Ein einziges Geschöpfe kann Nicht nur allein fast alles Vieh, Und uns, durch sie, Erhalten, speisen und ernähren; Es kann zugleich auch unserm Geist, Wie es ja die Erfahrung weist, Durch viele Sinnen, Lust gewähren, Und uns dadurch zugleich erklären, Wie wunderbar die weise Macht Deß, Der den großen Bau der Welt, So wie Er ihn hervorgebracht, So wunderbar ihn auch erhält: Ja daß Er, mit dem Pflanzen-Reich, Nicht nur das Thier-Reich hat verbunden; Daß Er, mit einem Stoff zugleich, So manchen Endzweck zu erhalten, So leichte Mittel ausgefunden.
Ach lasset Jhn dann ferner walten! Und wenn ihr auch wo Mangel leidet, So denkt: "Der Gras und Bluhmen kleidet, "Zum Nutz dem Vieh, zum Schmuck der Erde, "Das euch zugleich ergetzt und nährt, "Auf diesem schönen Welt-Gebäude, "Sey einer festen Zuversicht, "Und kindlichen Vertrauens Pflicht, "Daß Er auch euch versorgen werde, "(Wodurch ihr Jhn am meisten ehrt) "Sey eurer Lust, sey eurer Freude, "Bewunderung, und Dankens, werth.
Der
8 Theil. C
Nutzen und Schoͤnheit des Graſes.
Ein einziges Geſchoͤpfe kann Nicht nur allein faſt alles Vieh, Und uns, durch ſie, Erhalten, ſpeiſen und ernaͤhren; Es kann zugleich auch unſerm Geiſt, Wie es ja die Erfahrung weiſt, Durch viele Sinnen, Luſt gewaͤhren, Und uns dadurch zugleich erklaͤren, Wie wunderbar die weiſe Macht Deß, Der den großen Bau der Welt, So wie Er ihn hervorgebracht, So wunderbar ihn auch erhaͤlt: Ja daß Er, mit dem Pflanzen-Reich, Nicht nur das Thier-Reich hat verbunden; Daß Er, mit einem Stoff zugleich, So manchen Endzweck zu erhalten, So leichte Mittel ausgefunden.
Ach laſſet Jhn dann ferner walten! Und wenn ihr auch wo Mangel leidet, So denkt: “Der Gras und Bluhmen kleidet, “Zum Nutz dem Vieh, zum Schmuck der Erde, “Das euch zugleich ergetzt und naͤhrt, “Auf dieſem ſchoͤnen Welt-Gebaͤude, “Sey einer feſten Zuverſicht, “Und kindlichen Vertrauens Pflicht, “Daß Er auch euch verſorgen werde, “(Wodurch ihr Jhn am meiſten ehrt) “Sey eurer Luſt, ſey eurer Freude, “Bewunderung, und Dankens, werth.
Der
8 Theil. C
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Nutzen und Schoͤnheit des Graſes.
Ein einziges Geſchoͤpfe kann
Nicht nur allein faſt alles Vieh,
Und uns, durch ſie,
Erhalten, ſpeiſen und ernaͤhren;
Es kann zugleich auch unſerm Geiſt,
Wie es ja die Erfahrung weiſt,
Durch viele Sinnen, Luſt gewaͤhren,
Und uns dadurch zugleich erklaͤren,
Wie wunderbar die weiſe Macht
Deß, Der den großen Bau der Welt,
So wie Er ihn hervorgebracht,
So wunderbar ihn auch erhaͤlt:
Ja daß Er, mit dem Pflanzen-Reich,
Nicht nur das Thier-Reich hat verbunden;
Daß Er, mit einem Stoff zugleich,
So manchen Endzweck zu erhalten,
So leichte Mittel ausgefunden.
Ach laſſet Jhn dann ferner walten!
Und wenn ihr auch wo Mangel leidet,
So denkt: “Der Gras und Bluhmen kleidet,
“Zum Nutz dem Vieh, zum Schmuck der Erde,
“Das euch zugleich ergetzt und naͤhrt,
“Auf dieſem ſchoͤnen Welt-Gebaͤude,
“Sey einer feſten Zuverſicht,
“Und kindlichen Vertrauens Pflicht,
“Daß Er auch euch verſorgen werde,
“(Wodurch ihr Jhn am meiſten ehrt)
“Sey eurer Luſt, ſey eurer Freude,
“Bewunderung, und Dankens, werth.
Der
8 Theil. C
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/47>, abgerufen am 16.07.2024.
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