Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Sonntags-Lied. Wird nicht von der Erden Pracht Ein vernünftiges Gesichte Täglich gleichsam angelacht Durch Gras, Kräuter, Bäume, Früchte? Bluhmen, Holz, Metall und Stein, was uns nützet, schützt und nährt, Wird uns auf dem Bau der Erden, durch der Erden Stoff, beschehrt. Daß sie fest, und nicht zu fest, Daß sie dicht, und nicht zu dichte: Daß sie sich durchdringen läßt; Doch die schwehresten Gewichte, Ohne Wanken, hält und trägt; daß sie das ergrimmte Meer Dämmt, da sie doch Wasser durchläßt: kömmt vom wei- sen Schöpfer her. Hegt der menschliche Verstand Kräfte, die vom Himmel stammen etc. Laßt uns auch die Fluth besehn, Und, in ihrem Wunder-Wesen, Dessen Macht und Lieb' erhöhn, Der sie recht für uns erlesen! Menschen, Thiere, Bäum' und Pflanzen, tränkt der kühle Saft der Fluth; Wasser wäscht und tilgt die Flecken, löscht den Durst, und löscht die Gluht. Durch 8 Theil. C c
Sonntags-Lied. Wird nicht von der Erden Pracht Ein vernuͤnftiges Geſichte Taͤglich gleichſam angelacht Durch Gras, Kraͤuter, Baͤume, Fruͤchte? Bluhmen, Holz, Metall und Stein, was uns nuͤtzet, ſchuͤtzt und naͤhrt, Wird uns auf dem Bau der Erden, durch der Erden Stoff, beſchehrt. Daß ſie feſt, und nicht zu feſt, Daß ſie dicht, und nicht zu dichte: Daß ſie ſich durchdringen laͤßt; Doch die ſchwehreſten Gewichte, Ohne Wanken, haͤlt und traͤgt; daß ſie das ergrimmte Meer Daͤmmt, da ſie doch Waſſer durchlaͤßt: koͤmmt vom wei- ſen Schoͤpfer her. Hegt der menſchliche Verſtand Kraͤfte, die vom Himmel ſtammen ꝛc. Laßt uns auch die Fluth beſehn, Und, in ihrem Wunder-Weſen, Deſſen Macht und Lieb’ erhoͤhn, Der ſie recht fuͤr uns erleſen! Menſchen, Thiere, Baͤum’ und Pflanzen, traͤnkt der kuͤhle Saft der Fluth; Waſſer waͤſcht und tilgt die Flecken, loͤſcht den Durſt, und loͤſcht die Gluht. Durch 8 Theil. C c
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Sonntags-Lied.
Wird nicht von der Erden Pracht
Ein vernuͤnftiges Geſichte
Taͤglich gleichſam angelacht
Durch Gras, Kraͤuter, Baͤume, Fruͤchte?
Bluhmen, Holz, Metall und Stein, was uns nuͤtzet,
ſchuͤtzt und naͤhrt,
Wird uns auf dem Bau der Erden, durch der Erden
Stoff, beſchehrt.
Daß ſie feſt, und nicht zu feſt,
Daß ſie dicht, und nicht zu dichte:
Daß ſie ſich durchdringen laͤßt;
Doch die ſchwehreſten Gewichte,
Ohne Wanken, haͤlt und traͤgt; daß ſie das ergrimmte
Meer
Daͤmmt, da ſie doch Waſſer durchlaͤßt: koͤmmt vom wei-
ſen Schoͤpfer her.
Hegt der menſchliche Verſtand
Kraͤfte, die vom Himmel ſtammen ꝛc.
Laßt uns auch die Fluth beſehn,
Und, in ihrem Wunder-Weſen,
Deſſen Macht und Lieb’ erhoͤhn,
Der ſie recht fuͤr uns erleſen!
Menſchen, Thiere, Baͤum’ und Pflanzen, traͤnkt der kuͤhle
Saft der Fluth;
Waſſer waͤſcht und tilgt die Flecken, loͤſcht den Durſt,
und loͤſcht die Gluht.
Durch
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