Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
des 1740sten Jahres.
Nachdem wir nun, was, durch den Frost, der Welt,
im vorgen Jahr, geschehn,

Zu schuldiger Erinnerung, mit Ernst betrachtet und
besehn;

Wird es nicht ohne Nutzen seyn, den Geist, den Gott
uns hat gegeben,

Sich auf den Zustand der Natur, im Frost, zu wenden,
zu bestreben,

Und uns, so weit es uns vergönnt, ihn zu ergründen,
zu bemühn:

Damit wir der Unwissenheit, so viel es möglich, uns
entziehn;

Um, in bewundernder Erkenntniß von unsers Gottes
weisen Wegen,

Desselben Allmacht, Lieb' und Weisheit, in Lieb' und
Furcht, zu überlegen.

Nachdem wir, in verschiednen Schriften, fast über-
zeuglich, anerkannt,

Und gleichsam Sonnen-klar befunden, daß bey uns, in
und um der Erden,

Auch unsrer untern Luft, die Theile der Wärme, bloß
gefunden werden,

Wovon man meynete, sie würden uns von der Sonne
zugesandt;

So deucht mich, daß man weiter gehen, und auch daraus
erweisen könne,

Woher uns, oft im Sommer selber, der nahen Sonne
Strahl nicht brenne,

Und es zuweilen heftig kalt: da nämlich durch den kal-
ten Duft,

Der aus dem Nord-Pol öfters quillt, die warmen Theil'
in unsrer Luft
Ver-
des 1740ſten Jahres.
Nachdem wir nun, was, durch den Froſt, der Welt,
im vorgen Jahr, geſchehn,

Zu ſchuldiger Erinnerung, mit Ernſt betrachtet und
beſehn;

Wird es nicht ohne Nutzen ſeyn, den Geiſt, den Gott
uns hat gegeben,

Sich auf den Zuſtand der Natur, im Froſt, zu wenden,
zu beſtreben,

Und uns, ſo weit es uns vergoͤnnt, ihn zu ergruͤnden,
zu bemuͤhn:

Damit wir der Unwiſſenheit, ſo viel es moͤglich, uns
entziehn;

Um, in bewundernder Erkenntniß von unſers Gottes
weiſen Wegen,

Deſſelben Allmacht, Lieb’ und Weisheit, in Lieb’ und
Furcht, zu uͤberlegen.

Nachdem wir, in verſchiednen Schriften, faſt uͤber-
zeuglich, anerkannt,

Und gleichſam Sonnen-klar befunden, daß bey uns, in
und um der Erden,

Auch unſrer untern Luft, die Theile der Waͤrme, bloß
gefunden werden,

Wovon man meynete, ſie wuͤrden uns von der Sonne
zugeſandt;

