Dieß ist ja fremd, und kaum begreiflich. Mir zeiget sich ja sonst kein Licht, Wenn nicht sein Strahl die Augen trifft. Jetzt rührt es meinen Blick ja nicht, Jndem die Sonne weit entfernt. Ja, wär' auch gleich ein Strahl zu spühren, Würd' alles sich doch, in der Tiefe des Himmels unge- spührt, verlieren; Wo etwa nicht ein fester Körper daselbst vorhanden, welcher ihn, Jm Wiederschlage, rückwärts schickte, und etwa, wie der Mond, uns schien: Sonst ist, nach der Natur des Lichts, sein Glanz und Schein vor uns verschwunden.
Wird nun, für uns, in der Natur, ein solcher Körper wohl gefunden, Der uns so großen Dienst gewährt? Wofern er ist; so muß sein Wesen Um desto mehr beträchtlich seyn, weil er uns, ungesehen, nützt, Und desto mehr bewundernswehrt, weil er allein für uns erlesen. Dieß ist der zarte Luft-Kreiß nun, der rings um unsern Erd-Kreiß liegt, Und welchen eine weise Liebe, und Wunder-Macht, uns zugefügt: Damit, nebst manchem anderm Nutzen, durch ihn, die Bürger dieser Erden, Mit früh- und späterm Licht versehn, beschienen und erleuchtet werden.
Daß
Betrachtungen uͤber die Natur
Dieß iſt ja fremd, und kaum begreiflich. Mir zeiget ſich ja ſonſt kein Licht, Wenn nicht ſein Strahl die Augen trifft. Jetzt ruͤhrt es meinen Blick ja nicht, Jndem die Sonne weit entfernt. Ja, waͤr’ auch gleich ein Strahl zu ſpuͤhren, Wuͤrd’ alles ſich doch, in der Tiefe des Himmels unge- ſpuͤhrt, verlieren; Wo etwa nicht ein feſter Koͤrper daſelbſt vorhanden, welcher ihn, Jm Wiederſchlage, ruͤckwaͤrts ſchickte, und etwa, wie der Mond, uns ſchien: Sonſt iſt, nach der Natur des Lichts, ſein Glanz und Schein vor uns verſchwunden.
Wird nun, fuͤr uns, in der Natur, ein ſolcher Koͤrper wohl gefunden, Der uns ſo großen Dienſt gewaͤhrt? Wofern er iſt; ſo muß ſein Weſen Um deſto mehr betraͤchtlich ſeyn, weil er uns, ungeſehen, nuͤtzt, Und deſto mehr bewundernswehrt, weil er allein fuͤr uns erleſen. Dieß iſt der zarte Luft-Kreiß nun, der rings um unſern Erd-Kreiß liegt, Und welchen eine weiſe Liebe, und Wunder-Macht, uns zugefuͤgt: Damit, nebſt manchem anderm Nutzen, durch ihn, die Buͤrger dieſer Erden, Mit fruͤh- und ſpaͤterm Licht verſehn, beſchienen und erleuchtet werden.
Daß
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Betrachtungen uͤber die Natur
Dieß iſt ja fremd, und kaum begreiflich. Mir zeiget ſich
ja ſonſt kein Licht,
Wenn nicht ſein Strahl die Augen trifft. Jetzt ruͤhrt
es meinen Blick ja nicht,
Jndem die Sonne weit entfernt. Ja, waͤr’ auch gleich
ein Strahl zu ſpuͤhren,
Wuͤrd’ alles ſich doch, in der Tiefe des Himmels unge-
ſpuͤhrt, verlieren;
Wo etwa nicht ein feſter Koͤrper daſelbſt vorhanden,
welcher ihn,
Jm Wiederſchlage, ruͤckwaͤrts ſchickte, und etwa, wie
der Mond, uns ſchien:
Sonſt iſt, nach der Natur des Lichts, ſein Glanz und
Schein vor uns verſchwunden.
Wird nun, fuͤr uns, in der Natur, ein ſolcher Koͤrper
wohl gefunden,
Der uns ſo großen Dienſt gewaͤhrt? Wofern er iſt;
ſo muß ſein Weſen
Um deſto mehr betraͤchtlich ſeyn, weil er uns, ungeſehen,
nuͤtzt,
Und deſto mehr bewundernswehrt, weil er allein fuͤr uns
erleſen.
Dieß iſt der zarte Luft-Kreiß nun, der rings um unſern
Erd-Kreiß liegt,
Und welchen eine weiſe Liebe, und Wunder-Macht, uns
zugefuͤgt:
Damit, nebſt manchem anderm Nutzen, durch ihn, die
Buͤrger dieſer Erden,
Mit fruͤh- und ſpaͤterm Licht verſehn, beſchienen und
erleuchtet werden.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 364. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/378>, abgerufen am 16.02.2025.
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