Geheftet: und, im Gegentheil, an Armuth, öfters, Unmuth, Bande, Verachtung, Unglück, Plag' und Noth, Spott, Unbe- quemlichkeit und Schande, Verknüpft hat, und mit ihr vereint; So scheinets, daß man in der That, (Zumal beym Mangel eines Endzwecks) man nicht so großes Unrecht hat, Das mächtige Metall zu wählen, das Gold zu einem Gott zu machen: Absonderlich, wenn man erwegt, wie gleichsam rechte Wunder-Sachen, Durch den Gebrauch des lieben Geldes, fast auf dem ganzen Kreis der Erden, An allen Orten, ausgeführt, verrichtet und gewirket werden.
Noch sieht man eine Neben-Absicht, die Menschen in Bewegung bringen, Die ist der Stolz, und heisset Ehre: da man sich, über seines Gleichen, Durch wahre theils, theils falsche Gaben, bemüht ist, sich empor zu schwingen, Und, wo es möglich, einen Vorzug vor allen, suchet zu erreichen. Ob nun, durch diese Leidenschaft, nicht minder, als durch Geld, auf Erden, Unwidersprechlich, viele Dinge, die gut sind, ausgefüh- ret werden; So wird doch jeder leicht gewahr, daß sie zu Krieg und Blut-vergiessen, Verräthereyen, Land-Verwüstung, nicht minder, öfters dienen müssen:
Da
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auf das 1740ſte Jahr.
Geheftet: und, im Gegentheil, an Armuth, oͤfters, Unmuth, Bande, Verachtung, Ungluͤck, Plag’ und Noth, Spott, Unbe- quemlichkeit und Schande, Verknuͤpft hat, und mit ihr vereint; So ſcheinets, daß man in der That, (Zumal beym Mangel eines Endzwecks) man nicht ſo großes Unrecht hat, Das maͤchtige Metall zu waͤhlen, das Gold zu einem Gott zu machen: Abſonderlich, wenn man erwegt, wie gleichſam rechte Wunder-Sachen, Durch den Gebrauch des lieben Geldes, faſt auf dem ganzen Kreis der Erden, An allen Orten, ausgefuͤhrt, verrichtet und gewirket werden.
Noch ſieht man eine Neben-Abſicht, die Menſchen in Bewegung bringen, Die iſt der Stolz, und heiſſet Ehre: da man ſich, uͤber ſeines Gleichen, Durch wahre theils, theils falſche Gaben, bemuͤht iſt, ſich empor zu ſchwingen, Und, wo es moͤglich, einen Vorzug vor allen, ſuchet zu erreichen. Ob nun, durch dieſe Leidenſchaft, nicht minder, als durch Geld, auf Erden, Unwiderſprechlich, viele Dinge, die gut ſind, ausgefuͤh- ret werden; So wird doch jeder leicht gewahr, daß ſie zu Krieg und Blut-vergieſſen, Verraͤthereyen, Land-Verwuͤſtung, nicht minder, oͤfters dienen muͤſſen:
Da
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auf das 1740ſte Jahr.
Geheftet: und, im Gegentheil, an Armuth, oͤfters,
Unmuth, Bande,
Verachtung, Ungluͤck, Plag’ und Noth, Spott, Unbe-
quemlichkeit und Schande,
Verknuͤpft hat, und mit ihr vereint; So ſcheinets,
daß man in der That,
(Zumal beym Mangel eines Endzwecks) man nicht
ſo großes Unrecht hat,
Das maͤchtige Metall zu waͤhlen, das Gold zu einem
Gott zu machen:
Abſonderlich, wenn man erwegt, wie gleichſam rechte
Wunder-Sachen,
Durch den Gebrauch des lieben Geldes, faſt auf dem
ganzen Kreis der Erden,
An allen Orten, ausgefuͤhrt, verrichtet und gewirket
werden.
Noch ſieht man eine Neben-Abſicht, die Menſchen
in Bewegung bringen,
Die iſt der Stolz, und heiſſet Ehre: da man ſich, uͤber
ſeines Gleichen,
Durch wahre theils, theils falſche Gaben, bemuͤht iſt,
ſich empor zu ſchwingen,
Und, wo es moͤglich, einen Vorzug vor allen, ſuchet
zu erreichen.
Ob nun, durch dieſe Leidenſchaft, nicht minder, als durch
Geld, auf Erden,
Unwiderſprechlich, viele Dinge, die gut ſind, ausgefuͤh-
ret werden;
So wird doch jeder leicht gewahr, daß ſie zu Krieg und
Blut-vergieſſen,
Verraͤthereyen, Land-Verwuͤſtung, nicht minder, oͤfters
dienen muͤſſen:
Da
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Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 325. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/339>, abgerufen am 17.07.2024.
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