"Vor uns sind, fast die meisten Dinge, nicht, was sie seyn; nein, das, was wir "Davon uns vorzustellen pflegen. "Hieraus nun sieht man überzeuglich, wie viel uns denn daran gelegen, "Die Kraft, sich etwas vorzustellen, so wie es ist, wohl auszuüben: "Einfolglich Gottes Wunder-Werke als Wunder-Werk' auch anzusehn; "Durch selbe, Sein' Allgegenwart, und, nebst der Weis- heit, auch Sein Lieben, "Jn allen Dingen, zu bewundern, und Gott in ihnen zu erhöhn.
Erkennt demnach, geliebte Menschen! in dieser nicht bestrittnen Wahrheit, Von diesem unserm Lehr-Satz hier, sowohl die Gründ- lichkeit als Klarheit: "Daß nämlich Gott, zu diesem Endzweck, euch bloß die Sinnen, Geist und Leben, "Damit ihr Jhn, in Seinen Werken, erkennen, preisen und erheben, "Und Jhm allein vertrauen, lieben, und Jhn bewun- dern sollt, gegeben.
Aus dieser Absicht fließt zugleich: "Daß, da wir Gott nicht dienen können, "Und Er, aus Lieb', uns doch ein Mittel, in unserm Nächsten, wollen gönnen;
"Daß
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auf das 1740ſte Jahr.
“Vor uns ſind, faſt die meiſten Dinge, nicht, was ſie ſeyn; nein, das, was wir “Davon uns vorzuſtellen pflegen. “Hieraus nun ſieht man uͤberzeuglich, wie viel uns denn daran gelegen, “Die Kraft, ſich etwas vorzuſtellen, ſo wie es iſt, wohl auszuuͤben: “Einfolglich Gottes Wunder-Werke als Wunder-Werk’ auch anzuſehn; “Durch ſelbe, Sein’ Allgegenwart, und, nebſt der Weis- heit, auch Sein Lieben, “Jn allen Dingen, zu bewundern, und Gott in ihnen zu erhoͤhn.
Erkennt demnach, geliebte Menſchen! in dieſer nicht beſtrittnen Wahrheit, Von dieſem unſerm Lehr-Satz hier, ſowohl die Gruͤnd- lichkeit als Klarheit: “Daß naͤmlich Gott, zu dieſem Endzweck, euch bloß die Sinnen, Geiſt und Leben, “Damit ihr Jhn, in Seinen Werken, erkennen, preiſen und erheben, “Und Jhm allein vertrauen, lieben, und Jhn bewun- dern ſollt, gegeben.
Aus dieſer Abſicht fließt zugleich: “Daß, da wir Gott nicht dienen koͤnnen, “Und Er, aus Lieb’, uns doch ein Mittel, in unſerm Naͤchſten, wollen goͤnnen;
“Daß
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auf das 1740ſte Jahr.
“Vor uns ſind, faſt die meiſten Dinge, nicht, was ſie
ſeyn; nein, das, was wir
“Davon uns vorzuſtellen pflegen.
“Hieraus nun ſieht man uͤberzeuglich, wie viel uns denn
daran gelegen,
“Die Kraft, ſich etwas vorzuſtellen, ſo wie es iſt, wohl
auszuuͤben:
“Einfolglich Gottes Wunder-Werke als Wunder-Werk’
auch anzuſehn;
“Durch ſelbe, Sein’ Allgegenwart, und, nebſt der Weis-
heit, auch Sein Lieben,
“Jn allen Dingen, zu bewundern, und Gott in ihnen
zu erhoͤhn.
Erkennt demnach, geliebte Menſchen! in dieſer nicht
beſtrittnen Wahrheit,
Von dieſem unſerm Lehr-Satz hier, ſowohl die Gruͤnd-
lichkeit als Klarheit:
“Daß naͤmlich Gott, zu dieſem Endzweck, euch bloß
die Sinnen, Geiſt und Leben,
“Damit ihr Jhn, in Seinen Werken, erkennen, preiſen
und erheben,
“Und Jhm allein vertrauen, lieben, und Jhn bewun-
dern ſollt, gegeben.
Aus dieſer Abſicht fließt zugleich: “Daß, da wir
Gott nicht dienen koͤnnen,
“Und Er, aus Lieb’, uns doch ein Mittel, in unſerm
Naͤchſten, wollen goͤnnen;
“Daß
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/341>, abgerufen am 17.07.2024.
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