Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Nutzen des Mangels, Daß er nun nicht unfruchtbar, stumpf, ohn Kunst und Wissenschaften, bliebe, Und etwas, diese zu erlangen, ihn unauf hörlich spornt' und triebe, Hat er, zum weisen Zweck, den Mangel ihm, zum Ge- fährten, zugegeben; Damit er sich, stets zu verbessern, und künstlicher zu seyn, bestreben, Und nimmer müßig bleiben möchte. Denn dieß wird jeder zugestehn, Daß, wenn wir nicht auf Speis' und Trank, und uns zu kleiden, müßten sehn, Und alles dieß, im Ueberfluß, sich überall zugegen fünde, Der Menschen Geist, von allen Dingen, unstreitig, we- niger verstünde; Die allerbesten Kräfte würden, mit noch vermehrtem Unvergnügen, Und wo nicht lauter Unkraut tragen, doch unglückselig Braache liegen. Doch, eh' ich die Gedanken schliesse, muß ich, zum Trost noch für die Armen, Ein Wort der Wahrheit hier erwehnen. Habt ihr auf Erden minder Freuden, Und müßt ihr, bey der Dürftigkeit, ein mehrers, als die Reichen, leiden; So glaubt gewißlich, euer Vater wird sich schon eurer auch erbarmen, Und was ihr, in der kurzen Zeit, Nach Seiner weisen Ordnung, duldet, in jener langen Ewigkeit, Mit
Nutzen des Mangels, Daß er nun nicht unfruchtbar, ſtumpf, ohn Kunſt und Wiſſenſchaften, bliebe, Und etwas, dieſe zu erlangen, ihn unauf hoͤrlich ſpornt’ und triebe, Hat er, zum weiſen Zweck, den Mangel ihm, zum Ge- faͤhrten, zugegeben; Damit er ſich, ſtets zu verbeſſern, und kuͤnſtlicher zu ſeyn, beſtreben, Und nimmer muͤßig bleiben moͤchte. Denn dieß wird jeder zugeſtehn, Daß, wenn wir nicht auf Speiſ’ und Trank, und uns zu kleiden, muͤßten ſehn, Und alles dieß, im Ueberfluß, ſich uͤberall zugegen fuͤnde, Der Menſchen Geiſt, von allen Dingen, unſtreitig, we- niger verſtuͤnde; Die allerbeſten Kraͤfte wuͤrden, mit noch vermehrtem Unvergnuͤgen, Und wo nicht lauter Unkraut tragen, doch ungluͤckſelig Braache liegen. Doch, eh’ ich die Gedanken ſchlieſſe, muß ich, zum Troſt noch fuͤr die Armen, Ein Wort der Wahrheit hier erwehnen. Habt ihr auf Erden minder Freuden, Und muͤßt ihr, bey der Duͤrftigkeit, ein mehrers, als die Reichen, leiden; So glaubt gewißlich, euer Vater wird ſich ſchon eurer auch erbarmen, Und was ihr, in der kurzen Zeit, Nach Seiner weiſen Ordnung, duldet, in jener langen Ewigkeit, Mit
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Nutzen des Mangels,
Daß er nun nicht unfruchtbar, ſtumpf, ohn Kunſt und
Wiſſenſchaften, bliebe,
Und etwas, dieſe zu erlangen, ihn unauf hoͤrlich ſpornt’
und triebe,
Hat er, zum weiſen Zweck, den Mangel ihm, zum Ge-
faͤhrten, zugegeben;
Damit er ſich, ſtets zu verbeſſern, und kuͤnſtlicher zu ſeyn,
beſtreben,
Und nimmer muͤßig bleiben moͤchte. Denn dieß wird
jeder zugeſtehn,
Daß, wenn wir nicht auf Speiſ’ und Trank, und uns
zu kleiden, muͤßten ſehn,
Und alles dieß, im Ueberfluß, ſich uͤberall zugegen
fuͤnde,
Der Menſchen Geiſt, von allen Dingen, unſtreitig, we-
niger verſtuͤnde;
Die allerbeſten Kraͤfte wuͤrden, mit noch vermehrtem
Unvergnuͤgen,
Und wo nicht lauter Unkraut tragen, doch ungluͤckſelig
Braache liegen.
Doch, eh’ ich die Gedanken ſchlieſſe, muß ich, zum
Troſt noch fuͤr die Armen,
Ein Wort der Wahrheit hier erwehnen. Habt ihr auf
Erden minder Freuden,
Und muͤßt ihr, bey der Duͤrftigkeit, ein mehrers, als die
Reichen, leiden;
So glaubt gewißlich, euer Vater wird ſich ſchon eurer
auch erbarmen,
Und was ihr, in der kurzen Zeit,
Nach Seiner weiſen Ordnung, duldet, in jener langen
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