Brockes, Barthold Heinrich: Jrdisches Vergnügen in Gott, bestehend in Physicalisch- und Moralischen Gedichten. Bd. 8. Hamburg, 1746.Auf meinen fünf und sechszigsten Gebuhrts-Tag. Gott Lob! es ist von meinen Jahren das vier und sechszigste vollbracht; Der zwey und zwanzigste September beschliesset es, und fängt zugleich Das fünf und sechszigste schon an. Was hab' ich Dei- ner Lieb' und Macht, O Herr des Lebens! nicht zu danken! Wie wunderbar, wie Gnaden-reich, Hast Du mich, auch dieß Jahr, geführt! und so viel Gutes mir erhalten, Was Du mir bis daher geschenkt; die Leibes-Kräfte, da ich mich So stark, als jemals, noch befinde. Mein Geist, Gott Lob! befindet sich, Nicht minder, noch in vorger Stärke: Jch kann mein Amt so gut verwalten, Als wie es sonst von mir geschehn. Es blühen meine Kinder auch, Voll von Gesundheit und von Leben. Zwar mußte, durch des Todes Hauch. Von ihnen eins, zu meinem Gram, im abgewichnen Jahr, erkalten. Doch hat derselben sanfter Tod, in dem empfindlichen Verlust, Mich sehr getröstet und gestärkt; dieß stärkt auch jetzt noch meine Brust: Sie starb vergnügt, wie sie gelebt. Auch, dieses traurige Geschick Mir etwas wenigstens zu lindern, ließ sie mir einen Sohn zurück, Der
Auf meinen fuͤnf und ſechszigſten Gebuhrts-Tag. Gott Lob! es iſt von meinen Jahren das vier und ſechszigſte vollbracht; Der zwey und zwanzigſte September beſchlieſſet es, und faͤngt zugleich Das fuͤnf und ſechszigſte ſchon an. Was hab’ ich Dei- ner Lieb’ und Macht, O Herr des Lebens! nicht zu danken! Wie wunderbar, wie Gnaden-reich, Haſt Du mich, auch dieß Jahr, gefuͤhrt! und ſo viel Gutes mir erhalten, Was Du mir bis daher geſchenkt; die Leibes-Kraͤfte, da ich mich So ſtark, als jemals, noch befinde. Mein Geiſt, Gott Lob! befindet ſich, Nicht minder, noch in vorger Staͤrke: Jch kann mein Amt ſo gut verwalten, Als wie es ſonſt von mir geſchehn. Es bluͤhen meine Kinder auch, Voll von Geſundheit und von Leben. Zwar mußte, durch des Todes Hauch. Von ihnen eins, zu meinem Gram, im abgewichnen Jahr, erkalten. Doch hat derſelben ſanfter Tod, in dem empfindlichẽ Verluſt, Mich ſehr getroͤſtet und geſtaͤrkt; dieß ſtaͤrkt auch jetzt noch meine Bruſt: Sie ſtarb vergnuͤgt, wie ſie gelebt. Auch, dieſes traurige Geſchick Mir etwas wenigſtens zu lindern, ließ ſie mir einen Sohn zuruͤck, Der
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Auf meinen fuͤnf und ſechszigſten
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ſechszigſte vollbracht;
Der zwey und zwanzigſte September beſchlieſſet es, und
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Das fuͤnf und ſechszigſte ſchon an. Was hab’ ich Dei-
ner Lieb’ und Macht,
O Herr des Lebens! nicht zu danken! Wie wunderbar,
wie Gnaden-reich,
Haſt Du mich, auch dieß Jahr, gefuͤhrt! und ſo viel
Gutes mir erhalten,
Was Du mir bis daher geſchenkt; die Leibes-Kraͤfte,
da ich mich
So ſtark, als jemals, noch befinde. Mein Geiſt, Gott
Lob! befindet ſich,
Nicht minder, noch in vorger Staͤrke: Jch kann mein
Amt ſo gut verwalten,
Als wie es ſonſt von mir geſchehn. Es bluͤhen meine
Kinder auch,
Voll von Geſundheit und von Leben. Zwar mußte,
durch des Todes Hauch.
Von ihnen eins, zu meinem Gram, im abgewichnen Jahr,
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Doch hat derſelben ſanfter Tod, in dem empfindlichẽ Verluſt,
Mich ſehr getroͤſtet und geſtaͤrkt; dieß ſtaͤrkt auch jetzt
noch meine Bruſt:
Sie ſtarb vergnuͤgt, wie ſie gelebt. Auch, dieſes traurige
Geſchick
Mir etwas wenigſtens zu lindern, ließ ſie mir einen
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