Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Betrachtungen über die Natur "Jst es demnach nicht angenehm, daß, da wir von dem Element, "So uns so großen Nutzen bringt, den eigentlichen Sitz ergründen; "Wir eine Probe von der Güte des Schöpfers über- zeuglich finden, "Und man, in dieser großen Gabe, Desselben weise Lieb' erkennt; "Auch, daß man von des Jrrthums Nebel zugleich sich mehr und mehr entfernet, "Und in der Sonn', in Wärm' und Licht, die Wege der Natur erlernet? "Hiedurch wird es in unserm Geist selbst licht; und eine neue Klarheit "Entdeckt uns eine neue Spuhr zu der so lang gesuch- ten Wahrheit, "Dem rechten Vorwurf unsers Geistes, nach welchem unsre Seele strebt, "Obgleich der Jrrthum sie für uns in einen tiefen Born begräbt. "Die Wahrheit, ob sie uns gleich, leider! fast bloß dem Namen nach, bekannt, "Zieht doch, wie der Magnet das Eisen, den unter- suchenden Verstand, "Durch innerlich- geheimen Trieb, nach ihrem reinen Himmels-Licht. "Thut nun ihr Name schon so viel; was wirkt ihr Wesen selbst wohl nicht, "Das hier auf Erden zwar vorhanden, doch mehren- theils noch sehr verstecket, "Und welches uns ein ander Leben, vermuthlich, aller- erst entdecket? Nun-
Betrachtungen uͤber die Natur “Jſt es demnach nicht angenehm, daß, da wir von dem Element, “So uns ſo großen Nutzen bringt, den eigentlichen Sitz ergruͤnden; “Wir eine Probe von der Guͤte des Schoͤpfers uͤber- zeuglich finden, “Und man, in dieſer großen Gabe, Deſſelben weiſe Lieb’ erkennt; “Auch, daß man von des Jrrthums Nebel zugleich ſich mehr und mehr entfernet, “Und in der Sonn’, in Waͤrm’ und Licht, die Wege der Natur erlernet? “Hiedurch wird es in unſerm Geiſt ſelbſt licht; und eine neue Klarheit “Entdeckt uns eine neue Spuhr zu der ſo lang geſuch- ten Wahrheit, “Dem rechten Vorwurf unſers Geiſtes, nach welchem unſre Seele ſtrebt, “Obgleich der Jrrthum ſie fuͤr uns in einen tiefen Born begraͤbt. “Die Wahrheit, ob ſie uns gleich, leider! faſt bloß dem Namen nach, bekannt, “Zieht doch, wie der Magnet das Eiſen, den unter- ſuchenden Verſtand, “Durch innerlich- geheimen Trieb, nach ihrem reinen Himmels-Licht. “Thut nun ihr Name ſchon ſo viel; was wirkt ihr Weſen ſelbſt wohl nicht, “Das hier auf Erden zwar vorhanden, doch mehren- theils noch ſehr verſtecket, “Und welches uns ein ander Leben, vermuthlich, aller- erſt entdecket? Nun-
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Betrachtungen uͤber die Natur
“Jſt es demnach nicht angenehm, daß, da wir von
dem Element,
“So uns ſo großen Nutzen bringt, den eigentlichen
Sitz ergruͤnden;
“Wir eine Probe von der Guͤte des Schoͤpfers uͤber-
zeuglich finden,
“Und man, in dieſer großen Gabe, Deſſelben weiſe Lieb’
erkennt;
“Auch, daß man von des Jrrthums Nebel zugleich
ſich mehr und mehr entfernet,
“Und in der Sonn’, in Waͤrm’ und Licht, die Wege
der Natur erlernet?
“Hiedurch wird es in unſerm Geiſt ſelbſt licht; und
eine neue Klarheit
“Entdeckt uns eine neue Spuhr zu der ſo lang geſuch-
ten Wahrheit,
“Dem rechten Vorwurf unſers Geiſtes, nach welchem
unſre Seele ſtrebt,
“Obgleich der Jrrthum ſie fuͤr uns in einen tiefen Born
begraͤbt.
“Die Wahrheit, ob ſie uns gleich, leider! faſt bloß
dem Namen nach, bekannt,
“Zieht doch, wie der Magnet das Eiſen, den unter-
ſuchenden Verſtand,
“Durch innerlich- geheimen Trieb, nach ihrem reinen
Himmels-Licht.
“Thut nun ihr Name ſchon ſo viel; was wirkt ihr
Weſen ſelbſt wohl nicht,
“Das hier auf Erden zwar vorhanden, doch mehren-
theils noch ſehr verſtecket,
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