Durch alle Körper, die nicht denken, von allen Sonnen, allen Erden, Kann Gottes Allmacht nicht erkannt, bewundert, ange- betet werden. Wenn kein vernünftger Geist in ihnen; Kann bloß ihr Daseyn ihm nicht dienen. Sie werden ihren großen Schöpfer und Herrn so wenig, als ein Stein, Zu ehren, zu erhöhn, zu lieben, und zu bewundern, fähig seyn. Wer kann dieß leugnen? Keine Seele, kein Christ, kein Jude. Ja selbst Heiden Und Türken müssen dieß gestehn, Daß Gott dem Menschen Weisheit gab, um, durch Ver- stand, zu unterscheiden, Und, durch die Creatur, zu finden: "Es sey ein Gott; und auch zugleich, "Weil Er, an Vollenkommenheiten, vor allen Creaturen, reich, "Er sey zu ehren, anzubeten; Er sey zu lieben und zu loben. "Und, weil, in Seiner Creatur, sich Seine Eigenschaften weisen, "Sey Er in ihnen zu betrachten, und, in Bewunderung, zu preisen: "Durch sie, da sie Jhn offenbahren, sey Er am würdigsten erhoben.
War dieß nun, wie es nicht zu leugnen, des ersten Menschen Zweck und Pflicht, Wozu er bloß allein erschaffen; so leugnet, hoff' ich, keiner nicht,
Daß
8 Theil. X
auf das 1740ſte Jahr.
Durch alle Koͤrper, die nicht denken, von allen Sonnen, allen Erden, Kann Gottes Allmacht nicht erkannt, bewundert, ange- betet werden. Wenn kein vernuͤnftger Geiſt in ihnen; Kann bloß ihr Daſeyn ihm nicht dienen. Sie werden ihren großen Schoͤpfer und Herrn ſo wenig, als ein Stein, Zu ehren, zu erhoͤhn, zu lieben, und zu bewundern, faͤhig ſeyn. Wer kann dieß leugnen? Keine Seele, kein Chriſt, kein Jude. Ja ſelbſt Heiden Und Tuͤrken muͤſſen dieß geſtehn, Daß Gott dem Menſchen Weisheit gab, um, durch Ver- ſtand, zu unterſcheiden, Und, durch die Creatur, zu finden: “Es ſey ein Gott; und auch zugleich, “Weil Er, an Vollenkommenheiten, vor allen Creaturen, reich, “Er ſey zu ehren, anzubeten; Er ſey zu lieben und zu loben. “Und, weil, in Seiner Creatur, ſich Seine Eigenſchaften weiſen, “Sey Er in ihnen zu betrachten, und, in Bewunderung, zu preiſen: “Durch ſie, da ſie Jhn offenbahren, ſey Er am wuͤrdigſten erhoben.
War dieß nun, wie es nicht zu leugnen, des erſten Menſchen Zweck und Pflicht, Wozu er bloß allein erſchaffen; ſo leugnet, hoff’ ich, keiner nicht,
Daß
8 Theil. X
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><lgtype="poem"><pbfacs="#f0335"n="321"/><fwplace="top"type="header">auf das 1740ſte Jahr.</fw><lb/><lgn="14"><l>Durch alle Koͤrper, die nicht denken, von allen Sonnen,<lb/><hirendition="#et">allen Erden,</hi></l><lb/><l>Kann Gottes Allmacht nicht erkannt, bewundert, ange-<lb/><hirendition="#et">betet werden.</hi></l><lb/><l>Wenn kein vernuͤnftger Geiſt in ihnen;</l><lb/><l>Kann bloß ihr Daſeyn ihm nicht dienen.</l><lb/><l>Sie werden ihren großen Schoͤpfer und Herrn ſo wenig,<lb/><hirendition="#et">als ein Stein,</hi></l><lb/><l>Zu ehren, zu erhoͤhn, zu lieben, und zu bewundern,<lb/><hirendition="#et">faͤhig ſeyn.</hi></l><lb/><l>Wer kann dieß leugnen? Keine Seele, kein Chriſt, kein<lb/><hirendition="#et">Jude. Ja ſelbſt Heiden</hi></l><lb/><l>Und Tuͤrken muͤſſen dieß geſtehn,</l><lb/><l>Daß Gott dem Menſchen Weisheit gab, um, durch Ver-<lb/><hirendition="#et">ſtand, zu unterſcheiden,</hi></l><lb/><l>Und, durch die Creatur, zu finden: “Es ſey ein Gott;<lb/><hirendition="#et">und auch zugleich,</hi></l><lb/><l>“Weil Er, an Vollenkommenheiten, vor allen Creaturen,<lb/><hirendition="#et">reich,</hi></l><lb/><l>“Er ſey zu ehren, anzubeten; Er ſey zu lieben und<lb/><hirendition="#et">zu loben.</hi></l><lb/><l>“Und, weil, in Seiner Creatur, ſich Seine Eigenſchaften<lb/><hirendition="#et">weiſen,</hi></l><lb/><l>“Sey Er in ihnen zu betrachten, und, in Bewunderung,<lb/><hirendition="#et">zu preiſen:</hi></l><lb/><l>“Durch ſie, da ſie Jhn offenbahren, ſey Er am wuͤrdigſten<lb/><hirendition="#et">erhoben.</hi></l></lg><lb/><lgn="15"><l>War dieß nun, wie es nicht zu leugnen, des erſten<lb/><hirendition="#et">Menſchen Zweck und Pflicht,</hi></l><lb/><l>Wozu er bloß allein erſchaffen; ſo leugnet, hoff’ ich,<lb/><hirendition="#et">keiner nicht,</hi></l></lg><lb/><fwplace="bottom"type="sig">8 Theil. X</fw><fwplace="bottom"type="catch">Daß</fw><lb/></lg></div></div></div></body></text></TEI>
[321/0335]
auf das 1740ſte Jahr.
Durch alle Koͤrper, die nicht denken, von allen Sonnen,
allen Erden,
Kann Gottes Allmacht nicht erkannt, bewundert, ange-
betet werden.
Wenn kein vernuͤnftger Geiſt in ihnen;
Kann bloß ihr Daſeyn ihm nicht dienen.
Sie werden ihren großen Schoͤpfer und Herrn ſo wenig,
als ein Stein,
Zu ehren, zu erhoͤhn, zu lieben, und zu bewundern,
faͤhig ſeyn.
Wer kann dieß leugnen? Keine Seele, kein Chriſt, kein
Jude. Ja ſelbſt Heiden
Und Tuͤrken muͤſſen dieß geſtehn,
Daß Gott dem Menſchen Weisheit gab, um, durch Ver-
ſtand, zu unterſcheiden,
Und, durch die Creatur, zu finden: “Es ſey ein Gott;
und auch zugleich,
“Weil Er, an Vollenkommenheiten, vor allen Creaturen,
reich,
“Er ſey zu ehren, anzubeten; Er ſey zu lieben und
zu loben.
“Und, weil, in Seiner Creatur, ſich Seine Eigenſchaften
weiſen,
“Sey Er in ihnen zu betrachten, und, in Bewunderung,
zu preiſen:
“Durch ſie, da ſie Jhn offenbahren, ſey Er am wuͤrdigſten
erhoben.
War dieß nun, wie es nicht zu leugnen, des erſten
Menſchen Zweck und Pflicht,
Wozu er bloß allein erſchaffen; ſo leugnet, hoff’ ich,
keiner nicht,
Daß
8 Theil. X
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746, S. 321. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/brockes_vergnuegen08_1746/335>, abgerufen am 17.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.