Daß Du, in so gar mancherley und fast unglaublichen Gefahren, Auf seinen fernen Wasser-Wegen, gewürdiget, ihn zu bewahren. "Ach Herr! laß auch im künftgen Jahr, so mir als auch den lieben Meinen, "Jn ihren so verschiednen Ständen, die Sonne Dei- ner Gnade scheinen!
Jch schliesse dann. Doch, eh ich schliesse, muß ich noch eins zurücke gehen, Und auf den Vorwurf dieses Liedes, den schwehren Frost, noch einmal sehen. Der Kälte Zustand sollte billig zu einem ernsten Ueber- legen, Wie leicht, auch bloß nur durch die Luft, wir aufzurei- ben; uns bewegen: Nicht weniger, wie ordentlich die Elementen eingerichtet, Daß, durch ein Regel-recht Verhältniß derselbigen, wir nicht vernichtet; Wie sonst, wenn durch ein Ungefehr Der Kreiß der Welt besorget wär, Bald durch zu großer Hitze Macht, bald durch zu stren- ger Kälte Bürde, Gewiß genug geschehen würde. Denn ein so seltner Fall, wie der in abgewichner Win- ters-Zeit, Scheint eine Absicht zu entdecken, "Um, die vor Gottes Werken blind, vom Schlaf der Unempfindlichkeit, "Durch starkes Rütteln, zu erwecken.
Mein
Andenken der grimmigen Kaͤlte
Daß Du, in ſo gar mancherley und faſt unglaublichen Gefahren, Auf ſeinen fernen Waſſer-Wegen, gewuͤrdiget, ihn zu bewahren. “Ach Herr! laß auch im kuͤnftgen Jahr, ſo mir als auch den lieben Meinen, “Jn ihren ſo verſchiednen Staͤnden, die Sonne Dei- ner Gnade ſcheinen!
Jch ſchlieſſe dann. Doch, eh ich ſchlieſſe, muß ich noch eins zuruͤcke gehen, Und auf den Vorwurf dieſes Liedes, den ſchwehren Froſt, noch einmal ſehen. Der Kaͤlte Zuſtand ſollte billig zu einem ernſten Ueber- legen, Wie leicht, auch bloß nur durch die Luft, wir aufzurei- ben; uns bewegen: Nicht weniger, wie ordentlich die Elementen eingerichtet, Daß, durch ein Regel-recht Verhaͤltniß derſelbigen, wir nicht vernichtet; Wie ſonſt, wenn durch ein Ungefehr Der Kreiß der Welt beſorget waͤr, Bald durch zu großer Hitze Macht, bald durch zu ſtren- ger Kaͤlte Buͤrde, Gewiß genug geſchehen wuͤrde. Denn ein ſo ſeltner Fall, wie der in abgewichner Win- ters-Zeit, Scheint eine Abſicht zu entdecken, “Um, die vor Gottes Werken blind, vom Schlaf der Unempfindlichkeit, “Durch ſtarkes Ruͤtteln, zu erwecken.
Mein
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[358/0372]
Andenken der grimmigen Kaͤlte
Daß Du, in ſo gar mancherley und faſt unglaublichen
Gefahren,
Auf ſeinen fernen Waſſer-Wegen, gewuͤrdiget, ihn
zu bewahren.
“Ach Herr! laß auch im kuͤnftgen Jahr, ſo mir als
auch den lieben Meinen,
“Jn ihren ſo verſchiednen Staͤnden, die Sonne Dei-
ner Gnade ſcheinen!
Jch ſchlieſſe dann. Doch, eh ich ſchlieſſe, muß ich
noch eins zuruͤcke gehen,
Und auf den Vorwurf dieſes Liedes, den ſchwehren Froſt,
noch einmal ſehen.
Der Kaͤlte Zuſtand ſollte billig zu einem ernſten Ueber-
legen,
Wie leicht, auch bloß nur durch die Luft, wir aufzurei-
ben; uns bewegen:
Nicht weniger, wie ordentlich die Elementen eingerichtet,
Daß, durch ein Regel-recht Verhaͤltniß derſelbigen, wir
nicht vernichtet;
Wie ſonſt, wenn durch ein Ungefehr
Der Kreiß der Welt beſorget waͤr,
Bald durch zu großer Hitze Macht, bald durch zu ſtren-
ger Kaͤlte Buͤrde,
Gewiß genug geſchehen wuͤrde.
Denn ein ſo ſeltner Fall, wie der in abgewichner Win-
ters-Zeit,
Scheint eine Abſicht zu entdecken,
“Um, die vor Gottes Werken blind, vom Schlaf der
Unempfindlichkeit,
“Durch ſtarkes Ruͤtteln, zu erwecken.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 358. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/372>, abgerufen am 16.02.2025.
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