"Will man demnach nicht allen Vorzug vor andern nicht vernünftgen Thieren, "Ja allen Adel unsers Geistes, da er zu Gottes Ruhm gemacht, "Die Fähigkeit, Jhn zu verehren in Seiner Creaturen Pracht, "Ja, unsers Wesens ewge Dauer, die hierauf bloß nur fußt, verlieren; "So muß uns nichts, auf dieser Welt, die Wahrheit und den selgen Glauben, "Der Mensch sey, Gott zu Ehren, hier auf diese Welt gesetzet; rauben: "Einfolglich sollt', in Gottes Werken Jhn zu bewun- dern, bloß allein "Der Hauptzweck unsrer Handlungen, und unsers ganzen Lebens, seyn.
Hier aber, deucht mich, hör' ich dich zuletzt noch einen Einwurf machen: Wann dieses Gottes Absicht ist; wie daß, bey so be- stalten Sachen, Die Menschen fast nichts minder thun? und wie doch Gott dieß dulden kann? Darauf ist meine Antwort diese: Zeig' erstlich mir die Ursach an, Warum doch, auf dem Kreiß der Welt, so viel, so viele Millionen, Jn falschem Gottes-Dienste leben, in irrigen Religionen? Vielleicht erscheinet noch die Zeit, da sich hierinn die Menschheit bessert, Und, durch Erfüllung ihrer Absicht, des Schöpfers Lob und Ruhm vergrössert.
Jn-
X 5
auf das 1740ſte Jahr.
“Will man demnach nicht allen Vorzug vor andern nicht vernuͤnftgen Thieren, “Ja allen Adel unſers Geiſtes, da er zu Gottes Ruhm gemacht, “Die Faͤhigkeit, Jhn zu verehren in Seiner Creaturen Pracht, “Ja, unſers Weſens ewge Dauer, die hierauf bloß nur fußt, verlieren; “So muß uns nichts, auf dieſer Welt, die Wahrheit und den ſelgen Glauben, “Der Menſch ſey, Gott zu Ehren, hier auf dieſe Welt geſetzet; rauben: “Einfolglich ſollt’, in Gottes Werken Jhn zu bewun- dern, bloß allein “Der Hauptzweck unſrer Handlungen, und unſers ganzen Lebens, ſeyn.
Hier aber, deucht mich, hoͤr’ ich dich zuletzt noch einen Einwurf machen: Wann dieſes Gottes Abſicht iſt; wie daß, bey ſo be- ſtalten Sachen, Die Menſchen faſt nichts minder thun? und wie doch Gott dieß dulden kann? Darauf iſt meine Antwort dieſe: Zeig’ erſtlich mir die Urſach an, Warum doch, auf dem Kreiß der Welt, ſo viel, ſo viele Millionen, Jn falſchem Gottes-Dienſte leben, in irrigen Religionen? Vielleicht erſcheinet noch die Zeit, da ſich hierinn die Menſchheit beſſert, Und, durch Erfuͤllung ihrer Abſicht, des Schoͤpfers Lob und Ruhm vergroͤſſert.
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auf das 1740ſte Jahr.
“Will man demnach nicht allen Vorzug vor andern
nicht vernuͤnftgen Thieren,
“Ja allen Adel unſers Geiſtes, da er zu Gottes Ruhm
gemacht,
“Die Faͤhigkeit, Jhn zu verehren in Seiner Creaturen
Pracht,
“Ja, unſers Weſens ewge Dauer, die hierauf bloß nur
fußt, verlieren;
“So muß uns nichts, auf dieſer Welt, die Wahrheit
und den ſelgen Glauben,
“Der Menſch ſey, Gott zu Ehren, hier auf dieſe Welt
geſetzet; rauben:
“Einfolglich ſollt’, in Gottes Werken Jhn zu bewun-
dern, bloß allein
“Der Hauptzweck unſrer Handlungen, und unſers
ganzen Lebens, ſeyn.
Hier aber, deucht mich, hoͤr’ ich dich zuletzt noch
einen Einwurf machen:
Wann dieſes Gottes Abſicht iſt; wie daß, bey ſo be-
ſtalten Sachen,
Die Menſchen faſt nichts minder thun? und wie doch
Gott dieß dulden kann?
Darauf iſt meine Antwort dieſe: Zeig’ erſtlich mir die
Urſach an,
Warum doch, auf dem Kreiß der Welt, ſo viel, ſo viele
Millionen,
Jn falſchem Gottes-Dienſte leben, in irrigen Religionen?
Vielleicht erſcheinet noch die Zeit, da ſich hierinn die
Menſchheit beſſert,
Und, durch Erfuͤllung ihrer Abſicht, des Schoͤpfers Lob
und Ruhm vergroͤſſert.
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 329. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/343>, abgerufen am 17.07.2024.
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