Jnzwischen ist unstreitig wahr, und bleibet es bey unsern Schlüssen, Die ich annoch, mit wenigem, hier werde wiederholen müssen. "Es ist der Endzweck aller Menschen, das große Welt- Buch zu studieren, "Als welches uns den Schöpfer zeigt, und Sein all- mächtiges Regieren; "Das Buch, worinn die wahre Weisheit, die Furcht des Herrn, sehr klar geschrieben, "Und dessen Jnhalt deutlich zeigt: Man soll Jhn ehren, fürchten, lieben. "Dieß ist der Endzweck unsers Hierseyns: Daß, durch das Sinnliche, die Seelen, "Da sie sich, nach des Schöpfers Ordnung, mit der Materie vermählen, "Zu einer brünstigen Bewundrung des Schöpfers in den Creaturen, "Geschickt und fähig werden möchten, die überzeuglich hellen Spuhren, "Daß Gott, und was Er sey, zu sehn; "Jn den Betrachtungen der vielen darinn enthaltnen Herrlichkeiten, "Des Schöpfers anzubetend Wesen, in froher Ehrfurcht, zu erhöhn, "Und uns zugleich, nach dieser Zeit, zum ewgen Preise zu bereiten. "Ach möchte doch hievon die Menschheit, auf an- der' Art, belehret werden! "Ach möchten wir, wozu wir hier, warum uns Gott, auf dieser Erden, "Zu Seinen Ehren nämlich, schuff, recht überzeuglich einzusehn,
"Ver-
Neu-Jahrs-Gedicht,
Jnzwiſchen iſt unſtreitig wahr, und bleibet es bey unſern Schluͤſſen, Die ich annoch, mit wenigem, hier werde wiederholẽ muͤſſen. “Es iſt der Endzweck aller Menſchen, das große Welt- Buch zu ſtudieren, “Als welches uns den Schoͤpfer zeigt, und Sein all- maͤchtiges Regieren; “Das Buch, worinn die wahre Weisheit, die Furcht des Herrn, ſehr klar geſchrieben, “Und deſſen Jnhalt deutlich zeigt: Man ſoll Jhn ehren, fuͤrchten, lieben. “Dieß iſt der Endzweck unſers Hierſeyns: Daß, durch das Sinnliche, die Seelen, “Da ſie ſich, nach des Schoͤpfers Ordnung, mit der Materie vermaͤhlen, “Zu einer bruͤnſtigen Bewundrung des Schoͤpfers in den Creaturen, “Geſchickt und faͤhig werden moͤchten, die uͤberzeuglich hellen Spuhren, “Daß Gott, und was Er ſey, zu ſehn; “Jn den Betrachtungen der vielen darinn enthaltnen Herrlichkeiten, “Des Schoͤpfers anzubetend Weſen, in froher Ehrfurcht, zu erhoͤhn, “Und uns zugleich, nach dieſer Zeit, zum ewgen Preiſe zu bereiten. “Ach moͤchte doch hievon die Menſchheit, auf an- der’ Art, belehret werden! “Ach moͤchten wir, wozu wir hier, warum uns Gott, auf dieſer Erden, “Zu Seinen Ehren naͤmlich, ſchuff, recht uͤberzeuglich einzuſehn,
“Ver-
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Neu-Jahrs-Gedicht,
Jnzwiſchen iſt unſtreitig wahr, und bleibet es bey
unſern Schluͤſſen,
Die ich annoch, mit wenigem, hier werde wiederholẽ muͤſſen.
“Es iſt der Endzweck aller Menſchen, das große Welt-
Buch zu ſtudieren,
“Als welches uns den Schoͤpfer zeigt, und Sein all-
maͤchtiges Regieren;
“Das Buch, worinn die wahre Weisheit, die Furcht
des Herrn, ſehr klar geſchrieben,
“Und deſſen Jnhalt deutlich zeigt: Man ſoll Jhn ehren,
fuͤrchten, lieben.
“Dieß iſt der Endzweck unſers Hierſeyns: Daß, durch
das Sinnliche, die Seelen,
“Da ſie ſich, nach des Schoͤpfers Ordnung, mit der
Materie vermaͤhlen,
“Zu einer bruͤnſtigen Bewundrung des Schoͤpfers in
den Creaturen,
“Geſchickt und faͤhig werden moͤchten, die uͤberzeuglich
hellen Spuhren,
“Daß Gott, und was Er ſey, zu ſehn;
“Jn den Betrachtungen der vielen darinn enthaltnen
Herrlichkeiten,
“Des Schoͤpfers anzubetend Weſen, in froher Ehrfurcht,
zu erhoͤhn,
“Und uns zugleich, nach dieſer Zeit, zum ewgen Preiſe
zu bereiten.
“Ach moͤchte doch hievon die Menſchheit, auf an-
der’ Art, belehret werden!
“Ach moͤchten wir, wozu wir hier, warum uns Gott,
auf dieſer Erden,
“Zu Seinen Ehren naͤmlich, ſchuff, recht uͤberzeuglich
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 330. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/344>, abgerufen am 17.07.2024.
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