"Für eine Residenz des Höchsten. Jch erseh, "Jn der die große Welt vereinenden Jdee, "Ein wunderbares Bild von Gottes Werk gemahlt, "Woraus die Gottheit Selbst mir in die Seele strahlt; "Das, durch die Größe, meinen Geist "Zur frohen Andacht treibt, zur tiefen Ehrfurcht reißt.
"Jn dieser Stadt des Allerhöchsten sind Millionen Son- nen-Heere, "Anstatt der Fackeln, aufgesteckt: die nicht nur durch das tiefe Leere, "Zur Pracht, und zur Bewundrung, funkeln; nein, die, durch Kräfte, Wärm' und Licht, "Den großen Häusern der Planeten, nach einem treuen Unterricht "Vernünftiger Analogie, so ungezählten Nutzen bringen, "Sie fruchtbar machen, sie erwärmen, in Regel-rechte Wirbel schwingen, "Erleuchten, zieren, und beleben. Bewunderns- würdge Himmels-Stadt! "Die wohl mit allem Recht den Namen der Re- sidenz des Schöpfers hat: "Du füllst mit Ehrfurcht, voller Andacht, den Geist, mein ganzes Wesen, an, "Daß ich, mit Lust darinn versunken, erstaunt, nichts weiter denken kann.
Hier warf er seine Feder nieder, und sich selbst in den Stuhl zurück, Ganz ausser sich von tiefem Denken. Allein, in selbem Augenblick
Trat
Neu-Jahrs-Gedicht,
“Fuͤr eine Reſidenz des Hoͤchſten. Jch erſeh, “Jn der die große Welt vereinenden Jdee, “Ein wunderbares Bild von Gottes Werk gemahlt, “Woraus die Gottheit Selbſt mir in die Seele ſtrahlt; “Das, durch die Groͤße, meinen Geiſt “Zur frohen Andacht treibt, zur tiefen Ehrfurcht reißt.
“Jn dieſer Stadt des Allerhoͤchſten ſind Millionen Son- nen-Heere, “Anſtatt der Fackeln, aufgeſteckt: die nicht nur durch das tiefe Leere, “Zur Pracht, und zur Bewundrung, funkeln; nein, die, durch Kraͤfte, Waͤrm’ und Licht, “Den großen Haͤuſern der Planeten, nach einem treuen Unterricht “Vernuͤnftiger Analogie, ſo ungezaͤhlten Nutzen bringen, “Sie fruchtbar machen, ſie erwaͤrmen, in Regel-rechte Wirbel ſchwingen, “Erleuchten, zieren, und beleben. Bewunderns- wuͤrdge Himmels-Stadt! “Die wohl mit allem Recht den Namen der Re- ſidenz des Schoͤpfers hat: “Du fuͤllſt mit Ehrfurcht, voller Andacht, den Geiſt, mein ganzes Weſen, an, “Daß ich, mit Luſt darinn verſunken, erſtaunt, nichts weiter denken kann.
Hier warf er ſeine Feder nieder, und ſich ſelbſt in den Stuhl zuruͤck, Ganz auſſer ſich von tiefem Denken. Allein, in ſelbem Augenblick
Trat
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Neu-Jahrs-Gedicht,
“Fuͤr eine Reſidenz des Hoͤchſten. Jch erſeh,
“Jn der die große Welt vereinenden Jdee,
“Ein wunderbares Bild von Gottes Werk gemahlt,
“Woraus die Gottheit Selbſt mir in die Seele ſtrahlt;
“Das, durch die Groͤße, meinen Geiſt
“Zur frohen Andacht treibt, zur tiefen Ehrfurcht
reißt.
“Jn dieſer Stadt des Allerhoͤchſten ſind Millionen Son-
nen-Heere,
“Anſtatt der Fackeln, aufgeſteckt: die nicht nur durch
das tiefe Leere,
“Zur Pracht, und zur Bewundrung, funkeln; nein, die,
durch Kraͤfte, Waͤrm’ und Licht,
“Den großen Haͤuſern der Planeten, nach einem treuen
Unterricht
“Vernuͤnftiger Analogie, ſo ungezaͤhlten Nutzen bringen,
“Sie fruchtbar machen, ſie erwaͤrmen, in Regel-rechte
Wirbel ſchwingen,
“Erleuchten, zieren, und beleben. Bewunderns-
wuͤrdge Himmels-Stadt!
“Die wohl mit allem Recht den Namen der Re-
ſidenz des Schoͤpfers hat:
“Du fuͤllſt mit Ehrfurcht, voller Andacht, den
Geiſt, mein ganzes Weſen, an,
“Daß ich, mit Luſt darinn verſunken, erſtaunt,
nichts weiter denken kann.
Hier warf er ſeine Feder nieder, und ſich ſelbſt in den
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 422. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/436>, abgerufen am 16.02.2025.
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