Es brennt vielleicht auch selbst ein Licht Für sich, durch eigne Kräfte, nicht, Und nur durch die Dazwischenkunft des Feuers, das durchs Licht vertrieben, Wenn dieses zu gewisser Stärke der Heftigkeit gebracht. Man findet, Daß, wenn im Brennglas es gebogen, es heftiger das Feur entzündet, So es daselbst trifft und begegnet, und welches in der Luft geblieben.
Doch wollen wir dem Licht den Ruhm, den es bisher gehabt, nicht rauben, Und ferner, daß es wärm' und brenne, so weit die Kraft sich strecket, glauben. Obgleich, was wir vorher erwiesen, uns an dem Vor- zug zweifeln läßt; So ist es schon für uns genug, wenn man ein irdisch Feuer fest Und ausser allen Zweifel setzt, in welchem wir auf Erden leben, Und das man fühlet, wenn die Strahlen der Sonnen ihm den Eindruck geben, Es preßt, und kräftig auf uns treibt; das auch das Licht, in dunkler Nacht, Wenn es dawider stark gedruckt und sehr gepreßt wird, glänzend macht.
6)
Das Licht drengt, ohne Hinderniß, durch Glas, Chrystall und Edelstein; Doch höret die Durchsichtigkeit der Körper auf, samt ihrem Schein,
So bald
Betrachtungen uͤber die Natur
Es brennt vielleicht auch ſelbſt ein Licht Fuͤr ſich, durch eigne Kraͤfte, nicht, Und nur durch die Dazwiſchenkunft des Feuers, das durchs Licht vertrieben, Wenn dieſes zu gewiſſer Staͤrke der Heftigkeit gebracht. Man findet, Daß, wenn im Brennglas es gebogen, es heftiger das Feur entzuͤndet, So es daſelbſt trifft und begegnet, und welches in der Luft geblieben.
Doch wollen wir dem Licht den Ruhm, den es bisher gehabt, nicht rauben, Und ferner, daß es waͤrm’ und brenne, ſo weit die Kraft ſich ſtrecket, glauben. Obgleich, was wir vorher erwieſen, uns an dem Vor- zug zweifeln laͤßt; So iſt es ſchon fuͤr uns genug, wenn man ein irdiſch Feuer feſt Und auſſer allen Zweifel ſetzt, in welchem wir auf Erden leben, Und das man fuͤhlet, wenn die Strahlen der Sonnen ihm den Eindruck geben, Es preßt, und kraͤftig auf uns treibt; das auch das Licht, in dunkler Nacht, Wenn es dawider ſtark gedruckt und ſehr gepreßt wird, glaͤnzend macht.
6)
Das Licht drengt, ohne Hinderniß, durch Glas, Chryſtall und Edelſtein; Doch hoͤret die Durchſichtigkeit der Koͤrper auf, ſamt ihrem Schein,
So bald
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Betrachtungen uͤber die Natur
Es brennt vielleicht auch ſelbſt ein Licht
Fuͤr ſich, durch eigne Kraͤfte, nicht,
Und nur durch die Dazwiſchenkunft des Feuers, das
durchs Licht vertrieben,
Wenn dieſes zu gewiſſer Staͤrke der Heftigkeit gebracht.
Man findet,
Daß, wenn im Brennglas es gebogen, es heftiger
das Feur entzuͤndet,
So es daſelbſt trifft und begegnet, und welches in
der Luft geblieben.
Doch wollen wir dem Licht den Ruhm, den es bisher
gehabt, nicht rauben,
Und ferner, daß es waͤrm’ und brenne, ſo weit die
Kraft ſich ſtrecket, glauben.
Obgleich, was wir vorher erwieſen, uns an dem Vor-
zug zweifeln laͤßt;
So iſt es ſchon fuͤr uns genug, wenn man ein irdiſch
Feuer feſt
Und auſſer allen Zweifel ſetzt, in welchem wir auf
Erden leben,
Und das man fuͤhlet, wenn die Strahlen der Sonnen
ihm den Eindruck geben,
Es preßt, und kraͤftig auf uns treibt; das auch das
Licht, in dunkler Nacht,
Wenn es dawider ſtark gedruckt und ſehr gepreßt wird,
glaͤnzend macht.
6)Das Licht drengt, ohne Hinderniß, durch Glas,
Chryſtall und Edelſtein;
Doch hoͤret die Durchſichtigkeit der Koͤrper auf, ſamt
ihrem Schein,
So bald
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/396>, abgerufen am 15.08.2024.
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