So deucht mich, daß man weiter gehen, und auch daraus
erweiſen koͤnne,

Woher uns, oft im Sommer ſelber, der nahen Sonne
Strahl nicht brenne,

Und es zuweilen heftig kalt: da naͤmlich durch den kal-
ten Duft,

Der aus dem Nord-Pol oͤfters quillt, die warmen Theil’
in unſrer Luft
Ver-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <lg type="poem">
              <pb facs="#f0365" n="351"/>
              <fw place="top" type="header">des 1740&#x017F;ten Jahres.</fw><lb/>
              <lg n="27">
                <l>Nachdem wir nun, was, durch den Fro&#x017F;t, der Welt,<lb/><hi rendition="#et">im vorgen Jahr, ge&#x017F;chehn,</hi></l><lb/>
                <l>Zu &#x017F;chuldiger Erinnerung, mit Ern&#x017F;t betrachtet und<lb/><hi rendition="#et">be&#x017F;ehn;</hi></l><lb/>
                <l>Wird es nicht ohne Nutzen &#x017F;eyn, den Gei&#x017F;t, den Gott<lb/><hi rendition="#et">uns hat gegeben,</hi></l><lb/>
                <l>Sich auf den Zu&#x017F;tand der Natur, im Fro&#x017F;t, zu wenden,<lb/><hi rendition="#et">zu be&#x017F;treben,</hi></l><lb/>
                <l>Und uns, &#x017F;o weit es uns vergo&#x0364;nnt, ihn zu ergru&#x0364;nden,<lb/><hi rendition="#et">zu bemu&#x0364;hn:</hi></l><lb/>
                <l>Damit wir der Unwi&#x017F;&#x017F;enheit, &#x017F;o viel es mo&#x0364;glich, uns<lb/><hi rendition="#et">entziehn;</hi></l><lb/>
                <l>Um, in bewundernder Erkenntniß von un&#x017F;ers Gottes<lb/><hi rendition="#et">wei&#x017F;en Wegen,</hi></l><lb/>
                <l>De&#x017F;&#x017F;elben Allmacht, Lieb&#x2019; und Weisheit, in Lieb&#x2019; und<lb/><hi rendition="#et">Furcht, zu u&#x0364;berlegen.</hi></l><lb/>
                <l>Nachdem wir, in ver&#x017F;chiednen Schriften, fa&#x017F;t u&#x0364;ber-<lb/><hi rendition="#et">zeuglich, anerkannt,</hi></l><lb/>
                <l>Und gleich&#x017F;am Sonnen-klar befunden, daß bey uns, in<lb/><hi rendition="#et">und um der Erden,</hi></l><lb/>
                <l>Auch un&#x017F;rer untern Luft, die Theile der Wa&#x0364;rme, bloß<lb/><hi rendition="#et">gefunden werden,</hi></l><lb/>
                <l>Wovon man meynete, &#x017F;ie wu&#x0364;rden uns von der Sonne<lb/><hi rendition="#et">zuge&#x017F;andt;</hi></l><lb/>
                <l>So deucht mich, daß man weiter gehen, und auch daraus<lb/><hi rendition="#et">erwei&#x017F;en ko&#x0364;nne,</hi></l><lb/>
                <l>Woher uns, oft im Sommer &#x017F;elber, der nahen Sonne<lb/><hi rendition="#et">Strahl nicht brenne,</hi></l><lb/>
                <l>Und es zuweilen heftig kalt: da na&#x0364;mlich durch den kal-<lb/><hi rendition="#et">ten Duft,</hi></l><lb/>
                <l>Der aus dem Nord-Pol o&#x0364;fters quillt, die warmen Theil&#x2019;<lb/><hi rendition="#et">in un&#x017F;rer Luft</hi></l>
              </lg><lb/>
              <fw place="bottom" type="catch">Ver-</fw><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[351/0365] des 1740ſten Jahres. Nachdem wir nun, was, durch den Froſt, der Welt, im vorgen Jahr, geſchehn, Zu ſchuldiger Erinnerung, mit Ernſt betrachtet und beſehn; Wird es nicht ohne Nutzen ſeyn, den Geiſt, den Gott uns hat gegeben, Sich auf den Zuſtand der Natur, im Froſt, zu wenden, zu beſtreben, Und uns, ſo weit es uns vergoͤnnt, ihn zu ergruͤnden, zu bemuͤhn: Damit wir der Unwiſſenheit, ſo viel es moͤglich, uns entziehn; Um, in bewundernder Erkenntniß von unſers Gottes weiſen Wegen, Deſſelben Allmacht, Lieb’ und Weisheit, in Lieb’ und Furcht, zu uͤberlegen. Nachdem wir, in verſchiednen Schriften, faſt uͤber- zeuglich, anerkannt, Und gleichſam Sonnen-klar befunden, daß bey uns, in und um der Erden, Auch unſrer untern Luft, die Theile der Waͤrme, bloß gefunden werden, Wovon man meynete, ſie wuͤrden uns von der Sonne zugeſandt; So deucht mich, daß man weiter gehen, und auch daraus erweiſen koͤnne, Woher uns, oft im Sommer ſelber, der nahen Sonne Strahl nicht brenne, Und es zuweilen heftig kalt: da naͤmlich durch den kal- ten Duft, Der aus dem Nord-Pol oͤfters quillt, die warmen Theil’ in unſrer Luft Ver-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/365
Zitationshilfe: Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 351. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/365>, abgerufen am 22.11.2024.