sechs! Von vier und zwanzig Stunden, Worein die Tages-Zeit getheilt, Jst schon der vierte Theil verschwunden. Da auf der Welt nun nichts verweilt, Sich alles ändert, wechselt, eilt; So laßt uns, bis er eingetroffen, Den letzt- und besten Wechsel hoffen.
7.
So eben schlug der Seiger Sieben, Die man die heilge Zahl sonst heißt. Ach würd jetzt, mehr als sonst, mein Geist, Der Gottheit allgemeines Lieben, Das sich in allen Dingen weist, Doch zu bewundern, angetrieben!
8.
Die Glocke schlug jetzt eben Acht. Mein Herze, nimm des Schöpfers Macht, Die alle Ding' hervorgebracht, Jn Seiner schönen Werke Pracht, Jn dieser Stunde, mit Bedacht, Mit Andacht, und mit Lust, in Acht!
9.
Die neue Stunde tritt herein, Sie ist schon da, es schläget Neun. Möcht jetzt des Schöpfers Weisheits-Schein Doch etwas mehr, als insgemein, Ein Vorwurf unsers Denkens seyn!
10. Jetzt
Stunden-Betrachtungen.
6.
Schon Sechs! Von vier und zwanzig Stunden, Worein die Tages-Zeit getheilt, Jſt ſchon der vierte Theil verſchwunden. Da auf der Welt nun nichts verweilt, Sich alles aͤndert, wechſelt, eilt; So laßt uns, bis er eingetroffen, Den letzt- und beſten Wechſel hoffen.
7.
So eben ſchlug der Seiger Sieben, Die man die heilge Zahl ſonſt heißt. Ach wuͤrd jetzt, mehr als ſonſt, mein Geiſt, Der Gottheit allgemeines Lieben, Das ſich in allen Dingen weiſt, Doch zu bewundern, angetrieben!
8.
Die Glocke ſchlug jetzt eben Acht. Mein Herze, nimm des Schoͤpfers Macht, Die alle Ding’ hervorgebracht, Jn Seiner ſchoͤnen Werke Pracht, Jn dieſer Stunde, mit Bedacht, Mit Andacht, und mit Luſt, in Acht!
9.
Die neue Stunde tritt herein, Sie iſt ſchon da, es ſchlaͤget Neun. Moͤcht jetzt des Schoͤpfers Weisheits-Schein Doch etwas mehr, als insgemein, Ein Vorwurf unſers Denkens ſeyn!
10. Jetzt
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Stunden-Betrachtungen.
6.
Schon Sechs! Von vier und zwanzig Stunden,
Worein die Tages-Zeit getheilt,
Jſt ſchon der vierte Theil verſchwunden.
Da auf der Welt nun nichts verweilt,
Sich alles aͤndert, wechſelt, eilt;
So laßt uns, bis er eingetroffen,
Den letzt- und beſten Wechſel hoffen.
7.
So eben ſchlug der Seiger Sieben,
Die man die heilge Zahl ſonſt heißt.
Ach wuͤrd jetzt, mehr als ſonſt, mein Geiſt,
Der Gottheit allgemeines Lieben,
Das ſich in allen Dingen weiſt,
Doch zu bewundern, angetrieben!
8.
Die Glocke ſchlug jetzt eben Acht.
Mein Herze, nimm des Schoͤpfers Macht,
Die alle Ding’ hervorgebracht,
Jn Seiner ſchoͤnen Werke Pracht,
Jn dieſer Stunde, mit Bedacht,
Mit Andacht, und mit Luſt, in Acht!
9.
Die neue Stunde tritt herein,
Sie iſt ſchon da, es ſchlaͤget Neun.
Moͤcht jetzt des Schoͤpfers Weisheits-Schein
Doch etwas mehr, als insgemein,
Ein Vorwurf unſers Denkens ſeyn!
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 464. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/478>, abgerufen am 24.11.2024.
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