Ob unser Feuer und die Hitze Von oben komme, oder nicht vielmehr in niedern Oer- tern sitze. Weil aber man noch denken könnte, Daß, durch den Wiederschlag der Ebne, vielleicht das Feuer stärker brennte; So laßt uns, statt gespitzter Berge, der Cordeliere in Perou Höhn Betrachten, die, wie andre Berge, aus Pyramiden nicht bestehn: Nein, wo, im Gegentheil, man Ebnen von vielen hundert Meilen findet, Und wo man eine reine Luft, und ein sehr heitres Licht, empfindet; Jndem sie über alle Wolken belegen, wo des Lichtes Schein, Durch den geraden Sonnen-Strahl, vor andern müßte kräftig seyn. Kein Wind ist, der dasselbe schwächen, Kein Nebel, der es könnte brechen; Und dennoch ist es sonder Hitze: Es schmilzt kein Schnee, der dorten liegt; Auch wachsen keine Pflanzen da. Wenn jemand sich hieher verfügt, Das ohn Gefahr dann nicht geschicht; muß er sich, wie im Norden, decken: Und trifft er oft erfrorne Körper, an diesem rauhen Ort, mit Schrecken, Von Thieren und von Menschen, an, die lange dauren; da von Winden, Von Hitze, Regen, und von Würmern, gar nichts an diesem Ort zu finden.
Wär
des Lichts und der Waͤrme.
Ob unſer Feuer und die Hitze Von oben komme, oder nicht vielmehr in niedern Oer- tern ſitze. Weil aber man noch denken koͤnnte, Daß, durch den Wiederſchlag der Ebne, vielleicht das Feuer ſtaͤrker brennte; So laßt uns, ſtatt geſpitzter Berge, der Cordeliere in Perou Hoͤhn Betrachten, die, wie andre Berge, aus Pyramiden nicht beſtehn: Nein, wo, im Gegentheil, man Ebnen von vielen hundert Meilen findet, Und wo man eine reine Luft, und ein ſehr heitres Licht, empfindet; Jndem ſie uͤber alle Wolken belegen, wo des Lichtes Schein, Durch den geraden Sonnen-Strahl, vor andern muͤßte kraͤftig ſeyn. Kein Wind iſt, der daſſelbe ſchwaͤchen, Kein Nebel, der es koͤnnte brechen; Und dennoch iſt es ſonder Hitze: Es ſchmilzt kein Schnee, der dorten liegt; Auch wachſen keine Pflanzen da. Wenn jemand ſich hieher verfuͤgt, Das ohn Gefahr dann nicht geſchicht; muß er ſich, wie im Norden, decken: Und trifft er oft erfrorne Koͤrper, an dieſem rauhen Ort, mit Schrecken, Von Thieren und von Menſchen, an, die lange dauren; da von Winden, Von Hitze, Regen, und von Wuͤrmern, gar nichts an dieſem Ort zu finden.
Waͤr
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des Lichts und der Waͤrme.
Ob unſer Feuer und die Hitze
Von oben komme, oder nicht vielmehr in niedern Oer-
tern ſitze.
Weil aber man noch denken koͤnnte,
Daß, durch den Wiederſchlag der Ebne, vielleicht das
Feuer ſtaͤrker brennte;
So laßt uns, ſtatt geſpitzter Berge, der Cordeliere
in Perou Hoͤhn
Betrachten, die, wie andre Berge, aus Pyramiden
nicht beſtehn:
Nein, wo, im Gegentheil, man Ebnen von vielen
hundert Meilen findet,
Und wo man eine reine Luft, und ein ſehr heitres
Licht, empfindet;
Jndem ſie uͤber alle Wolken belegen, wo des Lichtes
Schein,
Durch den geraden Sonnen-Strahl, vor andern
muͤßte kraͤftig ſeyn.
Kein Wind iſt, der daſſelbe ſchwaͤchen,
Kein Nebel, der es koͤnnte brechen;
Und dennoch iſt es ſonder Hitze: Es ſchmilzt kein
Schnee, der dorten liegt;
Auch wachſen keine Pflanzen da. Wenn jemand ſich
hieher verfuͤgt,
Das ohn Gefahr dann nicht geſchicht; muß er ſich,
wie im Norden, decken:
Und trifft er oft erfrorne Koͤrper, an dieſem rauhen
Ort, mit Schrecken,
Von Thieren und von Menſchen, an, die lange dauren;
da von Winden,
Von Hitze, Regen, und von Wuͤrmern, gar nichts
an dieſem Ort zu finden.
Waͤr
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/393>, abgerufen am 16.02.2025.
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