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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

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Betrachtungen über die Natur
Mit einem regen Triebe, zieht, erfrischt sie alles durch
den Regen,

Und bringet Menschen, Pflanzen, Thieren, Trank, Nah-
rung, Ueberfluß und Segen.

Sie macht, daß wir die Sonne wünschen; dieweil man
keinen schönen Tag,

Ohn' eine holde Wärme, fühlen, kaum athmen, und
kaum leben mag.

Die Länder werden in so fern nur angenehm und hoch
geschätzet,

Als sie der Sonne nahe liegen, und unter ihren Strahl
gesetzet.

Uns grauet vor den Ländereyen, auf welche sie nur seit-
wärts fällt;

Wie man denn die, wo sie nicht scheint, fast gleichsam
nur für Gräber hält.

Und, weil die Sonne jeden Vorwurf auch wärmet,
welchen sie erhellt,

Wird sie die Seele der Natur mit Recht geheissen, und
der Welt.

So wie das Herz, in unsern Körpern, das rege Feuer-
reiche Blut,

Jm Druck, den ganzen Leib durchtreibt, und uns dadurch
belebt, erhält;

So scheint die Sonne, da dieselbe den Stoff des Lichtes
und der Gluht

(Der um und in den großen Körpern sich wälzender
Planeten ruht)

Jn stetige Bewegung bringt, und dadurch solche Wunder
thut,

Mit Wahrheit und mit Recht zu nennen das Herz der
Planetarschen Welt.
Und
Betrachtungen uͤber die Natur
Mit einem regen Triebe, zieht, erfriſcht ſie alles durch
den Regen,

Und bringet Menſchen, Pflanzen, Thieren, Trank, Nah-
rung, Ueberfluß und Segen.

Sie macht, daß wir die Sonne wuͤnſchen; dieweil man
keinen ſchoͤnen Tag,

Ohn’ eine holde Waͤrme, fuͤhlen, kaum athmen, und
kaum leben mag.

Die Laͤnder werden in ſo fern nur angenehm und hoch
geſchaͤtzet,

Als ſie der Sonne nahe liegen, und unter ihren Strahl
geſetzet.

Uns grauet vor den Laͤndereyen, auf welche ſie nur ſeit-
waͤrts faͤllt;

Wie man denn die, wo ſie nicht ſcheint, faſt gleichſam
nur fuͤr Graͤber haͤlt.

Und, weil die Sonne jeden Vorwurf auch waͤrmet,
welchen ſie erhellt,

Wird ſie die Seele der Natur mit Recht geheiſſen, und
der Welt.

So wie das Herz, in unſern Koͤrpern, das rege Feuer-
reiche Blut,

Jm Druck, den ganzen Leib durchtreibt, und uns dadurch
belebt, erhaͤlt;

So ſcheint die Sonne, da dieſelbe den Stoff des Lichtes
und der Gluht

(Der um und in den großen Koͤrpern ſich waͤlzender
Planeten ruht)

Jn ſtetige Bewegung bringt, und dadurch ſolche Wunder
thut,

Mit Wahrheit und mit Recht zu nennen das Herz der
Planetarſchen Welt.
Und
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[374/0388] Betrachtungen uͤber die Natur Mit einem regen Triebe, zieht, erfriſcht ſie alles durch den Regen, Und bringet Menſchen, Pflanzen, Thieren, Trank, Nah- rung, Ueberfluß und Segen. Sie macht, daß wir die Sonne wuͤnſchen; dieweil man keinen ſchoͤnen Tag, Ohn’ eine holde Waͤrme, fuͤhlen, kaum athmen, und kaum leben mag. Die Laͤnder werden in ſo fern nur angenehm und hoch geſchaͤtzet, Als ſie der Sonne nahe liegen, und unter ihren Strahl geſetzet. Uns grauet vor den Laͤndereyen, auf welche ſie nur ſeit- waͤrts faͤllt; Wie man denn die, wo ſie nicht ſcheint, faſt gleichſam nur fuͤr Graͤber haͤlt. Und, weil die Sonne jeden Vorwurf auch waͤrmet, welchen ſie erhellt, Wird ſie die Seele der Natur mit Recht geheiſſen, und der Welt. So wie das Herz, in unſern Koͤrpern, das rege Feuer- reiche Blut, Jm Druck, den ganzen Leib durchtreibt, und uns dadurch belebt, erhaͤlt; So ſcheint die Sonne, da dieſelbe den Stoff des Lichtes und der Gluht (Der um und in den großen Koͤrpern ſich waͤlzender Planeten ruht) Jn ſtetige Bewegung bringt, und dadurch ſolche Wunder thut, Mit Wahrheit und mit Recht zu nennen das Herz der Planetarſchen Welt. Und

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Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 374. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/388>, abgerufen am 22.11.2024.