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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Vertheidigung
Ja, ja! dein Vorwurf ist gerecht. Die Fragen sind
es, leider! wehrt,

Daß man auf ihren Jnhalt achte: und, was noch
meinen Gram vermehrt,

Jst, daß mir die Erfahrung zeigt, ich hab' im Hoffen
mich geirret.

Es ist auch nicht zum erstenmal, daß der Gedanke mich
verwirret:

"Was nützt, daß ich die schöne Welt, daß ich der Erd'
und Himmel Pracht,

"Den spröden Menschen angepriesen, zum Preise Des,
Der sie gemacht,

"Und ihrem eigenen Vergnügen? Da sie, trotz dem,
was ich geschrieben,

"Und trotz der unleugbaren Wahrheit, doch immer
unempfindlich blieben.

"Daß auch so gar begabte Geister, vom lächerlichen
Stolz besiegt,

"Es nicht des Ansehns würdig achten, und lieber im-
mer unvergnügt,

"Selbst Gott zur Schande, bleiben wollen; als an
von Jhm erschaffnen Schätzen,

"Jhr zeitlich Leben zu beglücken, sich laben wollen
und ergetzen:

"Die sich geschämt, und noch sich schämen, zu weisen,
daß von meinem Werke

"Sie die geringste Kundschaft hätten. Es scheint,
so viel ich es bemerke,

"Und hab ichs, leider! oft gespührt,
"Wofern man glaubt', ob läsen sies, sie hielten sich
encanaillirt.
Wie
Vertheidigung
Ja, ja! dein Vorwurf iſt gerecht. Die Fragen ſind
es, leider! wehrt,

Daß man auf ihren Jnhalt achte: und, was noch
meinen Gram vermehrt,

Jſt, daß mir die Erfahrung zeigt, ich hab’ im Hoffen
mich geirret.

Es iſt auch nicht zum erſtenmal, daß der Gedanke mich
verwirret:

“Was nuͤtzt, daß ich die ſchoͤne Welt, daß ich der Erd’
und Himmel Pracht,

“Den ſproͤden Menſchen angeprieſen, zum Preiſe Des,
Der ſie gemacht,

“Und ihrem eigenen Vergnuͤgen? Da ſie, trotz dem,
was ich geſchrieben,

“Und trotz der unleugbaren Wahrheit, doch immer
unempfindlich blieben.

“Daß auch ſo gar begabte Geiſter, vom laͤcherlichen
Stolz beſiegt,

“Es nicht des Anſehns wuͤrdig achten, und lieber im-
mer unvergnuͤgt,

“Selbſt Gott zur Schande, bleiben wollen; als an
von Jhm erſchaffnen Schaͤtzen,

“Jhr zeitlich Leben zu begluͤcken, ſich laben wollen
und ergetzen:

“Die ſich geſchaͤmt, und noch ſich ſchaͤmen, zu weiſen,
daß von meinem Werke

“Sie die geringſte Kundſchaft haͤtten. Es ſcheint,
ſo viel ich es bemerke,

“Und hab ichs, leider! oft geſpuͤhrt,
“Wofern man glaubt’, ob laͤſen ſies, ſie hielten ſich
encanaillirt.
Wie
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[434/0448] Vertheidigung Ja, ja! dein Vorwurf iſt gerecht. Die Fragen ſind es, leider! wehrt, Daß man auf ihren Jnhalt achte: und, was noch meinen Gram vermehrt, Jſt, daß mir die Erfahrung zeigt, ich hab’ im Hoffen mich geirret. Es iſt auch nicht zum erſtenmal, daß der Gedanke mich verwirret: “Was nuͤtzt, daß ich die ſchoͤne Welt, daß ich der Erd’ und Himmel Pracht, “Den ſproͤden Menſchen angeprieſen, zum Preiſe Des, Der ſie gemacht, “Und ihrem eigenen Vergnuͤgen? Da ſie, trotz dem, was ich geſchrieben, “Und trotz der unleugbaren Wahrheit, doch immer unempfindlich blieben. “Daß auch ſo gar begabte Geiſter, vom laͤcherlichen Stolz beſiegt, “Es nicht des Anſehns wuͤrdig achten, und lieber im- mer unvergnuͤgt, “Selbſt Gott zur Schande, bleiben wollen; als an von Jhm erſchaffnen Schaͤtzen, “Jhr zeitlich Leben zu begluͤcken, ſich laben wollen und ergetzen: “Die ſich geſchaͤmt, und noch ſich ſchaͤmen, zu weiſen, daß von meinem Werke “Sie die geringſte Kundſchaft haͤtten. Es ſcheint, ſo viel ich es bemerke, “Und hab ichs, leider! oft geſpuͤhrt, “Wofern man glaubt’, ob laͤſen ſies, ſie hielten ſich encanaillirt. Wie

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 434. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/448>, abgerufen am 22.11.2024.