"Von der unseligen Gewohnheit, des Frühlings Pracht nicht anzusehn, "Und, in der uns gebotnen Lust, des Schöpfers Ehre zu erhöhn, "Will ich nicht einmal was erwehnen: obgleich die Gabe des Gesichts "Uns gleich, samt allen andern Sinnen, hier auf der Welt, zu anders nichts, "Als die von Gott gewirkten Wunder zu merken, bloß allein gegeben.
Nun wird die Ausnahm von der Regel der sonst so wohl gepflegten Erden, Uns eines besseren berichten, ein kräftiger Beweis-Grund werden: "Daß Gott regiert; daß wir allein das Gute, was wir hier geniessen, "Von Jhm und Seiner Huld empfangen, und bloß von Gott, erwarten müssen.
Jnzwischen spühren wir annoch, (o möcht' es doch ein jeder spühren!) "Daß, mitten in der Züchtigung, uns Strahlen Sei- ner Güte rühren; Da uns das nöthigste Getraide, obgleich der Sommer fast gefehlt, Obgleich der Winter noch so streng', und noch so heftig uns gequält, Doch, durch ein wirklich wahres Wunder, und durch des großen Vaters Lieben, Jm Sommer dennoch wohl gerathen, und in dem Frost behalten blieben.
Wie
des 1740ſten Jahres.
“Von der unſeligen Gewohnheit, des Fruͤhlings Pracht nicht anzuſehn, “Und, in der uns gebotnen Luſt, des Schoͤpfers Ehre zu erhoͤhn, “Will ich nicht einmal was erwehnen: obgleich die Gabe des Geſichts “Uns gleich, ſamt allen andern Sinnen, hier auf der Welt, zu anders nichts, “Als die von Gott gewirkten Wunder zu merken, bloß allein gegeben.
Nun wird die Ausnahm von der Regel der ſonſt ſo wohl gepflegten Erden, Uns eines beſſeren berichten, ein kraͤftiger Beweis-Grund werden: “Daß Gott regiert; daß wir allein das Gute, was wir hier genieſſen, “Von Jhm und Seiner Huld empfangen, und bloß von Gott, erwarten muͤſſen.
Jnzwiſchen ſpuͤhren wir annoch, (o moͤcht’ es doch ein jeder ſpuͤhren!) “Daß, mitten in der Zuͤchtigung, uns Strahlen Sei- ner Guͤte ruͤhren; Da uns das noͤthigſte Getraide, obgleich der Sommer faſt gefehlt, Obgleich der Winter noch ſo ſtreng’, und noch ſo heftig uns gequaͤlt, Doch, durch ein wirklich wahres Wunder, und durch des großen Vaters Lieben, Jm Sommer dennoch wohl gerathen, und in dem Froſt behalten blieben.
Wie
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des 1740ſten Jahres.
“Von der unſeligen Gewohnheit, des Fruͤhlings Pracht
nicht anzuſehn,
“Und, in der uns gebotnen Luſt, des Schoͤpfers Ehre
zu erhoͤhn,
“Will ich nicht einmal was erwehnen: obgleich die
Gabe des Geſichts
“Uns gleich, ſamt allen andern Sinnen, hier auf der
Welt, zu anders nichts,
“Als die von Gott gewirkten Wunder zu merken, bloß
allein gegeben.
Nun wird die Ausnahm von der Regel der ſonſt
ſo wohl gepflegten Erden,
Uns eines beſſeren berichten, ein kraͤftiger Beweis-Grund
werden:
“Daß Gott regiert; daß wir allein das Gute, was
wir hier genieſſen,
“Von Jhm und Seiner Huld empfangen, und bloß
von Gott, erwarten muͤſſen.
Jnzwiſchen ſpuͤhren wir annoch, (o moͤcht’ es doch
ein jeder ſpuͤhren!)
“Daß, mitten in der Zuͤchtigung, uns Strahlen Sei-
ner Guͤte ruͤhren;
Da uns das noͤthigſte Getraide, obgleich der Sommer
faſt gefehlt,
Obgleich der Winter noch ſo ſtreng’, und noch ſo heftig
uns gequaͤlt,
Doch, durch ein wirklich wahres Wunder, und durch
des großen Vaters Lieben,
Jm Sommer dennoch wohl gerathen, und in dem Froſt
behalten blieben.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 347. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/361>, abgerufen am 16.02.2025.
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