Daß dieses Feuer, unaufhörlich, das Leben in der ganzen Welt, Doch von der Sonnen nicht verursacht, noch von dem Licht, das Seyn erhält; Auch daß das, so es von der Sonnen empfängt, in anders nicht bestehet, Als in dem Druck und schnellen Drang, des hellen Lich- tes Flüßigkeit, Als durch ein Mittel, dessen reg- und fliessende Be- schaffenheit Vom Feur sich bis zur Sonn' erstreckt, von einem bis zur andern gehet; Daß solch ein Feuer um uns ist, auch daß dem Feur das Licht nicht eigen: Davon will ich euch klare Proben, statt ungewisser Schlüsse, zeigen.
1)
Man kann ein' angenehme Wärme in einem dunklen Ort verspühren, Und ein hellglänzend Licht, durchs Fenster, in ein sehr kaltes Zimmer führen.
2)
Das Feur in einer warmen Stube ist fühlbar, obgleich unser' Augen, Die sonst so leicht gerühret sind, davon nichts zu be- merken taugen; Jndem das Feur, wie stark es gleich, da es vertheilet und verbreitet, Wenns nicht gepreßt wird und gedrengt, das Licht nicht nach dem Auge leitet: Da gegentheils, das Licht vom Mond, das Auge trifft im Wiederschlag, Und doch auch, die geringste Wärm' auf uns zu wir- ken, nicht vermag.
So
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des Lichts und der Waͤrme.
Daß dieſes Feuer, unaufhoͤrlich, das Leben in der ganzen Welt, Doch von der Sonnen nicht verurſacht, noch von dem Licht, das Seyn erhaͤlt; Auch daß das, ſo es von der Sonnen empfaͤngt, in anders nicht beſtehet, Als in dem Druck und ſchnellen Drang, des hellen Lich- tes Fluͤßigkeit, Als durch ein Mittel, deſſen reg- und flieſſende Be- ſchaffenheit Vom Feur ſich bis zur Sonn’ erſtreckt, von einem bis zur andern gehet; Daß ſolch ein Feuer um uns iſt, auch daß dem Feur das Licht nicht eigen: Davon will ich euch klare Proben, ſtatt ungewiſſer Schluͤſſe, zeigen.
1)
Man kann ein’ angenehme Waͤrme in einem dunklen Ort verſpuͤhren, Und ein hellglaͤnzend Licht, durchs Fenſter, in ein ſehr kaltes Zimmer fuͤhren.
2)
Das Feur in einer warmen Stube iſt fuͤhlbar, obgleich unſer’ Augen, Die ſonſt ſo leicht geruͤhret ſind, davon nichts zu be- merken taugen; Jndem das Feur, wie ſtark es gleich, da es vertheilet und verbreitet, Wenns nicht gepreßt wird und gedrengt, das Licht nicht nach dem Auge leitet: Da gegentheils, das Licht vom Mond, das Auge trifft im Wiederſchlag, Und doch auch, die geringſte Waͤrm’ auf uns zu wir- ken, nicht vermag.
So
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des Lichts und der Waͤrme.
Daß dieſes Feuer, unaufhoͤrlich, das Leben in der
ganzen Welt,
Doch von der Sonnen nicht verurſacht, noch von dem
Licht, das Seyn erhaͤlt;
Auch daß das, ſo es von der Sonnen empfaͤngt, in
anders nicht beſtehet,
Als in dem Druck und ſchnellen Drang, des hellen Lich-
tes Fluͤßigkeit,
Als durch ein Mittel, deſſen reg- und flieſſende Be-
ſchaffenheit
Vom Feur ſich bis zur Sonn’ erſtreckt, von einem
bis zur andern gehet;
Daß ſolch ein Feuer um uns iſt, auch daß dem Feur
das Licht nicht eigen:
Davon will ich euch klare Proben, ſtatt ungewiſſer
Schluͤſſe, zeigen.
1)Man kann ein’ angenehme Waͤrme in einem
dunklen Ort verſpuͤhren,
Und ein hellglaͤnzend Licht, durchs Fenſter, in ein
ſehr kaltes Zimmer fuͤhren.
2)Das Feur in einer warmen Stube iſt fuͤhlbar,
obgleich unſer’ Augen,
Die ſonſt ſo leicht geruͤhret ſind, davon nichts zu be-
merken taugen;
Jndem das Feur, wie ſtark es gleich, da es vertheilet
und verbreitet,
Wenns nicht gepreßt wird und gedrengt, das Licht
nicht nach dem Auge leitet:
Da gegentheils, das Licht vom Mond, das Auge trifft
im Wiederſchlag,
Und doch auch, die geringſte Waͤrm’ auf uns zu wir-
ken, nicht vermag.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 377. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/391>, abgerufen am 16.02.2025.
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